„Tante Tinka“ Wirt benennt Straußwirtschaft nach Ahrweiler Legende Kathinka Lingen

Ahrweiler · Straußwirtin Kathinka Lingen ist eine Legende in Ahrweiler. Ihr Großneffe, der Winzer Stefan Kurth, lässt die Erinnerung an das Ahrweiler Original wieder aufleben. Er benennt seine Straußwirtschaft an der Bachemer Straße nach „Tante Tinka“.

 Winzer Stefan Kurth (links) benennt seine Straußwirtschaft nach dem Ahrweiler Original Kathinka Lingen.

Winzer Stefan Kurth (links) benennt seine Straußwirtschaft nach dem Ahrweiler Original Kathinka Lingen.

Foto: Martin Gausmann

Kathinka Lingen war ein Original in Ahrweiler. An der Oberhutstraße betrieb sie eine Weinstube. Oder besser: ein öffentliches Wohnzimmer. Den „Alten“ in der Rotweinstadt sind die Wirtin, das Klavier, das Sofa, der Musikautomat aus der Kaiserzeit und die alte Wanduhr noch in bester Erinnerung. Wenn manch ein Ahrweiler anfängt, von Kathinka zu berichten, kann es ein langer Abend werden.

Dass ihr Großneffe Stefan Kurth irgendwie etwas von Kathinka geerbt haben muss, wird schnell deutlich. Der Bachemer ist Winzer durch und durch. Er macht seinen eigenen Wein und vertreibt diesen auch selbst, und das in Ahrweiler, an der Bachemer Straße 44. Seine Wurzeln hat er nicht nur nie vergessen, ganz bewusst schreibt er seine Herkunft auf alles Gedruckte, egal ob Visitenkarte oder Firmenwagen: „53474 Ahrweiler bei Bachem“ ist da zu lesen. Wer es liest, muss schmunzeln. So, wie auch bei Kathinka viel geschmunzelt und gelacht wurde.

Stefan Kurths Weine erinnern an Familie und Herkunft, sie heißen „Kathinka“, „Pross Jupp“, „Annemie“ oder „Stickihse“. Er habe sich des kölschen Wörterbuchs bedient, gibt der eigenwillige Winzer zu Protokoll, denn „eigentlich müsste es gemäß Bachemer Platt ‚Stickeihse’ heißen.“ Das steht für das Weinbergsgerät Steckeisen. Man wird es ihm verzeihen, besonders rechts der Ahr, in Bachem.

Nun lässt Kurth die Erinnerung an „Tante Tinka“, wie er Kathinka nennt, wiederaufleben. Bald steht die Traubenlese an, dann öffnen viele Winzer ihre Höfe und Stuben als Straußwirtschaften. Ob geöffnet ist, zeigt ein Reisigbesen an, der dann am Eingang hängt. Auch bei Stefan Kurth. „Kathinkas Winzerstube“ ist auf einem Schild gleich daneben zu lesen. Hof, Wirtschaft und Gelände gehörten einst jener Kathinka. Dort gibt es ab 28. August Wein, deftige Leckereien und auch schon Mal ein Kulturprogramm. Freitag ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag ab 13 Uhr sind die Öffnungszeiten. Am Samstag, 29. August, sind die Musiker Daniel Bongart und Carola Heyden zu Gast und spielen ab 18 Uhr gefühlvolle Lieder, die Geschichten über Menschen, ihre Emotionen und Hoffnung erzählen. Der Eintritt ist frei, aber eine Reservierung ist aufgrund des beschränkten Platzangebotes dringend an die Emailadresse info@weingut-kurth.de erforderlich.

Die Straußwirtschaft ist Teil des Selbstvermarktungsprogramms von Winzer Kurth. Er verkauft fast alles vom eigenen Gut an Privatkunden, dazu geht ein geringer Teil aus seinem Keller bei einigen heimischen Gastronomen über den Tresen. Und auch im ein oder anderen Weinladen und Supermarkt sind seine Weine zu finden.

Vieles ging in der Vergangenheit aber auch bei Weinfesten oder ähnlichen Events über die Theke. Hinter dieser stand der Winzer oftmals selbst. Wie auch aktuell bei den Wein-Lounges im Kurpark von Bad Neuenahr.

„Wenn man den eigenen zeitlichen Einsatz nicht rechnet, dann geht das ganz gut. Personal würde dort aber den Gewinn auffressen“, so Kurth. Weil aber die Wein-Events wegen Corona überwiegend ausfallen, brechen Umsätze weg. Also wurde die eigene Straußwirtschaft aktiviert. „Die Idee hatten wir schon länger, Corona hat das alles beschleunigt“, sagt Kurth. Kathinka Lingen, Tante Tinka, hätte sich über die Erinnerung an sie sicherlich gefreut.

Infos unter www.weingut-Kurth.de oder unter ☏ 0 26 41/90 06 54.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort