25 Menschen können in ihre Heimatstadt zurückkehren Die ersten Bewohner ziehen in die Tiny-Houses in Sinzig ein

Sinzig · In Sinzig ist eine Tiny-House-Siedlung für 25 Flut-Betroffene eröffnet worden. Möglich machte das vor allem die Aktion Deutschland Hilft. Zu Besuch kam auch der rheinland-pfälzische Sozialminister. Er glaubt an einen Modernisierungsschub im Ahrtal.

 Bei der Eröffnung der Tiny-Houses in Sinzig: Sozialminister Alexander Schweitzer (rechts) im Gespräch mit Bürgermeister Andreas Geron (links).

Bei der Eröffnung der Tiny-Houses in Sinzig: Sozialminister Alexander Schweitzer (rechts) im Gespräch mit Bürgermeister Andreas Geron (links).

Foto: Martin Gausmann

Zumindest zunächst 25 Betroffenen der Flutkatastrophe steht die unmittelbare Rückkehr in ihre Heimatstadt Sinzig bevor. Sie werden in den nächsten Tagen und Wochen die an der Kölner Straße aufgebauten Tiny-Houses beziehen können, nachdem sie in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ihre Häuser und Wohnungen, ihr Hab und Gut verloren hatten und seither bei Freunden, Verwandten, in auswärtigen Notunterkünften oder in Ferienwohnungen untergebracht waren. Zur Eröffnung des aus den Holzbauten bestehenden „Neubaugebietes“ am Samstag war auch Alexander Schweitzer (SPD) gekommen, rheinland-pfälzischer Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.

Er war eigens aus der Südpfalz angereist und hatte seinen Wagen die 220 Kilometer lange Strecke selbst gelenkt, da sein Fahrer kurzfristig ausgefallen war. „Mir war der Termin sehr wichtig“, sagte Schweitzer unserer Redaktion. Schließlich seien die Mini-Häuser allesamt mit modernster Kommunikationsmöglichkeiten ausstaffiert und gelten somit als besonders fortschrittliche Bleiben im Zeitalter der Digitalisierung.

Tiny-Houses in Sinzig: Aktionsbündnis „Deutschland hilft“ finanziert 170 mobile Heime

Für den Internetanschluss sorgt das Unternehmen Vodafone. Laut Deutschland-Geschäftsführer Andreas Laukenmann sei es nach der Flutkatastrophe besonders wichtig gewesen, „die Netze wieder hochzukriegen“. Das sei in einem engen Schulterschluss mit anderen Netzanbietern gelungen.

Nicht nur Laukenmanns Unternehmen hatte das Tiny-Häuser-Dorf möglich gemacht, sondern vor allem auch das Aktionsbündnis „Deutschland hilft“. Dieses Bündnis deutscher Hilfsorganisationen leistet Menschen, die durch Katastrophen alles verloren haben, massive Unterstützung. So finanziert die Organisation beispielsweise 170 Mobilheime als Übergangslösungen im gesamten Ahrtal. Viele sind bereits in der Gemeinde Grafschaft, in Bad Neuenahr-Ahrweiler oder auch in der Verbandsgemeinde Altenahr aufgebaut. Geschäftsführerin Manuela Roßbach: „Die Tiny-Houses sind eine gute Zwischenlösung, um betroffene Menschen gut durch den Winter zu bringen.“ Sobald letzte Arbeiten rund um die Holzhäuser verrichtet sind und die Wasser- und Stromversorgung gesichert ist, werden die rund 40 Quadratmeter großen Wohnungen an der Kölner Straße auch im Stadtteil Bad Bodendorf bezogen werden können.

Tiny-Houses in Sinzig: Zermürbende Verhandlungen mit Versicherungen

Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron erinnerte an das Ausmaß der Flutkatastrophe: „Die Schäden waren einfach unfassbar. Nach wie vor leiden wir unter diesem Ereignis, das uns auch noch lange begleiten wird.“ Die massive, flächendeckende Zerstörung habe große Auswirkungen auch auf das Zusammenleben in der Stadt. „Viele haben ihre Heimat und ihre sozialen Kontakte verloren“, berichtete Geron. Umso wichtiger sei es, dass nun wieder eine Heimstatt geboten werden könne. Geron schilderte auch die aktuellen Problemstellungen. Viele durch die Flutwelle geschädigte Menschen seien langen, hin und wieder auch zermürbenden Verhandlungen mit ihren Versicherungen ausgesetzt, Wiederaufbau, Wohnungs- und Häusersanierungen gestalteten sich schwierig, da es einen erheblichen Mangel an Ingenieuren, Handwerkern und Baumaterialien gebe.

„Die Katastrophe im Ahrtal wird uns allen in Rheinland-Pfalz noch lange im kollektiven Gedächtnis bleiben“, sagte Alexander Schweitzer. Der Landesminister zeigte sich davon überzeugt, dass es nun im Rahmen des Wieder- und Neuaufbaus gerade im Kommunikationsbereich und Netzausbau einen großen Modernisierungsschub im gesamten Ahrtal geben werde.

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