Justus Frantz spielt Chopin Von den widrigen Lebensumständen des Komponisten

REMAGEN · Pianist Justus Frantz schildert im voll besetzten Foyer der Rheinhalle die Schwierigkeiten des tuberkulosekranken Musikers auf Mallorca.

 Justus Frantz erfüllt die Werke Chopins von der ersten Euphorie auf der Insel bis zur Sehnsucht nach Polen mit Leben.

Justus Frantz erfüllt die Werke Chopins von der ersten Euphorie auf der Insel bis zur Sehnsucht nach Polen mit Leben.

Foto: Gaußmann

Chopin stand auf dem Programm. Vor einem begeisterten Publikum präsentierte der berühmte Pianist, Dirigent und Fernsehmoderator Justus Frantz, Jahrgang 1944, am Freitagabend im voll besetzten Foyer der Remagener Rheinhalle Stücke des polnischen Pianisten und Komponisten Frédéric Chopin (1810 bis 1849).

Musikalisches Thema war das Werk aus dem Winter 1838/39, den der Künstler mit seiner Geliebten, der französischen Schriftstellerin George Sand, im ehemaligen Kartäuserkloster Valldemossa auf Mallorca verbracht hatte. Für die Zuhörer entwickelte sich der Abend zu einer sehr anschaulichen Lektion in Wort und Klang über das Leben Chopins und sein Schaffen unter teilweise widrigen Umständen.

Humorvoll berichtete Frantz über den Werdegang des Komponisten, dessen besondere Begabung im Alter von zwölf bis 14 Jahren entdeckt worden war und der früh nach Paris ging, um sich - gemäß den Gepflogenheiten seiner Zeit - in den dortigen Salons zu profilieren und Karriere zu machen. Dabei lernte er die Roman-Autorin George Sand kennen, die ihn auf die Mittelmeerinsel brachte, um dort seine Tuberkulose zu lindern.

Die anfängliche Euphorie bezüglich Landschaft und Klima der Insel schwand aber mit Zunahme der winterlichen Nässe und Kälte in dem nicht beheizbaren Klosterbau von 1399. Und die Mallorquiner, die den berühmten Musiker zunächst umjubelt hatten, wichen angesichts seiner zunehmenden Krankheit und dem als unmoralisch empfundenen Zusammenleben des unverheirateten Paars mehr und mehr.

Kein Arzt wollte den Gast therapieren, und schließlich war kein Schiff zu finden, um das Paar zurück aufs Festland zu bringen. Der Kapitän eines Schweinefrachters mit 400 Tieren an Bord nahm sie schließlich mit nach Barcelona.

So weit, so anschaulich. Mit seinen Ausführungen machte Justus Frantz die Umstände lebendig, die zur Entstehung vieler wichtiger Kompositionen geführt haben. Er setzte sich an den Flügel und ließ die Zuhörer Chopins Begeisterung für die Natur der Insel mit dem Meer und den Orangenhainen erleben etwa in der Schmetterlings-Étude, der Romanzen-Étude oder der Sternenregen-Étude, einer der größten Herausforderungen für jeden Pianisten. Auch die Revolutions-Étude, Chopins Antwort auf die damaligen politischen Unruhen in seiner Heimat, kam zu Gehör.

Frantz sprach vom Regen, der im Winter ständig aufs Vordach in Valldemossa getropft war und den Komponisten inspiriert hatte, spielte das dabei entstandene Regentropfen-Prélude. Er ließ eine Mazurka erklingen, in der sich die Sehnsucht Chopins nach Polen manifestiert. Und zum Schluss des Programms begeisterte er das Publikum mit dem "Fantaisie Impromptu".

Die Zuhörer bedankten sich kräftig und lange für den Vortrag und das Spiel, das Frantz mal romantisch-sensibel und versonnen- perlend sanft gestaltete, dann wieder temperamentvoll und laut mit schnellen Läufen und kräftigem Anschlag.

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