Gedenken in Bad Bodendorf mit Ex-Bundespräsident Joachim Gauck spendet Zuversicht am Volkstrauertag

Bad Bodendorf · Ex-Bundespräsident Joachim Gauck war der Hauptredner bei der Gedenkfeier des Kreises Ahrweiler am Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Bad Bodendorf.

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Volkstrauertag in Bad Bodendorf als Hauptredner fungiert.

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Volkstrauertag in Bad Bodendorf als Hauptredner fungiert.

Foto: AHR-FOTO

Der Volkstrauertag, seit Jahrzehnten dem Gedenken gewidmet, sei „in diesem Jahr auch ein Tag der Trauer über das große Leid und das unsinnige Sterben in der Ukraine“. Das sagte Joachim Gauck, von 2012 bis 2017 Bundespräsident, am Sonntagnachmittag bei der zentralen Gedenkfeier des Kreises Ahrweiler auf dem Soldatenfriedhof in Bad Bodendorf.

„Wir leben in Zeiten, in denen wieder Krieg ist in Europa und in denen erneut ein menschenverachtendes Regime die Freiheit und den Frieden bedroht“, so Gauck weiter. Was wir derzeit erleben, hätten „die meisten von uns im 21. Jahrhundert mitten in Europa bis vor wenigen Monaten für unvorstellbar gehalten“. Niemand wisse, wie weit Putins Ambitionen bei der Wiedererrichtung eines großrussischen Imperiums reichen, und niemand könne sagen, dass Übergriffe auf das Nato-Territorium, insbesondere auf die baltischen Staaten oder etwa weitere Angriffe auf Georgien oder Moldawien, ausgeschlossen sind.

Gauck folgt in einer Tradition namhafter Redner

Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) hatte die etwa 250 Menschen, darunter viele Ehrengäste aus Politik, Bundeswehr und Hilfsorganisationen, auf der Kriegsgräberstätte begrüßt und all denen gedankt, die sich in die Vorbereitung und Durchführung dieser jährlichen Veranstaltung eingebracht haben. 1244 Menschen, die in den Wochen gegen und unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an Krankheit, Hunger und Kälte in den Kriegsgefangenenlagern in den Rheinwiesen starben, ruhen auf diesem Friedhof, der bei der Ahr-Flut vom Juli 2021 mehr als drei Meter überflutet wurde.

Der katholische Pastor Frank Werner, seine evangelische Kollegin Kerstin Laubmann, der von Andrea Ernst dirigierte Männergesangverein „Eintracht“ Westum, verstärkt um Stimmen aus den Männergesangvereinen Sinzig und Bad Bodendorf, sowie der von Rüdiger Stiehl geleitete Posaunenchor Bad Neuenahr gestalteten die Gedenkfeier mit. Vertreter von Land, Bundeswehr, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und VdK legten Kränze nieder.

Gauck schließt mit Worten der Hoffnung

Für die vom Kreis organisierte Gedenkfeier konnte die Kreisverwaltung bislang ausnahmslos namhafte Redner aus Politik und Gesellschaft gewinnen. 1997 etwa sprach der 2008 auf Burg Kreuzberg verstorbene ehemalige Widerstandskämpfer Philipp Freiherr von Boeselager. Ihm folgten Annemarie Renger (2004), von 1972 bis 1976 Bundestagspräsidentin, der 2020 verstorbene ehemalige Bundesarbeits- und -Sozialminister Norbert Blüm (2007), der 2016 verstorbene Rupert Neudeck (2008), der 1979 durch die Rettung Tausender vietnamesischer Flüchtlinge („Boat-People“) im Chinesischen Meer mit der Cap Anamur weltweit bekannt wurde, der Bildhauer und Aktionskünstler Gunter Demnig (2013), der in Remagen (2009), Bad Neuenahr-Ahrweiler und Kempenich (2012), Altenahr (2016) und zuletzt – am 4. Mai 2022 – in Sinzig Stolpersteine verlegte, sowie die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (2017).

Ex-Bundespräsident Gauck schloss seine Rede am Sonntag mit Worten der Hoffnung. Neben der Trauer über Krieg wie dem in der Ukraine und Katastrophen wie dem 2021er Hochwasser dürften die Menschen „die Hoffnung schöpfen, dass mit entschlossenem Handeln und praktizierter Solidarität das Unheil überwunden werden und eine neue Zukunft aufgebaut“ werden kann. „Mit Zuversicht wollen wir daran mitwirken, dass alle Menschen – egal, ob hier im Ahrtal oder in der Ukraine – eine Zukunft in Freiheit und Frieden haben.“