Barbarossamarkt lockt Besucher an Wallende Gewänder und Feuerkämpfe in Sinzig

Sinzig · Auf dem Sinziger Schlosspark amüsieren sich die Gäste beim Barbarossamarkt, obwohl das Wetter zu wünschen übrig lässt. Aussteller bieten allerhand mittelalterliche Waren an, auch die Kinder kommen auf ihre Kosten. Atmosphärisch ansprechend geht es beim Feuerkampf und den Musikdarbietungen am Abend zu.

Duell im Kettenhemd: Auf dem Barbarossamarkt in Sinzig zeigen die Mittelalter-Freunde beim Schwertkampf ihr Können.

Duell im Kettenhemd: Auf dem Barbarossamarkt in Sinzig zeigen die Mittelalter-Freunde beim Schwertkampf ihr Können.

Foto: ahr-foto

Wenn eigentümlich Gekleidete zuhauf gen Schlosspark streben, Dudelsacktöne übers Terrain ziehen und vor dem Schloss der schottische Clan MacKean schon traditionell seine fünf hübschen Zelte errichtet hat, dann ist wieder Barbarossamarkt. Dann heißt es ein Wochenende lang: Alltag ade und Eintauchen ins Mittelalter. Park und Jahnwiese zeigen den beliebten Mix aus Verkaufsständen, Handwerkerstätten, Musikanten und Schenken. Auf dem höheren Grün haben die Marktteilnehmer ihre hellen Zelte aufgeschlagen, ein heiteres Bild, solange es trocken bleibt.

Aussteller präsentieren Jagdwaffen und Kreuzzug-Utensilien

Denn das Wetter spielte dem beliebten Marktspektakel manch feuchten Streich. Am Samstag aber konnte das die Stimmung vieler Beteiligten kaum beeinträchtigen. Händler und Gäste, gleichermaßen in wallende Gewänder oder gegürtete Kittel gehüllt, reagierten gelassen auf gesunkene Temperaturen, sparsamen Sonnenschein und Regen. Achselzucken etwa bei Bogenbauer Michel Bombardier, der historische Bögen „stets aus Ulmen und Eibe, weil flexibel und mit guter Federkraft“ fertigt und verkauft. Die Zwei-Meter-Exemplare, erfährt man, „sind reine Kriegsbögen. Für die Jagd brauchte man kleinere“.

Tiefere Kenntnis der dargestellten Zeit vermittelt auch die Reisegruppe um Earl and Countess of MacKean, bürgerlich Heinz und Elvira Jahn, die vom Dritten Kreuzzug nach Schottland zurückkehrt sind. Besucher staunten im behaglich ausstaffierten Reisezelt über den Reisealtar und die teils aus Brokat gefertigten Gewänder sowie jenes Paar Schuhe, das einem Fund aus der Themse nachempfunden wurde. Doch braucht der historisch engagierte Clan dringend Nachwuchs. Gegen die Kälte – „wir haben geschnattert in der Nacht“ – tragen alle sechs Personen bei Tag zusätzlich Pelz.

Trinkhörner, Düfte und Gestecke wechseln die Besitzer

Wolle, Ledernes, Trinkhörner und Schellen werden an den Ständen feilgeboten. Erstmals beschickt Floristin Sara Dicks aus Fußhölle den Markt mit zauberhaften Gestecken und Kränzen selbst gesammelter und gezogener Pflanzen. Es gibt Räucherwerk, Düfte, Naturseifen in vielen Farben. Nicht mittelalterlich, aber originell: „Dein Glückspfennig aus dem Jahr Deiner Geburt“, ein Angebot von Stefan aus Duisburg. Mit Likören, Marmeladen, Kerzen und gestrickten Socken setzt auch der veranstaltende Verein „Wir helfen“ seine Produkte ab. Wie gewohnt gehen alle Gewinne wieder an mildtätige und gemeinnützige Vereine.

Auf der Jahnwiese bleibt es ruhig, sonst ist überall etwas los. Handwerker demonstrieren, wie Löffel geschnitzt und Münzen-Motive freigelegt werden. Handgeklapper honoriert Tanz- und Musikeinlagen. Im Waschzuber von „Suff und Sünde“ wird Hygiene mit Genuss verbunden. Die Kleinen haben Spaß in der Zirkus- und Knappenschule. Ein Karussell mit Tieren in echtem Fell, „wo Kinder fahren und Eltern kurbeln“, begeistert besonders Kita-Kinder.

Am Abend aber reißen Feuerkampf und Musikdarbietungen die in Viererreihen um Bühne stehenden Mittelalterfreunde mit, die verstärkt Einlass begehrt hatten, um sich dieses leuchtende Spektakel in der Dunkelheit nicht entgehen zu lassen.

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