Auch Bauern sind betroffen Winzer aus dem Kreis Ahrweiler leiden unter der Trockenheit

Kreis Ahrweiler · Die Trockenheit macht Bauern und Winzern im Kreis Ahrweiler schwer zu schaffen. Die Landwirte bangen ums Futter für ihr Vieh. Die Winzer bringen Wasser in Containern in die Weinberge oder setzen auf Tröpfchen-Bewässerung.

 In ihrem Weinberg bei Mayschoß installieren (von links) Thomas und Mathias Baltes eine Tröpfchenleitung.

In ihrem Weinberg bei Mayschoß installieren (von links) Thomas und Mathias Baltes eine Tröpfchenleitung.

Foto: Martin Gausmann

Sie haben drei 1000-Liter-Container mit Wasser auf ihren Traktor geladen, außerdem Rollen mit dicken und dünneren Plastikschläuchen sowie allerlei Drähte und Haken. Am Mayschosser Burgberg in der Lage „Kalte Herberge“ sind Thomas Baltes und sein Vater Hartwig Baltes dabei, eine Tröpfchen-Bewässerungsanlage für die noch jungen Rebstöcke an dem steilen Hang zu installieren. Es ist die sechste Anlage dieser Art in Mayschoß, berichten die Genossenschaftswinzer. Schon seit 15 Jahren steht die erste Bewässerungsanlage am Mönchberg.

Die Mayschosser haben die Zeichen der Zeit früh erkannt und vorgesorgt. Immer weniger Regen fällt in den Sommermonaten im Ahrgebiet, mittlerweile müssen sich Winzer und Bauern mit dem dritten trockenen Sommer in Folge auseinandersetzen. Galt früher das Sprichwort, dass die Winzer gute Ernten einfahren konnten, wenn es den Grafschafter Bauern witterungsbedingt schlecht ging, so stimmt das längst nicht mehr. „Dem Weinbau geht das Wasser mittlerweile auch aus“, formuliert Thomas Baltes.

Junge Rebstöcke, so zwischen drei und sechs Jahre alt, hätten es am schwersten, weil ihre Wurzeln noch nicht tief genug in den steinigen Boden reichten, erklärt der junge Winzer. Es handle sich dabei nicht um das Problem einer bestimmten Rebsorte, sondern sei einzig vom Alter des Rebstocks, seinem Traubenbehang und den Bodenverhältnissen abhängig. Die Tröpfchen-Bewässerung habe den Vorteil, dass Wasser gut gesteuert und gut kontrolliert abgegeben werden könne.

Thomas Baltes zeigt im Hang Anzeichen einer Vergilbung des Laubs. Bei fortschreitendem Wassermangel drehten sich die Blätter von der Sonne weg, berichtet er, anschließend stoße der Stock die Trauben ab, im Extremfall auch die Blätter, alles Anzeichen von Wassermangel. Der Rebstock sei bis zum nächsten Jahr geschädigt.

Die beiden Winzer haben sich für ein System entschieden, bei dem das Wasser in Containern auf den höchsten Punkt des Hangs gebracht und dort zunächst in dicke Schläuche geleitet wird. Von denen aus fließt es in ein System dünnerer Schläuche, die an Haken unter den horizontal gespannten Drähten der Rebanlage befestigt sind. Diese Schläuche haben in regelmäßigem Abstand Öffnungen, aus denen Wasser auf den Boden, in die Wurzelregion der Reben, fällt und ihn durchfeuchten kann.

Wasser ist rar an der Ahr, die selbst im Sommer mitunter ziemlich leer Richtung Rhein fließt. Aus dem Gewässer dürfen die Winzer ohnehin nichts entnehmen. So schaffen sie das Nass aus Zisternen heran oder beziehen es über Hydranten aus dem Grafschafter Leitungsnetz, berichten sie. Ihrer Meinung nach ist eine „große Lösung zusammen mit der Politik“ für den Weinbau an der Ahr erforderlich, nicht jeder Winzer könne allein für sich arbeiten. Vielleicht könnte Wasser im Winter in großen Behältern gesammelt werden, stellen sie sich vor. „Woher kommt das Wasser, und wie kommt es in die Weinberge“, sei die große Frage, die jetzt geklärt werden müsse, so Thomas Baltes. Sein Vater, Jahrgang 1959, hat selbst noch keine Trockenphase wie die derzeitige erlebt, berichtet er. Nur aus Erzählungen seines eigenen Vaters weiß er, dass es schon früher einen Sommer gegeben hat, in dem man die Ahr zu Fuß durchqueren konnte.

