Ziel: Umsatzniveau wie vor der Flut Tourismus steht vor einer „Mammutaufgabe“

Bad Neuenahr · Der Ahrtal-Tourismus stellt ein "Tourismuskonzept 2025" vor. Präsident und Vorsitzender wollen aber unter dem Motto „Dein Besuch im Ahrtal ist gelebte SolidAHRität“ auch jetzt schon Gäste ins Ahrtal locken, und können eine Reihe von Terminen für 2022 präsentieren.

 Der neue Vorstand von Ahrtal-Tourismus (v.l.): Patrick Küpper, Sebastian Kniel, Christian Lindner, Ute Körtgen, Peter Kriechel, Guido Orthen, Uli Bauer.

Der neue Vorstand von Ahrtal-Tourismus (v.l.): Patrick Küpper, Sebastian Kniel, Christian Lindner, Ute Körtgen, Peter Kriechel, Guido Orthen, Uli Bauer.

Foto: Martin Gausmann

90 Prozent der gastronomischen Betriebe sind von der Flutkatastrophe im Ahrtal betroffen, Neu- und Wiederaufbau werden zu einer „Mammutaufgabe“, sagte Christian Lindner, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus-Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., anlässlich der Jahreshauptversammlung im Bad Neuenahrer Kurpark. Einer der Gründe, dass man sich nicht unterkriegen lasse und die schnelle Wiederherstellung der Destination Ahrtal anstrebe, sei die Tatsache, dass neun von zehn der geschädigten Mitgliedsbetriebe weitermachen wollen. Es werde ein Ahrtal in einem neuen, veränderten Bild entstehen, machte Lindner klar und schwörte die Versammlung auf eine neue Strategie ein. Man müsse nun noch mehr an das komplette Ahrtal denken und brauche dafür neue und fähige Mitarbeiter.

Prognose: Bis Ende 2022 sollen 50 Prozent der Betriebe wieder geöffnet sein

Der Ahrtal-Tourismus rechnet damit, dass Ende 2022 wieder mindestens 50 Prozent der Mitglieder Gäste empfangen können. So ging der Dank des Vorsitzenden insbesondere an die Mitgliedsbetriebe für ihren Mut und für ihre Zuversicht, die Tourismus-Familie Ahrtal mit ihrem Beitrag zu unterstützen.

Dass der Weg dorthin auch vielfach noch steinig ist, verschwieg Lindner nicht. Der Ahrtal-Tourismus mache im Austausch mit den zuständigen Behörden auf die Probleme, zum Beispiel im Hinblick auf die schleppenden Verfahren der Wiederaufbauhilfe, aufmerksam und strebe parallel im Rahmen einer eigenen Tourismus-Strategie an, die touristische Zukunft vor Ort im Ahrtal mit allen Beteiligten zu formulieren. „Wir als Tourismus-Organisation möchten mit den Betrieben, den Kommunen und den Leistungsträgern die Strategie aus uns selbst heraus und für uns erarbeiten“, sagte Geschäftsführer Christian Senk.

Wie die Zukunft aussehen soll, hat man in einem Positionspapier erarbeitet. Geschäftsführer Senk erläuterte das weitere Vorgehen und die in dem Papier erarbeiteten Forderungen. Diese sehen zum einen Beratungsprogramme für Betriebe vor, zum anderen ein nachhaltiges „Tourismuskonzept 2025“ sowie ein Kommunikationsmanagement, Besucherlenkung und eine Re-Start-Kampagne. Das Ganze ist mit Kosten im siebenstelligen Bereich verbunden. Hierzu gab es bereits eine erste Zusage der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, nach deren Worten das Land Rheinland-Pfalz für den Tourismus im Ahrtal ein Unterstützungspaket von über einer Million Euro in Aussicht stelle. Offen sei allerdings noch die Ausgestaltung des Pakets, so Senk. Er hätte sich über konkrete Zusagen zum jetzigen Termin gefreut.

Stadt hat finanzielle Zusagen für den Tourismus in Höhe von 260.000 Euro gemacht

Aber nicht nur das Land machte finanzielle Zusagen. Für die Entwicklung einer Tourismus-Strategie stellt die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler für 2022 und 2023 insgesamt 260.000 Euro zur Verfügung. Mit weiteren möglichen Unterstützern sei man noch in Gesprächen, so Senk. Fest stehe aber, dass das Projekt nun mit der schon zugesagten finanziellen Hilfe in die Umsetzung gehen könne.

Hier wurde man bereits aktiv und beauftragte mit der Begleitung des Strategie-Prozesses Jan Kobernuß von der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus Köln. Kobernuß erläuterte die nächsten Arbeitsschritte. Zum Auftakt eines Sofort-Beratungsprogramms für Betriebe stehen vor den Einzelberatungen Schulungen, Workshops und die Erstellung von Online-Tools an. Im Hinblick auf die Erarbeitung des Tourismuskonzepts 2025 gelte es, nun Sofortmaßnahmen umzusetzen und weitere Projekte vorzubereiten. Auch die Umsetzung der Kommunikation startet unverzüglich.

Schließlich geht es darum, wieder Zahlen, wie sie 2019 geschrieben wurden, zu erreichen. Damals zählte das Ahrtal 1,5 Millionen Übernachtungen, davon 270.000 in den Kliniken der Kreisstadt. 3,4 Millionen Tagesgäste wurden seinerzeit gezählt. Der Umsatz durch den Tourismus belief sich auf 260 Millionen Euro, von denen abzüglich Steuern und Kosten 140 Millionen als touristische Wertschöpfung blieben.

Die Zukunft des Ahrtals beginnt sofort: „Während wir an der Strategie für die Zukunft arbeiten, dürfen wir nicht das Hier und Jetzt vernachlässigen“, so Christian Lindner. Schließlich benötige das Ahrtal, um wieder Fuß im Bereich Tourismus zu fassen und dieses wichtige wirtschaftliche Standbein wieder voranzubringen, auch jetzt schon Gäste. Der Marketingplan des Ahrtal-Tourismus richtet sich daher unter dem Motto „Dein Besuch im Ahrtal ist gelebte SolidAHRität“ sowohl an Stammgäste als auch an neue Gäste, die als Helfer im Tal waren oder vom Ahrtal in den Medien gehört haben.

Auch im Bereich Veranstaltungen kündigte der Ahrtal-Tourismus wieder Termine an. So wird das Ahrtaler Gipfelfest in diesem Jahr erneut gespielt. Der Ahrwein wird im Rahmen der WeinLounges im Kurpark Bad Neuenahr und beim Tag der offenen Weinkeller präsent sein. Für die Ahrweiler Weinwochen wird an einem Umsetzungskonzept gearbeitet. Die Klangwelle Bad Neuenahr-Ahrweiler soll als Großveranstaltung im Oktober wieder Besucher ins Tal locken. Und zu den Uferlichtern ist wieder eine Eisbahn geplant.

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