Staatsakt für Flutopfer Bundespräsident Steinmeier: „Das Land lässt Sie nicht allein“

Kreis Ahrweiler · Der Staatsakt am Nürburgring mit dem Bundespräsidenten ist eine bewegende Gedenkfeier für die Opfer der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz. Bundespräsident Steinmeiner und die Ministerpräsidentin Dreyer sprechen ihre Solidarität mit Betroffenen und Hinterbliebenen aus.

 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beim Staatsakt des Landes Rheinland-Pfalz zum Gedenken der Opfer der Flutkatastrophe in der Ring-Arena am Nürburgring.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beim Staatsakt des Landes Rheinland-Pfalz zum Gedenken der Opfer der Flutkatastrophe in der Ring-Arena am Nürburgring.

Foto: dpa/Thomas Frey

In einem bewegenden, fast zweistündigen Staatsakt in der Ringarena des Nürburgrings wurde am Mittwochabend der Opfer der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz gedacht. Sieben Wochen nach den verheerenden Verwüstungen im Ahrtal, denen 133 Menschenleben zum Opfer fielen und nahezu 800 Verletzte zur Folge hatten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „In der Stunde der Not sind wir ein starkes, ein solidarisches Land.“ An die Hinterbliebenen der Opfer und an die Menschen adressiert, die ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, sagte der Bundespräsident: „Wir stehen an Ihrer Seite. Auf Ihrem Weg zurück ins Leben lässt Ihr Land Sie nicht allein.“

„So viel Verzweiflung, so viel Schmerz, so wenig Trost“: Das Staatsoberhaupt sprach vom schlimmsten Hochwasser seit Menschengedenken in der Ahr-Region: „Nichts ist mehr, wie es war. Das ganze Land trauert. Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen“, sagte Steinmeier bei der Gedenkfeier.

„Darauf können Sie sich verlassen“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte vor den Angehörigen der Flutopfer und den ebenfalls geladenen Vertretern aus den Ahrtal-Ortschaften sowie der dort eingesetzten Hilfskräfte: „Ganz Rheinland-Pfalz nimmt Anteil an Ihrem Leid. Mit uns trauert ganz Deutschland.“ Die betroffenen Orte hätten unbeschreibliches Leid erfahren müssen, kaum eine Familie im Ahrtal sei verschont geblieben. Die Katastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli habe das Land „bis ins Mark getroffen“. Tausende stünden vor den Trümmern ihrer Existenz.

„Wir wollen ein Ahrtal der Zukunft aufbauen“, versprach die Ministerpräsidentin. Dabei werde das Land eng an der Seite der Kommunen stehen. Dreyer: „Darauf können Sie sich verlassen.“ Es mache Mut, zu erleben, wie fest zueinanderstehend und solidarisch in Not geratenen Menschen geholfen werde. Von Nachbarn, Freunden, Bekannten, von Hilfsorganisationen, ehrenamtlichen Helfern, von Unbekannten.

„Das Ungeheuerliche brach über uns herein, unsere vertraute Umgebung wurde zerstört, unsere wichtigsten Dinge wurden uns fortgerissen. Lasst uns Brücken der Zuversicht bauen“, hieß es in einer den Ansprachen vorgeschalteten Meditation. Rund 1000 geladene Gäste waren zum Staatsakt in die Ringarena gekommen. Zu den Gästen zählte auch der Außenminister Luxemburgs, Jean Asselborn.

„En unserem Veedel“ von Bläck Fööss gespielt

Zu den Rednerinnen zählte auch die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, Cornelia Weigand: „Die Ahr, früher unser launiger Weggefährte, ist mit all ihren Zuläufen zu einem Monster, zu einem brutalen Ungeheuer geworden. Die meisten von uns sind im Innersten schwer erschüttert, sind traumatisiert worden in diesen dunklen Stunden.“ Das Leben an den Flüssen müsse nun neu gedacht werden, sagte die Bürgermeisterin. Der Wiederaufbau könne dabei zum Modell für die vielen Mittelgebirgsflüsse in Europa werden. Weigand: „Ziel ist es dabei auch, konkrete Wohn- und Lebensstrategien zu entwickeln, damit unsere alte Heimat auch unsere neue Heimat werden kann.“

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Foto: Martin Gausmann

Es gelte nun zu lernen, gezielter und verlässlicher vor drohenden Katastrophen zu warnen, zu lernen, effektivere Krisenstäbe aufzusetzen und zu lernen, besser mit entfesselten Naturgewalten umzugehen. „Ich wünsche mir, dass national und international Experten verschiedener Fachrichtungen zusammengezogen werden, um schnell und kompetent einen Masterplan zu entwickeln“, sagte Weigand.

„You raise me up“ von Rolf Lovland wurde im Anschluss vom Blechbläser-Ensemble des Heeresmusikkorps Koblenz und des Landespolizeiorchesters Rheinland-Pfalz unter der wechselnden Leitung von Oberstleutnant Alexandra Schütz-Knospe und Stefan Grefig gespielt. In einer Schweigeminute gedachte man der Menschen, die bei der Flutwelle ums Leben gekommen waren oder an den Folgen der Unglücksnacht gestorben sind. Während des Staatsaktes wurden deren Vornamen verlesen. In großer Stille nahmen die Teilnehmer der ergreifenden Feierstunde die Namen auf.

Vor der gemeinsam gesungenen Nationalhymne wurde „En unserem Veedel“ von den Bläck Fööss gespielt, nachdem Heinz Wolschendorf als Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landes Rheinland-Pfalz sowie Thomas Pütz, Organisator im Bereich „Helfershuttle Ahrtal“ kurze Einblicke in ihre Arbeit gegeben hatten, die durch einen Filmeinspieler „Momente der Zuversicht“ der SWR-Redakteurin Carina Kopp bemerkenswert bebildert wurden.

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