 Wie Sand rieselt die trockene Grafschaft-Erde durch die Hände von Landwirt Alfred Schopp.

Wie Sand rieselt die trockene Grafschaft-Erde durch die Hände von Landwirt Alfred Schopp.

Foto: Martin Gausmann

Landwirt Alfred Schopp hat seinen Hof mit 140 Rindern in Grafschaft-Esch. Er füttert das Vieh mit Produkten aus eigenem Anbau: Gerste, Erbsen, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen), Hafer und anderem. In diesem dritten trockenen Sommer in Folge zeichnet sich für ihn ein Engpass ab. So war die Ernte beim Getreide in diesem Jahr auf schlechten Böden „katastrophal“, berichtet er, auf besseren Böden wenigstens durchschnittlich. Aber das Ergebnis war noch lange nicht so schlimm wie beim Grünland. Dem Bauern ist klar: Irgendwann ist auch auf besseren Böden ein Ende erreicht.

Wichtig für die Versorgung der Rinder ist der Grünschnitt von Flächen in der Eifel bis nach Krälingen. „In diesem Jahr lohnt sich da nicht einmal das Mähen“, sagt Schopp und rechnet mit lediglich 20 Prozent an Ertrag. „Schon beim Getreide mussten wir Einbußen hinnehmen, aber beim Grünland wird es jedes Jahr schlimmer“, stellt er fest.

Die Mahd von stillgelegten Ökoflächen ist aus Schopps Sicht keine Lösung des Futterproblems, weil auf diesen Flächen Pflanzen zur Nahrung von Bienen wachsen, auch viele Disteln, eben kein Futter für Rinder. „Es wäre ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin besser als nichts“, stellt Schopp fest.

„Es gab zwar einige Wochen Regenwetter, auch Wolken waren am Himmel zu sehen, aber es kam nichts runter“, beschreibt er die Situation der vergangenen Wochen. „Das wenige Wasser, was doch kam, war schnell wieder verdunstet. Wenn Wasser dringend benötigt wird, kommt nichts“, hat er festgestellt.

Wie er das Vieh durch den Winter bringen soll, ist Schopp nicht klar. „Wir könnten weniger Getreide füttern oder weniger Rinder halten“, beschreibt er zwei Möglichkeiten. Vielleicht müsse man den Rindern Stroh zu fressen geben. Bei anhaltender Trockenheit und hohen Temperaturen werde auch in den kommenden Monaten nicht mehr viel wachsen. Die Böden könnten sich bei Regen im Winter vielleicht regenerieren, denkt Schopp. Aber er weiß: In diesem Winter hilft das auch nicht mehr. Der Grafschafter hat bei Fahrten in die Eifel festgestellt, dass die Situation dort noch schlimmer ist. Die Betriebe müssten schon jetzt mit Winterfutter anfangen oder Futter zukaufen, und das werde auf jeden Fall teuer. „Es ist insgesamt eine ungesunde Situation für die Natur und für die Betriebe, die davon leben müssen“, stellt er fest.

Nicht Futter, sondern Wasser zukaufen muss Obstbauer Christoph Watzig aus Grafschaft-Leimersdorf, damit Erdbeeren und Äpfel was werden. Wie bei den Winzern kommt auch bei ihm das zusätzliche Nass aus dem öffentlichen Netz und ist entsprechend teuer. „Entweder man macht es, oder man macht es nicht“, ist seine Sicht der Dinge. „Entweder man investiert in die Früchte und hofft auf guten Erlös, oder man lässt es.“

Die Erdbeeren sind geerntet, die Apfelernte fängt erst an. „Man muss das Wochenende abwarten, schauen, ob die Früchte Sonnenbrand bekommen, es sind wieder Tage mit mehr als 30 Grad Hitze angekündigt“, sagt er und bleibt trotzdem gelassen.

„Wir haben Hagelnetze und Schattierung angeschafft, man muss bis zur Erntezeit abwarten, da braucht ja nur ein Wölkchen am Himmel zu kommen, und es ist nicht ganz so heiß“, so Watzig.

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