Interview zur Synode des Bistums Trier "Weg der Kirche in die Zukunft"

KREIS AHRWEILER · Am Freitag beginnt die Synode des Bistums Trier in der Domstadt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wollen 279 Synodale Orientierung gewinnen für die Schritte, die die Kirche im Bistum Trier gehen will. Regens Monsignore Michael Bollig vom Studienhaus Sankt Lambert in Lantershofen, der Remagener Dechant Johannes Georg Meyer und der Bad Neuenahrer Pfarrer Peter Dörrenbächer als Mitglied des Priesterrates gehören zu den 14 Synodalen aus dem Kreis Ahrweiler.

 Monsignore Michael Bollig aus Lantershofen.

Monsignore Michael Bollig aus Lantershofen.

Was bedeutet die Teilnahme an der Synode für Sie persönlich?
Michael Bollig: Bischof Stephan Ackermann setzt mit der Synode ein großes Zeichen des Vertrauens und der Offenheit. Ich freue mich, an diesem großen Beratungsprozess teilnehmen zu dürfen.
Johannes Georg Meyer: In der Tätigkeit als Synodaler sehe ich eine große Herausforderung und eine Chance.
Peter Dörrenbächer: Ich bin sehr beeindruckt, mit welch großer Dialogbereitschaft Bischof Ackermann dieses Unternehmen angelegt hat. Ich bin überzeugt, wenn viele ebenso offen und zuhörend mitwirken, kann etwas bewegt werden.

Welche Erwartungen haben Sie an die Synode?
Bollig: Die Synode soll eine Versammlung des offenen Wortes werden, in der eine "kühne Redefreiheit" herrscht, wie Papst Franziskus dies für die ganze Kirche gefordert hat. Es sollte aber auch darum gehen, im Hören auf Gottes Wort und im Beten um den Heiligen Geist nach neuen Wegen zu suchen. Entscheidend ist, wohin Christus uns als Kirche führen möchte. Deswegen wird es eine vorrangige Aufgabe der Synode sein, auf sein Wort zu hören und in unsere Zeit zu übersetzen.
Meyer: Ich hoffe, dass es gelingt, "Weichen zu stellen" für einen guten Weg in die nächsten Jahrzehnte unseres Bistums.
Dörrenbächer: Die Skepsis, mit der viele Kirche begegnen und die Ablehnung, die in weiten Kreisen herrscht, werden mit so einem "Binnenreignis" nicht ganz anders werden. Aber ich hoffe, dass von der Synode das Signal ausgeht, dass wir als Kirche nicht in einer Sonderwelt leben, sondern Ziel unseres Engagements aus dem Glauben immer das konkrete Leben der Menschen sein muss.

Wie und wo werden Sie ihre Schwerpunkte setzen?
Bollig: Mich interessiert die Frage, wie die Botschaft des Evangeliums, die ich für unverzichtbar halte für eine gute Entwicklung der Menschheit, unter den Bedingungen einer sich ständig wandelnden Welt und mit Rücksicht auf die konkreten Lebensfragen der Menschen heute glaubwürdig gelebt und verkündet werden kann.
Meyer: Ich möchte mich einbringen bei der Frage der Gestaltung pastoraler Räume, also der Spannung von "zentral" und "dezentral" sowie der Förderung und fachlichen Begleitung ehrenamtlich Tätiger in den Gemeinden.
Dörrenbächer: Ich gehe ohne ganz konkrete Schwerpunkte in die erste Vollversammlung. Ich will mich bewusst einlassen auf das, was da auf mich zukommt.

Gibt es auch brennende Themen, zum Beispiel den Umgang der Kirche mit Wiederverheirateten und Homosexuellen, bei denen Sie sich Lösungsansätze versprechen?
Bollig: Es ist wichtig, dass unsere Kirche erfahren wird als ein Lebensraum, aus dem niemand ausgeschlossen wird. Die Barmherzigkeit Gottes soll gerade auch von Menschen erfahren werden, die mit Scheitern und mit Brüchen in ihrem Leben umgehen müssen. Da sich Jesus vor allem zu diesen Menschen gesandt wusste, wird die Synode hier sicherlich eine große Sensibilität entwickeln müssen.
Meyer: Ich erhoffe mir ein offenes Gespräch zu Fragen wie: Begleitung von Ehepaaren, die nach der Scheidung wieder geheiratet haben. Wer kann und soll eine Gemeinde leiten? Da geht es um die Zulassung zum geistlichen Amt. Und: Wie kann Kirche wieder ein Ort für junge Menschen werden?
Dörrenbächer: Für diese Themen gibt es eigene Foren im Laufe der gesamten Synodenzeit. Angesichts der Offenheit, mit der der Bischof an die Synode herangeht, erhoffe ich mir schon, dass auch in diesen sehr kontroversen Themen Entwicklungen losgetreten werden können, die den betroffenen Menschen besser gerecht werden.

Wie werden Sie die Synode, also das auf den Weg machen, mit in Ihre Gemeinschaft mitnehmen und "den Ihren" vermitteln?
Bollig: Zunächst einmal werden wir in unserem Priesterseminar die Synode intensiv im Gebet begleiten, wozu uns Bischof Ackermann aufgerufen hat. Als Leiter unseres Priesterseminars ist es mir darüber hinaus wichtig, dass die Studenten den synodalen Prozess erleben und als einen Weg der Kirche für die Zukunft kennen und schätzen lernen. Dialogfähigkeit und Konsensbereitschaft sind wichtige Voraussetzungen nicht nur für das Gelingen einer Synode, sondern auch für die Ausübung kirchlicher Verantwortung.
Meyer: Eine erste Möglichkeit sehe ich in der Weitergabe von Anregungen, Fragen und Themen im Gottesdienst bei der Predigt und im Pfarrbrief. Auch planen wir einen Gesprächskreis Synode für Interessierte auf Dekanatsebene.
Dörrenbächer: Auf der Ebene des Dekanates gibt es das Vorhaben, dass die Synodalen Gesprächsangebote machen, bei denen Interessierte die Ergebnisse der Beratungen erfahren können und mit Menschen aus unserer Region ins Gespräch kommen können, um umgekehrt auch deren Ansichten aufzunehmen.

Zu den Personen

Monsignore Michael Bollig (46) ist promovierter Theologe, Dogmatiker und leitet als Regens seit 2006 das Priesterseminar Lantershofen.

Dechant Johannes Georg Meyer (69) ist seit 1999 Pfarrer von Remagen und leitet seit 2001 das Dekanat Remagen, heute Remagen-Brohltal.

Pfarrer Peter Dörrenbächer (56) ist Moderator der Pfarreiengemeinschaft der Kreisstadt und Mitglied des Priesterrates.

Die Synode

Die Synode ist auf zwei Jahre angesetzt. 279 Mitglieder beraten, welchen Weg die Kirche im Bistum künftig einschlägt. "Offene Diskussion" ist der Leitsatz für die 109 Frauen und 170 Männer. Von den Männern sind 110 Priester und sieben Diakone, insgesamt also 115 Kleriker, die mit 162 Laien beraten werden. Die Beschlüsse der Synode sind für den Bischof nach Kirchenrecht bindend. Die vorerst letzte Synode war 1956.

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