Umwelt-Projekt im Stadtwald Urwald-Pläne in Sinzig nehmen die nächste Hürde

Sinzig · Wenn der Sinziger Stadtrat zustimmt, dann bleibt ein Waldstück bis 2100 von der Forstwirtschaft unberührt. Was es damit auf sich hat - und wie Bürgerinnen und Bürger an dem Projekt teilhaben können.

 Praktischer Naturschutz: Ein Teil des Sinziger Stadtwaldes könnte zum Urwald werden.

Praktischer Naturschutz: Ein Teil des Sinziger Stadtwaldes könnte zum Urwald werden.

Foto: ahr-foto

Nun sind auch die letzten Weichen so gut wie gestellt: Gibt nun noch der Stadtrat grünes Licht, dann kann sich die Barbarossastadt Sinzig bald auch Urwaldstadt nennen. Im Hauptausschuss bekräftigte man das kürzlich vom Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung empfohlene Votum, Teile des Stadtwaldes in einen Urwald umzuwidmen, der von Bürgern gepachtet werden kann (der GA berichtete). Neu ist die Idee nicht: Bereits 2020 sprach man sich für die Schaffung des geplanten Waldrefugiums aus. Pandemie und Flutkatastrophe legten das Vorhaben jedoch zunächst auf Eis.

Auf dem Ziemert - zwischen Gappentals Floss und dem Wanderweg 3 – inmitten des Sinziger Stadtwaldes, soll der Urwald entstehen. 1,5 Hektar ist die bisher bewirtschaftete Fläche groß, die nun ein Dschungel-Refugium werden soll. Bis zum Jahr 2100 wird es dort keine forstwirtschaftlichen Aktivitäten mehr geben, vielmehr bleibt der Wald sich selbst überlassen. Auch wenn dort weder schwarze noch grüne Mambas, Brüllaffen, Orang-Utans oder Papageien zu erwarten sein werden, soll die Natur sich dort das zurückholen können, was die Menschen ihr einst nahmen.

Der Erwerb von Pachtanteilen soll möglich sein

Interessierte Wald- und Naturfreunde können Pacht-Anteile bei der Stadt erwerben und so ihr Engagement für den Wald und für den Naturschutz dokumentieren. Wirtschaftliche Ausfälle durch die Nicht-Bewirtschaftung sollen durch die Verpachtung dieser Waldanteile zumindest zum Teil kompensiert werden. Wer Interesse an Pacht-Anteilen für die Fläche hat, erhält alle Informationen samt Antragsformular auf der Städtischen Internetseite. Eine Urkunde wird diejenigen, die mit der Stadt einen Vertrag geschlossen haben, als Pächter ausweisen.

Wie die Stadtverwaltung mitteilte, wird darauf verzichtet, vor Ort mit einer großen Hinweistafel auf die Urwald-Fläche hinzuweisen, um niemandem zum Betreten des Waldstückes zu verleiten. Allein kleine Tafeln mit einem Urwald-Logo und einem QR-Code zur Internetseite werden an den Eckpunkten und den jeweiligen Randflächen angebracht, damit die Paten den Weg finden können, berichtete die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses.

Grüne bemängeln zu geringe Größe

Ausgehend von einem vollständigen Verkauf der zur Verfügung stehenden Fläche könnte die Stadt Sinzig über eine einmalige Einnahme in Höhe von 150.000 Euro verfügen. Dem stehen einige Ausgaben gegenüber: Beispielsweise Aufwendungen, die durch die Herstellung der Schilder und durch die Versendung der Urkunden entstehen, die jedoch auch nur einmal zu Beginn des Projektes fällig werden. „Nach unserer Schätzung kann bei etwa 1000 per Post zu versendenden Unterlagen ein Betrag von ungefähr 7500 Euro anfallen“, so die Stadtverwaltung in Sinzig. Klaus Hahn (Grüne) fand die als Urwald vorgesehene Fläche mit 1,5 Hektar etwas klein bemessen. Dennoch soll es zunächst dabei bleiben: Der Hauptausschuss nahm die Informationen zur Kenntnis und empfahl dem Stadtrat, dem Projektstart zuzustimmen. Der Start der Verpachtungsaktion ist von dem im Stadtrat am 22. Juni endgültig zu fällenden Beschluss abhängig.

Alle Informationen zum Projekt werden auf einer eigenen Unterseite auf www.sinzig.de zu finden sein.

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