Demos in Sinzig Mahnwache gegen Corona-Protest

Sinzig · In Sinzig hat es eine Mahnwache wegen einer unangemeldeten Demonstration gegeben, die sich gegen die Corona-Maßnahmen richtete. Dazu aufgerufen hatten ein Friedensbündnis und die Grünen.

Teilnehmer der Mahnwache gegen den „Spaziergang“ auf dem Sinziger Kirchplatz halten ein Transparent mit einer klaren Botschaft.

Teilnehmer der Mahnwache gegen den „Spaziergang“ auf dem Sinziger Kirchplatz halten ein Transparent mit einer klaren Botschaft.

Foto: Martin Gausmann

„Ihr nennt es ‚Spaziergang', wir nennen es dumm gelaufen“ war auf einem Schild zu lesen: 60 bis 70 Menschen haben am Montagabend auf dem Kirchplatz in Sinzig eine Mahnwache gegen einen sogenannten Spaziergang abgehalten. Bei den „Spaziergängen“, die seit einigen Wochen in ganz Deutschland und auch in Sinzig stattfinden, protestieren die Teilnehmer gegen angeblich unverhätlnismäßige Corona-Maßnahmen. Trotz des harmlos anmutenden Namens handelt sich tatsächlich um unangemeldete und damit illegale Demonstrationen, deren Teilnehmer der „Querdenker“-Bewegung zuzuordnen sind und bei denen zum Teil auch Rechtsextreme mitmarschieren.

Zur Mahnwache aufgerufen – und sie auch angemeldet – hatten das Remagener Bündnis Bündnis für Frieden und Demokratie sowie die Grünen. „Die sogenannten Spaziergänge sind unangemeldete Versammlungen, die bewusst unsere demokratischen Spielregeln umgehen. Wir werden solange montags hier sein, bis diese Spaziergänge so nicht mehr stattfinden“, machte Stefani Jurries, Vorstandssprecherin des Grünen Kreisverbands, deutlich. Zuvor betonte sie, dass die Corona-Maßnahmen die Menschen eben nicht unverhältmäßig in den Grundrechten einschränkten.

Michaela Schmitt vom Remagener Friedensbündnis übte deutliche Kritik an den „Spaziergängern“. Sich das Recht auf Freiheit zu nehmen, ohne auch für die Pflichten einzustehen, widerspreche dem gesellschaftlichen Konsens. „Das ist keine Freiheit. Das ist Egoismus“, betonte Schmitt – und erntete dafür lautstarken Beifall, wobei aus dem Publikum der Hinweis kam, dass anstelle von Egoismus auch von Egozentrik und Narzissmus die Rede sein könnte.

200 Teilnehmer bei Demonstrationszug

Die mitunter mit Lichterketten behängten „Spaziergänger“ kamen auf eine niedrige dreistellige Teilnehmerzahl, laut Polizei handelte sich um 200 Personen. Auswärtigen Auto-Kennzeichen nach zu urteilen kamen sie allerdings zu einem guten Teil nicht aus Sinzig oder dem Kreis Ahrweiler – und am Ende ihres Protestzugs durch die Stadt mit deutlich weniger Personen wieder am Kirchplatz an. Kurios: Kurz vor Beginn mussten sie einen Versammlungsleiter benennen. Dieser marschierte dann aber nicht mit, sondern verweilte am Startpunkt.

Im Gespräch mit dem General-Anzeiger berichtete der Mann, er habe auch schon in den vergangenen Wochen an den „Spaziergängen“ teilgenommen. Er begründete dies damit, dass er gegen die „Spaltung der Gesellschaft“ durch die Corona-Maßnahmen sei. Er verwies zudem darauf, ungeimpft zu sein. Als der Reporter für mehr Abstand einen Schritt zurück machte, forderte der Mann ihn auf, da zu bleiben. Der Reporter forderte den Mann auf, sich impfen zu lassen.

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