SPD-Neujahrsempfang in Sinzig Franz Müntefering ruft in Sinzig zum Zusammenhalt auf

Sinzig · Ex-SPD-Chef Franz Müntefering appellierte in Sinzig beim Empfang der Kreis-SPD an alle demokratischen Kräfte. Die Vernünftigen müssten zusammenhalten, um zu verhindern, „dass Bekloppte das Ruder übernehmen“.

 Der frühere Vize-Kanzler und SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering sprach beim Neujahrsempfang der SPD in Sinzig.

Der frühere Vize-Kanzler und SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering sprach beim Neujahrsempfang der SPD in Sinzig.

Foto: Martin Gausmann

„Die demokratischen unter den Parteien müssen jetzt in gemeinsamer Anstrengung verhindern, dass die Demokratie kaputt gemacht wird.“ – Das sei das Gebot der Stunde, wie der Ehrengast Franz Müntefering am Sonntag beim Neujahrsempfang der SPD im Kreis Ahrweiler im Sinziger Rathaus sagte. Die demokratischen Parteien dürften sich dabei „durchaus als Konkurrenten begreifen, nicht aber als Feinde.“ Hintergrund seiner Ausführungen waren nicht zuletzt die jüngsten Ereignisse in Thüringen bei der Wahl des dortigen Ministerpräsidenten mit Hilfe von Stimmen durch die AfD.

Klartext sprach einer, der dafür bereits in seinem vielen Amtszeiten bekannt war und der es nun wirklich wissen muss: Müntefering war viele Jahre lang Bundestagsabgeordneter, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Landesminister, Bundesarbeitsminister und Vizekanzler. Und als er 2008 als Nachfolger von Kurt Beck dessen Posten als SPD-Bundesvorsitzender wenn auch nur für kurze Zeit übernahm, lobte er dieses Amt – vielen klingt es immer noch in den Ohren – als „das schönste Amt neben dem Papst“. Noch heute ist Müntefering, der vor genau einem Monat seinen 80. Geburtstag feiern konnte, aktiv: als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen oder Beiratsvorsitzender des Berliner Demografie Forums.

Mehr als 100 Gäste

Zunächst strotzte die einstündige Rede des gebürtigen Sauerländers von Beispielen aus Kinder- und Jugendtagen, vor allem aber aus seiner langen politischen Biografie, die im Sauerland begann, in Düsseldorf ihre Fortsetzung und in Berlin ihre Krönung fand. Münteferings Hauptthema war dabei an Aktualität kaum zu überbieten: die Bewahrung der Demokratie, die sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbruch befinde und einer Belastungsprobe standhalten müsse.

„Münte“, wie er von seinen Parteifreunden häufig kurz genannt wird, stimmte nachdenklich und versprühte doch Zuversicht. Sein Credo: „Probleme, die von Menschen gemacht sind, können auch von Menschen bewältigt werden.“ Die Vernünftigen müssten jetzt zusammenhalten, um zu „verhindern, dass Bekloppte das Ruder übernehmen.“

Der grassierenden Deklassierung der Medien als „Lügenpresse“ und Verbreiter von „Fake News“ entgegnete er: „Wer gut informiert sein will, der findet in der bundesdeutschen Medienlandschaft durchaus die Möglichkeit dazu.“ Müntefering plädierte allerdings für eine Entschleunigung von Mediengeschäft und Politik. Denn politische Meinungs- und Willensbildung benötige mehr Zeit für die Orientierung und Prüfung.

Neben Franz Müntefering als Redner und Ehrengast hatten Hartmut Tann, der Vorsitzende der Sinziger SPD-Stadtratsfraktion, und der Vorsitzende der SPD im Kreis Ahrweiler, Marcel Hürter zuvor Vertreter von Parteien und Fraktionen auf Orts-, Stadt- und Kreisebene sowie viele interessierte Bürger begrüßt – mehr als 100 Gäste insgesamt.

Auch der Hausherr im Sinziger Rathaus hatte das Wort, Bürgermeister Andreas Geron: Er lobte die Zusammenarbeit mit der örtlichen SPD, die auf Ebene der Stadt stets eine „Politik der klaren Worte und des bildhaften Ausdrucks“ praktiziere.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort