Krisenstab informiert bei Lagepressekonferenz in Ahrweiler „Wir werden alle einen langen Atem benötigen“

Kreis Ahrweiler · Das Technische Hilfswerk (THW) wird die Menschen im Ahrtal in dem Prozess des Aufräumens und des Wiederaufbaus nicht allein lassen. Das stellte Jörg Eder in der Pressekonferenz des Krisenstabs am Dienstag klar: „Das THW steht den Kommunen in den nächsten Tagen und Wochen auf jeden Fall zur Seite“, versprach der Leiter des THW-Stabes. Man werde Land und Kommunen dafür keine Rechnungen ausstellen.

 Dank des THW können Bürger die Ahr mit einer kleinen Fähre queren.

Dank des THW können Bürger die Ahr mit einer kleinen Fähre queren.

Foto: Thomas Weber

Dass im Verlauf der Flutkatastrophe gleich 62 Brücken über die Ahr zerstört wurden, hat die Lage für Rettungskräfte und Bevölkerung bislang besonders schwierig gemacht. Derzeit entstehen nun neue Ahrquerungen. Nachdem die Bundeswehr in betroffenen Orten wie Insul oder Rech bereits provisorische Überquerungen für Fahrzeuge oder Fußgänger installiert hat, folgen nun in einem zweiten Schritt Ersatzbrückenbauwerke, die die Provisorien zum Teil ablösen werden.

So ist es erneut die Bundeswehr, die solche Brücken in Liers, Insul, Rech und nahe Fuchshofen errichtet. „Das erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Mobilität“, so der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Thomas Linnertz, als Leiter des Krisenstabs. Zudem errichtet das Technische Hilfswerk (THW) eine sogenannte Delta-Brücke an der Ahrquerung in der Bad Neuenahrer Landgrafenstraße. Die zweispurige Brücke soll am kommenden Montag fertig sein.

Derweil habe man bereits weitere Standorte für Behelfsbrücken ins Auge gefasst, berichtete der Leiter des THW-Stabs, Jörg Eger, am Dienstagnachmittag. Dabei gehe es nicht nur um Brücken in der Kreisstadt, sondern auch um Nachbarkommunen, mit den Verwaltungen sei man derzeit in der Abstimmung.

 An der Landgrafenstraße in Bad Neuenahr geht der Bau einer Delta-Brücke voran.

An der Landgrafenstraße in Bad Neuenahr geht der Bau einer Delta-Brücke voran.

Foto: Thomas Weber

Unterdessen wurde zwar die Allgemeinverfügung, dass es in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Dernau und Rech keinen Individualverkehr geben dürfe, bis zum Freitag verlängert und gilt nun täglich von 10 bis 18 Uhr.

Vom Konzept des Einbahnstraßenverkehrs habe man sich aber wieder verabschiedet, so Linnertz. Florian Stadtfeld vom Polizeipräsidium Koblenz berichtete von einem neuen Verkehrskonzept, bei dessen Umsetzung weniger Kräfte benötigt würden. Diese könnten in anderen Aufgabenbereichen eingesetzt werden. Immerhin sind tagsüber weiterhin rund 1000 Polizeibeamte unter den aktuell 5000 organisierten Helfern, nachts bewachen mehrere Hundert Polizisten die Orte im Katastrophengebiet. Derzeit werden zudem acht Polizeihubschrauber vorrangig in der Versorgung der Bevölkerung eingesetzt.

So habe man zuletzt in Windes­eile ein Beatmungsgerät aus dem Bundeswehrzentralkrankenhaus ins Ahrtal transportieren können, berichtete Stadtfeld von einem besonders spektakulären Einsatz. Der Polizeisprecher nutzte die tägliche Lagepressekonferenz aber auch, um den vielen freiwilligen Helfern, ohne die die Krise nicht zu bewältigen wäre, zu danken, und forderte sie auf, weiterhin ihre Hilfe anzubieten. „Wir werden alle einen langen Atem benötigen“, so Stadtfeld.

Dass man die Menschen im Ahrtal in diesem langen Prozess begleiten werde, stellte Jörg Eder unmissverständlich klar: „Das THW steht den Kommunen in den nächsten Tagen und Wochen auf jeden Fall zur Seite“, versprach er. Und noch dazu werde man weder dem Land Rheinland-Pfalz noch den Kommunen den Einsatz in Rechnung stellen.

Unterdessen berichtete der Leiter des Krisenstabs, Heinz Wolschendorf, über die Wiederherstellung des Mobilfunknetzes. So sei die LTE-Versorgung im Krisengebiet komplett wiederhergestellt, die GSM-Versorgung mit Ausnahme von Heimersheim ebenfalls. Dafür haben die Wehren aber mit einem anderen Problem zu kämpfen, nämlich der Umweltverschmutzung durch Öl und Chemikalien, die aus den überfluteten Kellern gespült wurden. Hier setzt der Krisenstab derzeit eine analytische Taskforce ein, die Boden-, Wasser- und Luftproben nimmt. Ergebnisse lägen wegen der komplexen Analyseverfahren aber noch nicht vor, so Wolschendorf.

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