Verhandlung wegen Drogenhandels am Landgericht Koblenz Ein Bungalow in Bad Breisig als Umschlagplatz

Sinzig,Bad Breisig, Koblenz · Der Prozess gegen mutmaßliche Drogenhändler zieht sich hin. Eine zusätzliche Anklage wegen falscher FFP2-Masken wird im Hinblick auf die im anderen Verfahren zu erwartenden Strafen nicht weiterverfolgt

 Das Landgericht Koblenz.

Das Landgericht Koblenz.

Foto: Martin Gausmann

Seit Anfang des Jahres zieht er sich hin – der Prozess gegen acht mutmaßliche Täter aus Bad Breisig und Sinzig, die im großen Stil Drogenhandel und Betrügereien begangen haben sollen. Während die Verfahren gegen drei der Angeklagten bereits abgekoppelt worden sind, und ein erstes Urteil gesprochen wurde, werden nun weitere Sitzungstage von der Hauptverhandlung abgezweigt. Am Dienstag saßen noch fünf der ursprünglich acht mutmaßlichen Täter auf der Anklagebank des Koblenzer Landgerichts.

Verfahren wegen Betrugs mit FFP2-Masken wird eingestellt 

Ursprünglich stand einer der Angeklagten unter anderem auch deshalb vor Gericht, da ihm vorgeworfen wurde, in der ersten Hochphase der Corona-Pandemie für viel Geld eine Million FFP2-Masken in Umlauf gebracht zu haben, die nicht dem Standard entsprachen. In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft und im Hinblick auf zahlreiche weitere strafrechtlich relevante Vorwürfe wurde das Verfahren eingestellt.

Im Blickpunkt der ersten Verhandlungstage standen die Drogengeschäfte. Vor allem Nacer A., soll auf dabei sehr aktiv gewesen sein. Er gilt als Chef der Bande. Mehmet K., René Philip D., Cankat I., Mustafa A., Tobias T., Andreas H. sowie Vitalij P. sollen ihn hierbei tatkräftig unterstützt haben. Die Verfahren gegen die drei Letztgenannten wurden bereits abgesondert. Nun werden auf Betreiben von Richter Rudolf Lenders weitere Abtrennungen von Hauptverfahren erfolgen.

Besonders im Fokus: Nacer A.. Bereits im Frühjahr hatte ein Mitangeklagter ausgesagt: „Jeder in Bad Breisig, Remagen oder Sinzig wusste, dass er mit Drogen handelt.“ Der mitangeklagte Mehmet K. bezeichnete sich selbst als ehemaliger Geschäftsführer eines Sinziger „Bistrorantes“, in dem einst eine Eisdiele, später eine Shisha-Bar unterbracht waren. Nacer A. sei der eigentliche Chef gewesen, er habe auch einen Umbau der Gastro-Einrichtung in erheblichem Maße finanziert.

Luxuskarossen vor Bungalow in Bad Breisig

Aus Bergisch-Gladbach herbeigeschaffte Arbeiter hätten beim Umbau geholfen, gewohnt hatten sie nach Darstellung von Mehmet K. in einem Bad Breisiger Bungalow, in dem sich auch jede Menge Drogen befunden haben sollen, was angeblich auch auf eine Wohnung an der St. Nikolausstraße in der Quellenstadt zutraf. Mehmet K. sei nicht nur Geschäftsführer, sondern auch der Fahrer von Nacer A. gewesen. Nicht zuletzt deshalb, weil Nacer A. sich zum einen nicht mit Drogen am Steuer erwischen lassen wollte, zum anderen auch deshalb nicht, weil er aufgrund seines Drogenkonsums gar keine Fahrerlaubnis mehr besitze.

Der Mitangeklagte sagte außerdem aus, dass am Bad Breisiger Bungalow – offensichtlich nicht nur Wohnstätte, sondern auch Drogenumschlageplatz – regelmäßig Nobel-Karossen geparkt hätten. Gern habe sich Nacer A. über die angeblich so PS-schwachen Fahrzeuge der Polizei lustig gemacht.

Mitschnitte kaum verwertbar

Am Dienstag hörte sich das Gericht zunächst Ausschnitte aus Telefon- und Innenraumüberwachungen an, die allerdings wenig aussagekräftig und schwer verständlich waren. Nach mehreren Sitzungsunterbrechungen wird der Prozess nun – allerdings in unterschiedlichen Strängen - fortgesetzt.

In einem abgekoppelten Verfahren wurde der Angeklagter Vitalij P. bereits wegen Drogenhandels mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung bedacht. Die ebenfalls aus dem Hauptverfahren herausgelösten Verfahren gegen Tobias T.  und Andreas H. stehen kurz vor dem Abschluss.

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