Kommentar Thermen tabu

Jeder Verantwortliche wusste es, doch keiner wollte am Dienstagabend der Überbringer der schlechten Botschaft sein: Die Aktiengesellschaft schließt die Ahr-Thermen.

Das wussten Bürgermeister, Touristiker und Medien per E-Mail seit dem Nachmittag. Absender Christoph Reinicke in seinem Büro im Thermal-Badehaus sowieso.

Dienstagabend waren dann alle im Saal. Doch niemand nahm das Wort Ahr-Thermen in den Mund. Weder der, der die Botschaft dem ausgewählten Zirkel weitergeleitet hatte, noch die Empfänger. Da stellten sich dem informierten Beobachter - die normalen Mitglieder im Publikum konnten es ja (noch) nicht wissen - schon die Fragen: Woher nehmen die ihre Körperbeherrschung?

Wer bitte macht hier gute Miene zum bösen Spiel? Maternus Fiedler war kryptisch, als er sagte, dass "bis zum 15. Oktober mit AG-Vorstand Gerd Zimmermann noch alles auf einem guten Weg war".

Reinicke wusste, dass er gemeint war. Denn er hat just an diesem Tag seinen Beratersessel bei der AG eingenommen. Und das sagte er dann auch. Nicht ohne zu erwähnen, dass er bei einem Termin im Rathaus nicht die gewünschte erste Garde angetroffen habe.

Jetzt ist Reinicke AG-Prokurist. Aber als solcher hatte er wohl in der Versammlung des Ahrtal-Tourismus nicht die Traute, den Mitgliedern seine Pläne für die Thermen ins Gesicht zu sagen. Der, der handelt, muss die Botschaft selbst überbringen, und sei sie noch so schlecht.

Das Schweigen von Stadtchef und Touristikern gibt aber auch zu denken. Kein einziges Mal fiel den ganzen Abend über das Wort Ahr-Thermen. Kurios, konsequent, katastrophal? Egal. Die Köpfe müssen zumindest für einen Waffenstillstand zusammengesteckt werden, wenn es schon für Friedensverhandlungen nicht reicht. Fakt ist: Der einzige Kampf, der in der Stadt geführt werden darf, das ist der Kampf um den Gast.

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