Ausstellung in Remagen Selbst- und Fremdbilder

REMAGEN · Fünf Künstlerinnen präsentieren Malerei, Fotografie, Installation, Objekte und Video

 "Borderline" heißt dieses Kunstwerk von Judith Dirks in der Villa Heros.

"Borderline" heißt dieses Kunstwerk von Judith Dirks in der Villa Heros.

Foto: Martin Gausmann

"Quinär", zu Deutsch "fünf enthaltend", heißt die Präsentation im Künstlerforum, zu der Rolf Plewa, Erster Beigeordneter der Stadt Remagen, am Sonntag anlässlich der Eröffnung ein Grußwort sprach. Die fünf Künstlerinnen eint, dass sie alle an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen studiert haben. Ihren Arbeiten ist die gegenständliche Darstellung eigen, und auf der Ebene der Auseinandersetzung geht es, wie Forumsmitglied Dieter Wessinger in seiner sensiblen Einführung erklärte, um "Selbst- und Fremdbilder".

Da füllt Raimunde Grave aus Essen eine ganze Wand in 128-facher Selbstbespiegelung. Sie hat Handy-Selbstporträts aus allen Lebenslagen in Bleistift-Zeichnungen überführt, was die Ego-Überdosis jedoch kaum mildert. Dagegen enthält ihr "Borderline"-Objekt, ein rosa Betttuch mit von Hand aufgenähtem Text über innere Zerrissenheit, reichlich Stoff zur nachdenklichen Betrachtung.

Erika Anna Schumacher bringt zwei pastellig-zarte Fotoserien von zweifellos poetischem Flair ein. Doch ihre Doppelporträts von Frauen und Blumen muten in gleichberechtigten Zeiten etwas überholt an. Auch wenn sie CC-Markentaschen mit apart wirkenden, transparent-grünen, gefüllten Müllbeuteln aus Paris kombiniert, stylt sie die Dialoge so, als wolle sie diese eher im Bereich Design/Werbung - etwa in einer Parfümerie - ansiedeln denn in der Kunst. Ungleich tiefer berührt, obgleich sie leicht und flüchtig formuliert, die bei Würzburg lebende Gabi Weinkauf mit ihrer weiblich inspirierten Werkgruppe "Hemdchen". Leiblichkeit und Verletzlichkeit, Wonne und Gefahr werden geheimnisvoll verwebt. Über realen dünnen weißen Hemdchen am Kleiderständer flattert ein video-projiziertes Kleidungsstück im Sommerwind. Wellen zerren eine gestrandete Weißware hin und her, während ein weiteres Video die hemdchenbekleidete Künstlerin behaglich ins Wiesengrün gekuschelt zeigt - ausgerechnet auf einer echten gelben Gifttonne.

Auf gemalte Porträts setzen, indes ganz verschieden, Martina Hengsbach aus Mülheim an der Ruhr und Judith Dirks aus Oer-Erkenschwick. Hengsbach erzeugt in Kohle und Öl-Mischtechnik eigentümlich weich gezeichnete Gesichter. Sie nimmt Anteil an der Befindlichkeit der Dargestellten, deren Physiognomie sie nahe, aber nicht zu nahe rückt, um sie als Ausdruck des jeweiligen Innenlebens zu interpretieren. Jenseits eines Interesses an der Persönlichkeit bildet Dirks junge Frauen ab, die Standbildern aus Filmen entstammen. Es entstehen, entsprechend der Pixel, durchbrochene Öl-Bildnisse mit spannenden Strukturen.

Die Ausstellung ist bis 8. Februar im Künstlerforum, Villa Heros, Kirchstraße 3, geöffnet: samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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