Neues Projekt in der Ringener Tiny-House-Siedlung Gemeinschaftshaus für Opfer der Flutkatastrophe ist eingeweiht

Ringen · Eine Siedlung aus 25 Tiny Houses ist in Grafschaft-Ringen entstanden für Menschen, die nach der Flutkatastrophe schnell eine neue Bleibe brauchten. Die Siedlung ist nun um einen Treffpunkt ergänzt worden.

In Ergänzung der Tiny House-Siedlung gibt es jetzt auch ein Gemeinschaftshaus.

In Ergänzung der Tiny House-Siedlung gibt es jetzt auch ein Gemeinschaftshaus.

Foto: ahr-foto

Ein durch und durch ungewöhnliches Projekt ist am Ortsrand von Ringen entstanden. Es schaut aus wie ein Holzhaus neben den dortigen 25 Tiny Houses; doch das Holz ist lediglich eine Vertäfelung wegen der Dämmung. Dahinter verbirgt sich ein Gemeinschaftshaus der Siedlung für jene Menschen, die nach der Flutkatastrophe an der Ahr noch immer nicht in ihre Wohnungen zurück können oder keine neue gefunden habe.

Baukastensystem aus recyceltem Material

Das Gemeinschaftshaus ist so gebaut, dass es komplett wieder abgebaut werden kann, ohne dass Müll entsteht, und an anderer Stelle neu errichtet werden kann. Die Bauteile des Hauses werden einfach nur zusammengefügt. Sie sind aus recyceltem Material hergestellt, ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Die Idee hatte das Thüringer Unternehmen Polycare, dass sich nach der Erdbebenkatastrophe von Haiti im Jahr 2010 gründete. „Hilfe zur Selbsthilfe“ wollte man damals geben, so Polycare-Vertreter Gerhard Dust. Auf dieser Grundlage wurde das Baukastensystem entwickelt.

Der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem lud nun zur Enweihung des Gemeinschaftshauses, bei der Ratsmitglieder und Kommunalpolitiker sich von dessen Besonderheiten überzeugen konnten. Dabei erinnerte Juchem noch einmal an die Tage nach der Flut im Juli 2021, bei der auch mehr als 100 Gebäude in der Grafschaft beschädigt wurden. „Danach musst du schnell sein“, so Juchem.

Jeden kommunalen Raum, der frei war, habe man für Kindergärten, Schulen oder andere Einrichtungen aus dem Ahrtal zur Verfügung gestellt. Dazu wurden etliche Container-Provisorien errichtet, das größte davon für das Are-Gymnasium. „Unsere Architektin Diana Porten hat zeitweise aus allen Angeboten mit rund 1.000 Containern jongliert“, so Juchem.

Das Großunternehmen Haribo habe gezeigt, dass der Slogan „Wir wollen ein guter Nachbar sein“ keine Phrase sei: Zum Betriebsgelände wurden die Evakuierten gebracht, dazu erste Hilfslieferungen. Und auch die ersten Einsatzkräfte sammelten sich dort. In der Folge gründeten die Anteilseigner den Verein „Haribo hilft“ und ließen für 2,5 Millionen Euro die Ringener Tiny House-Siedlung errichten, die nun durch das Gemeinschaftshaus komplettiert wird. Polycare unterstützte das Vorhaben zusätzlich und kam beim Preis entgegen.

Gemeinschaftshaus hat 140 Quadratmeter

Auf den 140 Quadratmetern können sich die Bewohner der Siedlung und andere Flutopfer treffen. Unter Federführung der Caritas soll dort ein Angebot geschaffen werden, betonte Geschäftsführer Richard Stahl. Es gibt eine Gesprächsecke, eine Büroecke und eine Küchenzeile. In erster Linie steht auch dort Hilfe zur Selbsthilfe im Fokus.

Nutzer kann aber auch der benachbarte Kindergarten Sankt Hildegard werden. Allerdings: Das Haus ist Opfern der Flut vorbehalten – und bedarf vor diesem Hintergrund, da es nur ein temporärer Bau ist, eigentlich keiner Baugenehmigung. Da Vertreter des Ortsbezirks Ringen den Wunsch äußerten, das Gemeinschaftshaus ebenfalls nutzen zu können, muss eine solche nun aber doch beantragt werden.

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