Standortsuche in Sinzig Feuerwehr kritisiert Ratsentscheidung zum Gerätehaus scharf

Sinzig · Die Feuerwehr von Sinzig zeigt sich verärgert. Einen Ratsbeschluss, der ihren Umzug auf ein flutgefährdetes Grundstück vorsieht, kritisieren die Kräfte scharf. Die Stadtverwaltung ist auf ihrer Seite.

Kein Standort mit Zukunft: Das alte Sinziger Feuerwehrhaus in der Friedrich-Ebert-Straße wurde Ende der 1960er-Jahre erbaut.

Kein Standort mit Zukunft: Das alte Sinziger Feuerwehrhaus in der Friedrich-Ebert-Straße wurde Ende der 1960er-Jahre erbaut.

Foto: Martin Gausmann

Sinzigs Feuerwehr zeigt sich „erschrocken“. Grund ist die jüngste Entscheidung des Stadtrats, an den Plänen für den Neubau des Gerätehauses auf dem bei der Juli-Flut überschwemmten Areal neben dem TÜV an der Kölner Straße festzuhalten. „Ein mögliches Feuerwehrhaus wäre nicht erreichbar und ein Ausrücken von dort unmöglich gewesen; die Kernstadt wäre tagelang von ihrer Feuerwehr abgeschnitten gewesen“, heißt es in einer Stellungnahme von Wehrleitung und Wehrführern mit Blick auf die Kölner Straße. Mit dem Wissen des vergangenen Jahres könne man nicht guten Gewissens einen Standort im Überflutungsbereich der Ahr verantworten.

Derzeit ist die Feuerwehr noch im inzwischen zu kleinen Standort in der Friedrich-Ebert-Straße untergebracht. Gerne würden die Feuerwehrleute auf die Jahnwiese neben dem Schloss ziehen. Doch zu einer Abstimmung über die zentral gelegene Freifläche kam es im Rat wegen des Votums pro Kölner Straße gar nicht mehr.

Für die Feuerwehr ist die Jahnwiese momentan „realistisch betrachtet die einzige Alternative, um einen Neubau der Feuerwehr sinnvoll realisieren zu können“. Den Rat fordert die Feuerwehr auf, den gefassten Beschluss pro Kölner Straße aufzuheben. Stattdessen solle der Rat über die Beschlussvorlage zum Standort Jahnwiese entscheiden.

Die Stadtverwaltung verweist auf GA-Anfrage nicht nur darauf, dass das Grundstück in der Kölner Straße vergangenen Juli stark überflutet wurde, sondern auch die Brücke der L 82 sei derart beschädigt worden, dass diese über mehrere Wochen nicht befahren werden konnte.

Deshalb sei eine Prüfung von alternativen Standorten veranlasst worden. Die Verwaltung schließe sich dem Ergebnis der Standortanalyse an, dass die Jahnwiese von allen geprüften Standorten die besten Voraussetzungen für den Neubau eines Feuerwehrhauses aufweist. Man verstehe die Kritik der Feuerwehr, sei jedoch an den Ratsbeschluss gebunden.

Stimmen aus den Fraktionen

Die Aufgabe der Pläne für die Kölner Straße wurde im Stadtrat mit 11 zu 14 Stimmen denkbar knapp abgelehnt. Selbst innerhalb von Fraktionen waren sich die Politiker nicht einig. Für Grünen-Fraktionschef Hardy Rehmann ist es nun auch längst nicht beschlossene Sache, dass die Feuerwehr in die Kölner Straße zieht. Die Abstimmung im Rat sei keine Entscheidung für die Kölner Straße, sondern gegen eine schnelle Entscheidung für die Jahnwiese gewesen, sagte er dem GA. „Wenn sich die Wogen geglättet haben“, solle man noch mal diskutieren und gemeinsam nach einer Alternative schauen.

Friedhelm Münch, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, hätte es gerne gesehen, wenn die Jahnwiese zunächst auf ihre Tauglichkeit als Feuerwehr-Standort eingehend geprüft worden wäre, etwa was die Zufahrtsmöglichkeiten und den Platzbedarf der Brandschützer angeht. Was den Standort Kölner Straße anbelangt, so könne es durchaus sein, dass dieser künftig nicht mehr im Überschwemmungsgebiet liegt. Ein Gutachten des Kreises sei diesbezüglich abzuwarten.

SPD-Fraktionschef Hartmut Tann gab im Gespräch mit dem GA zu bedenken, dass für Teile seiner Fraktion die Jahnwiese für die Feuerwehr nur infrage kommt, wenn es auch eine Lösung für die Lebenshilfe gibt, die bei der Flut zwölf Tote zu beklagen hatte und ebenfalls gerne auf die Jahnwiese ziehen würde.

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