Handwerker im Kreis Ahrweiler Trotz Corona unter Strom

Kreis Ahrweiler · Die Elektrobetriebe im Kreis Ahrweiler profitieren trotz Fachkräftemangel vom großen Bauboom. Alle Elektriker sind beschäftigt.

 Die Auftragslage in den Elektrobetrieben des Kreises Ahrweiler ist dank des Baubooms ungebrochen. Allerdings gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften.

Die Auftragslage in den Elektrobetrieben des Kreises Ahrweiler ist dank des Baubooms ungebrochen. Allerdings gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

„Ich glaube, im gesamten Kreis Ahrweiler gibt es nicht einen Elektriker, der keine Arbeit hat“, sagt Christian Müller. Er muss es wissen, denn er ist nicht nur Inhaber des Unternehmens Elektrotechnik Christian Müller, sondern auch Obermeister der Elektro-Innung Ahrweiler.

Dank des Baubooms, der schon weit vor der Corona-Krise begonnen habe, seien die Auftragsbücher voll. Bad Neuenahr-Ahrweiler erlebe einen starken Zuzug aus Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Menschen aus Köln, Bonn oder Düsseldorf entschieden sich nach dem Arbeitsleben für einen Wohnsitzwechsel an die Ahr. Christian Müller schätzt deshalb, dass in den vergangenen Jahren allein in Bad Neuenahr-Ahrweiler mehr als 1000 neue Wohneinheiten entstanden seien. Und bei jedem Neubau sei auch die Expertise der Elektrotechniker gefragt.

„Unsere Arbeit hat sich stark gewandelt und ist vielseitiger geworden. Moderne Hausinstallationen erfordern zum Beispiel fundierte Kenntnisse der Vernetzung von Telefonie, Internet und Fernsehen“, so Müller. Zu Beginn der Corona-Krise habe Unsicherheit geherrscht. Aber das habe nicht lange angehalten. Für ihn und seine 14 Mitarbeiter waren weder die Beantragung von Kurzarbeit noch die Inanspruchnahme staatlicher Fördermaßnahmen ein Thema.

„Zahlreiche Betriebe leiden ohne eigenes Verschulden unter den Folgen der Corona-Krise und sind auf Unterstützung des Staates angewiesen. Aber darüber dürfen die Unternehmen nicht vergessen werden, die aus eigener Kraft erfolgreich ihren Weg durch die Krise gehen“, so Kurt Krautscheid, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz.

Müller ist davon überzeugt, dass sein Unternehmen der Krise deshalb erfolgreich trotzt, weil es breit aufgestellt sei: „Die Struktur unserer Auftraggeber ist breit gefächert. Es sind Privatkunden, Gewerbekunden oder größere Industrieunternehmen. Wir sind also weder von großen Einzelkunden noch von einer schmalen Sparte abhängig. Das ist in Corona-Zeiten ein Vorteil.“ Gerade im Bereich Kundendienst sei die Auftragslage förmlich explodiert.

„Die Kunden haben unsere Dienstleistungen vor allem in den eigenen vier Wänden in Anspruch genommen – von der Behebung eines Stromausfalls bis zum Aufhängen von Lampen. Wir stellen sicher, dass alle erforderlichen Hygienemaßnahmen jederzeit gewährleistet sind. Die Hygienemaßnahmen sind für mich ein ernstes Thema. Masken und Handschuhe sowie die regelmäßige Desinfektion der Fahrzeuge sind Pflicht. Außerdem schauen wir darauf, auf den Baustellen möglichst allein zu sein, also nicht gemeinsam mit anderen Handwerksbetrieben“, berichtet Müller.

Seine Mitarbeiter nähmen zum Teil bis zu zehn Termine am Tag wahr. Einige hätten sogar Urlaub storniert, damit der Betrieb der großen Nachfrage gerecht werden könne und Kunden nicht zu lange vertröstet werden müssten. „Elektrotechniker gelten als systemrelevant“, merkt Müller an. Er finde das Lob für die Arbeit der Ärzte und Krankenschwestern in Corona-Zeiten mehr als berechtigt. Aber auch das Handwerk verdiene Lob für seine Leistung und das käme ihm doch etwas zu kurz.

Enorm zugenommen hätten auch Elektroarbeiten im Außenbereich. Viele Kunden hätten den Urlaub zu Hause mit Veränderungen im eigenen Garten verbunden. Ob Teichanlage oder Außenbeleuchtung, die Unterstützung durch den Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik sei gefragt. Mehrarbeit sei auch dadurch entstanden, dass viele öffentliche Einrichtungen Renovierungsarbeiten vorgezogen hätten.

„Zu Beginn des Lockdowns haben Schulen oder Behörden die Arbeiten in Angriff genommen, die sonst erst für die Sommerferien geplant waren. Auch dort waren wir mit Elektroarbeiten im Einsatz“, erinnert sich Christian Müller. Arbeit und Aufträge gebe es für die rund 50 Führungsbetriebe im Kreis Ahrweiler genug.

Für Nachwuchs an jungen Elektrohandwerkern sorgt die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern: Trotz Corona sind die Ausbildungszahlen in Rheinland-Pfalz in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik jetzt schon höher als vergangenes Jahr. Müller: „Die Ausbildung zum Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik ist anspruchsvoll. Der Beruf ist spannend und bringt viel Verantwortung mit sich.“ Gute Gründe, warum viele junge Menschen den Beruf wählen. frv

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