Für Betroffene der Flut Neues Traumahilfezentrum öffnet in Lantershofen

Lantershofen · Neues Angebot für Betroffene der Flut: Ein Traumahilfezentrum ist in Lantershofen eröffnet worden. Das Land fördert das Projekt mit 766 000 Euro.

 Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht bei der Eröffnung des Traumahilfezentrums in Lantershofen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht bei der Eröffnung des Traumahilfezentrums in Lantershofen.

Foto: Martin Gausmann

Anlaufstelle für Betroffene der Flutkatastrophe: Ein Traumahilfezentrum ist am Montag im katholischen Studienhaus St. Lambert in Grafschaft-Lantershofen offiziell eröffnet worden. Aus diesem Anlass war Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) abermals im Kreis Ahrweiler zu Besuch. Sie lobte die Eröffnung als eine „mehr als gute Nachricht für die gesamte Region“ und sprach von einem wichtigen „Meilenstein beim Wiederaufbau“.

Früh sei der Landesregierung der Gedanke an ein Traumahilfezentrum gekommen. Alles andere, machte Dreyer deutlich, wäre zu klein gedacht gewesen. Das Projekt sei in Deutschland einzigartig. Die Regierung, so Dreyer in einer Mitteilung der Staatskanzlei, habe den Aufbau des Traumahilfezentrums mitbegleitet und werde die Arbeit zunächst für drei Jahre mit einer Summe von über 766 000 Euro finanzieren. Den Bescheid über die Förderung übergab die Ministerpräsidentin vor Ort.

Träger des Zentrums ist die Dr. von Ehrenwall’schen Klinik aus Ahrweiler in Kooperation mit der DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie aus Bad Neuenahr. Die Dr. von Ehrenwall’sche Klinik bekam für den Weiteraufbau weitere Bewilligungsbescheide über etwa 600 000 Euro.

Dreyer gab in ihrer Rede zu bedenken, dass auch die Menschen, die bereits vor der Flut erkrankten, nicht vergessen werden dürften. Eine zentrale Aufgabe des Landes sei es, die psychiatrische Pfllichtversorgung sicherzustellen. Als erste Anlaufstelle leiste das Traumahilfezentrum Hilfe und Beratung und ermögliche, falls erforderlich, die zeitnahe Überleitung in eine psychotherapeutische Behandlung, so Dreyer in der Mitteilung der Staatskanzlei. „Das Traumahilfezentrum soll die psychische Gesundheit der Menschen im Ahrtal schützen und stärken. Das Land wird diese intensive Unterstützung fortsetzen, so lange sie gebraucht wird“, betonte die Ministerpräsidentin.

Das Team im Traumahilfezentrum, dessen Angebot kostenlos ist, setzt sich aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Soziotherapie und Pflege zusammen. Leiterin ist Katharina Scharping, Chefärztin der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik. Sie berichtete bei der Eröffnung von Patienten, die nach der Flutkatastrophe aufgrund des Wassergeräuschs nicht mehr duschen können. Eine Frau könne ihre Termine nur noch wahrnehmen, wenn es nicht regnet. Denn bei Regen verlasse sie das Haus nicht mehr. Professionelle Hilfe, so Scharping, solle in Anspruch nehmen, wer länge als vier Wochen unter Symptomen leidet.

3500 bis 4000 Traumatisierte

Christoph Smolenski, Geschäftsführer der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik, sprach von 3500 bis 4000 traumatisierten Menschen, die es nach der Flut im Ahrtal gebe. Das Traumahilfezentrum sei beispielhaft, aber ohne Vorbild. Sämtliche Termine in der nächsten Woche seien bereits besetzt.

Ebenfalls bei der Eröffnung des Traumahilfezentrums dabei war der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch. Er erklärte, mit dem Zusammenwirken der Ehrenwall’schen Klinik und der DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie könnten „nicht nur Betroffene aller Altersstufen, sondern auch Familien, die teilweise generationsübergreifend traumatisiert wurden, gemeinsam beraten und betreut werden“.

(Mit Material von dpa)

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