Buchvorstellung Autoren berichten von 111 Orten im Ahrtal

Ahrtal · Daniel Robbel und Dirk Unschuld haben für ihr Buch „Kleinode und Kuriosa“ gewählt. Denn in ihrem Ausflugsratgeber präsentieren sie ganz besondere Ziele.

 Strumpfautomat aus den 60er Jahren in Altenahr.

Strumpfautomat aus den 60er Jahren in Altenahr.

Foto: Hildegard Ginzler

Wein, Feste und Wanderwege, eine vielgestaltige Landschaft, Wasser und Wellness, nette Städtchen und heimelige Dörfer. Dafür ist das Ahrtal bekannt und beliebt. Doch Daniel Robbel und Dirk Unschuld lag es in eienem nun präsentierten Buch daran, den Zauber dieser Region jenseits der Touristenpfade aufzuspüren. Für „111 Orte im Ahrtal, die man gesehen haben muss“ legten sie auch teils Verborgenes und wenig Beachtetes frei, Kuriosa inbegriffen.

Wie stets in der Reihe, widmet das Buch pro Ort links eine Seite Text und auf der rechten Seite Fotos, Anfahrt, Tipps für Besichtigungen oder Einkehr. Im Karten sind die Orte verzeichnet. Einige können selbst Einheimische überraschen. Das gilt zwar in Ahrweiler kaum für die Reste von Schicks Mühle, den Mühlenteich, ein Wandgemälde der Pfarrkirche Sankt Laurentius oder die repräsentative Grabstätte des Sanitätsrates Carl von Ehrenwall. Aber kennt auch jeder die Geschichten dahinter? Von der Gleislosen elektrischen Bahn (1906 bis 1917), deren Kupfer-Oberleitungen man im 1. Weltkrieg einschmolz, blieben nur Haken an Hauswänden: prima Aufhänger, um über diese Verkehrsepisode zu berichten.

Es gibt auch Hinweise auf lauschig gelegene Plätze

Wer gern ein wenig ausschreitet, wird sich über Hinweise auf die verträumte Maibachklamm freuen, die römische Eisenschmelze im Ahrweiler Wald, die lauschig gelegene Lourdes-Kapelle, den Patenschaftsweinberg oder den Aussichtspunkt „Bunte Kuh“. In Schuld sind Freilichtbühne und die Baum flankierte Schornkapelle zwar bekannt, aber den Tipp wert. In Schuld und Mayschoß locken begehbare Tunnel nicht nur Eisenbahnfreunde, in Bad Neuenahr die einst bewirtschaftete Klimastation.

Ob Gäste der Kurstadt indes die Beethoven-Flötenuhr, den Goldenen Pflug oder die Skulptur Hendrich und Josef als etwas Besonderes wertschätzen? Oder Besucher Sinzigs neben dem „Schloss“ die angeblich Identifikation stiftende Mauredresse-Figur und zumeist schon entwaffnete Kunststoff-Barbarossas? Manches im Buch verwundert, so warum Nierendorf, Ringen und Fritzdorf zum Ahrtal gezählt werden, dagegen aber die Belege oberhalb der gut dokumentierten Mittelahr bis Blankenheim sehr ausdünnen. Der XXL-Sitzbank, die es nun öfter gibt, wäre in Heimersheim eventuell der fast versteckte Zehnthof vorzuziehen gewesen.

Stellenweise mündet die lockere Sprache in einen lockeren Umgang mit der Thematik. Zum Hexenstein in Ahrbrück und der damit verbundenen Hinrichtung der Else Simons von Pützfeld 1649 heißt es, sie zeigte sich „im Angesicht des nahenden Todes überaus kooperativ“. Wer nicht nach dreifacher Folter? Indes hält der Mix viele willkommene Anregungen zur Erkundung bereit. Für Lohrsdorf Steintürmchen in der Ahr und ein Mordsbrocken an der Durchgangsstraße, der an den früheren Quarz-Abbau erinnert. Für Heppingen das Künstler-Refugium Gregor Bendels. Mit der Trüffelplantage hat Bodendorf seine Attraktion.

Zu einem der Leser-Favoriten könnte die „Erste Hilfe bei Laufmaschen“ am Roßberg in Altenahr gehören. Der Strumpfautomat der 1960er, ein Relikt aus der Zeit des Massentourismus, hängt noch immer dort und ist ein beliebtes Fotomotiv.

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