Interview mit Bass-Bariton Klaus Mertens Träger der Bach-Medaille lebt in Sinzig

SINZIG/BAD NEUENAHR. · An diesem Sonntag wird in Bad Neuenahr das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Mit dabei ist der Sinziger Sänger Klaus Mertens, der in diesem Jahr in Leipzig die Bach-Medaille erhalten hat. Im GA-Interview spricht er darüber und über seinen Auftritt in der Rosenkranzkirche.

 Der Sinziger Bass Klaus Mertens ist Träger der Bach-Medaille und singt am Sonntag in Bad Neuenahr das Weihnachtsoratorium.

Der Sinziger Bass Klaus Mertens ist Träger der Bach-Medaille und singt am Sonntag in Bad Neuenahr das Weihnachtsoratorium.

Foto: Mothes

Am Sonntag wird ab 17 Uhr in der Bad Neuenahrer Rosenkranzkirche das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Ausführende sind die Evangelische Kantorei, der Kammerchor Vox Rheni und das Orchester Florilegium musicum. Mit dabei ist der Sinziger Sänger Klaus Mertens, der in diesem Jahr in Leipzig die Bach-Medaille erhalten hat – eine der höchsten Auszeichnungen für Künstler, die sich um das Werk des Thomas-Kantors verdient gemacht haben. Mit dem preisgekrönten Bass und Profisänger Klaus Mertens sprach Sebastian Kirschner.

Wo waren Sie und wie fühlte es sich an, als Sie erfuhren, dass sie die Bach-Medaille der Stadt Leipzig erhalten?

Klaus Mertens: Im September 2018 erhielt ich einen sehr schönen Brief von Oberbürgermeister Burkhard Ulrich, der übrigens selber ein großer Bach-Freund ist, in welchem man mir das Ansinnen unterbreitete. Als ich zu Hause diesen Brief öffnete, freute ich mich wie ein Kind, als ich gewahr wurde, was mir während des Bachfestes im Juni 2019 zuteil werden sollte.

Wie haben Sie die Verleihung erlebt?

Mertens: Die Preisverleihung war und ist für mich etwas ganz besonderes, eine Art Ritterschlag, die Krönung meiner jahrzehntelangen intensiven Beschäftigung mit dem Vokalwerk des großen Johann Sebastian Bach. Hinzu kam, dass 2019 erstmals diese Ehrung in Form eines Konzerts im Rahmen des internationalen Leipziger Bachfests stattfand. Ich gestaltete dieses Konzert gemeinsam mit Ton Koopman, mit dem mich in diesem Jahr eine 40-jährige, äußerst erfolgreiche musikalische und freundschaftliche Zusammenarbeit verbindet. Eine große zusätzliche Freude bedeutete es dabei für mich, dass er auch die Laudatio hielt.

Sie sprechen davon, seit Jahrzehnten mit Ton Koopman zusammenzuarbeiten, einem Experten für historische Aufführungspraxis. Was ist Ihrer Meinung nach der besondere Reiz einer Aufführung mit historischen Instrumenten gegenüber einer mit modernem Instrumentarium?

Mertens: Die Zusammenarbeit mit Ton Koopman und anderen Koryphäen der sogenannten „historischen Aufführungspraxis“ ist für mich ein stetiges Bemühen, mit Originalinstrumenten oder entsprechenden Nachbauten der jeweiligen Epoche, der angemessenen Gesangstechnik sowie der bestmöglichen Kenntnis über das jeweilige Werk, den Komponisten und die Zeit-Umstände dem konkreten Opus so gerecht wie heute nur möglich zu werden. Das Resultat ist dann jeweils ein neues, ein anderes überzeugendes Hörerlebnis. Diese Bewegung hat mittlerweile auch in großen Orchestern, wie den Berliner Philharmonikern, mit denen ich vor kurzem die h-Moll-Messe von Bach aufführen durfte, Fuß gefasst.

Sie werden am 29. Dezember in Bad Neuenahr das Weihnachtsoratorium von Bach mitgestalten. Was ist für Sie der besondere Reiz dieser Komposition auch nach unzähligen Aufführungen?

Mertens: Wenn wir Bachs so anrührendes und wunderschönes Weihnachtsoratorium zur Aufführung bringen, werde ich gerade rechtzeitig zu den Festtagen von einer ausgiebigen, europaweiten Tournee mit eben diesem Werk nach Hause zurückgekehrt sein. Ich freue mich schon auf dieses Konzert ganz in meiner Nähe. Der Grund: Speziell das Weihnachtsoratorium zählt unbedingt zu meinen Lieblingswerken; ich könnte es jeden Tag von Neuem singen, was ich freilich nicht von jedem sonstigen Musikwerk behaupten könnte.

Auf welche Besonderheiten dürfen sich die Zuhörer in der Neuenahrer Interpretation der Kantaten 1 bis 3 freuen?

Mertens: Es werden Originalinstrumente, respektive Nachbauten dieser Epoche erklingen. Der musikalische Leiter Christoph Anselm Noll, ein hervorragender Organist und Cembalist sowie gefragter Continuo-Spieler, schart zu diesem Ereignis wieder einmal viele wunderbare Musiker der „Alte Musik“-Szene um sich. Ein hervorragender Kammerchor singt die Choräle und Chöre. Ich bin sicher, wir dürfen uns auf ein ganz besonderes Musikerlebnis freuen!

Wenn Sie nicht gerade auf Tournee sind, dann wohnen Sie in Sinzig. Was hat Sie dereinst als überzeugten Niederrheiner an die Ahrmündung geführt und was schätzen Sie an Ihrem Zuhause besonders, wenn Sie dorthin zurückkehren?

Mertens: Vom Niederrhein stammend, bewegte ich mich mit meinen jeweiligen Wohnorten stets etwas südlicher, blieb aber immer am Rhein. Sinzig, mein Wohnort seit 2001, ist somit der südlichste Punkt und dabei soll es gerne auch bleiben. Ich schätze die schöne Landschaft mit dem einzigartigen Ahrtal, den Weinbergen, den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, aber auch der für meinen Beruf so wichtigen guten Verkehrsanbindung. Hier fand ich den perfekten Ort, um nach anstrengenden Konzertreisen Ruhe zu finden.

Welche Projekte haben Sie für die nächste Zeit geplant?

Mertens: Das neue Jahr beginnt für mich mit zwei Liederabenden in Süddeutschland, dem Weihnachtsoratorium in Lugano und einer CD-Produktion mit bisher ungehörter Musik des Komponisten Georg Philipp Telemann. Ein Liederabend mit Johannes Brahms einzigartigem und selten zu hörenden Liederzyklus „Die schöne Magelone“ wird am 7. Mai 2020 im Konzertsaal des Augustinums in Bad Neuenahr stattfinden.

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