Auftritt bei „Musik und Wein im Ahrtal“ Warum man Torsten Sträter kein Mon Chéri geben sollte

Marienthal · Vor fast 900 Gästen ist der Komiker in Marienthal angetreten, um den Abend mit „sinnbefreiter Fröhlichkeit“ zu füllen.

 Hat „sinnbefreite Fröhlichkeit“ im Gepäck: Torsten Sträter bei seinem Auftritt bei „Musik und Wein an der Ahr“.

Hat „sinnbefreite Fröhlichkeit“ im Gepäck: Torsten Sträter bei seinem Auftritt bei „Musik und Wein an der Ahr“.

Foto: Martin Gausmann

Das zweite Wochenende des Festivals „Musik und Wein im Ahrtal“ nahe des Klosters Marienthal hat kabarettistisch begonnen. Torsten Sträter war zu Gast. Der einstige Senkrechtstarter und heutige Star der deutschen Kabarettszene, der noch vor wenigen Jahren mit seinen Geschichten auf kleinen Poetry-Slam-Wettbewerben zuhause war, war nicht zum ersten Mal Gast beim Veranstalterteam „Kleinkunstandmore“.

Auch auf Sträter warteten die Zuschauer zwei Jahre lang, nachdem das Festival 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Der neue Festivalort außerhalb der Klostermauern war gewählt worden, um Ängsten vor Ansteckung zuvorzukommen und nicht in der engen Kirchenruine des nahen Klosters spielen zu müssen. Das aber gelang am Freitag nur bedingt.

Publikum muss für Torsten Sträter zusammenrücken

Jeder, der in der Vergangenheit ein Ticket erworben hatte, schien dieses auch nutzen zu wollen. Auf den Bierbänken wurde es so richtig eng. „Wir haben mit fünf Personen pro Bank geplant“, bat der Veranstalter darum, zusammenzurücken, ehe die rund 900 Gäste sich einen ganzen Abend lang die Lachmuskeln strapazieren ließen.

Kaum hatte der stets schwarz gekleidete Sträter mit tief in die Stirn gezogener Wollmütze die Bühne betreten, begann sein nie vorhersehbares Spektakel. Das Programm des gelernten Herrenschneiders besteht aus skurrilen Geschichten und Sträter kann wahrscheinlich nicht anders, als alles zu kommentieren und einen Spruch zu klopfen, um damit, wie er sagte, „sinnbefreite Fröhlichkeit zu verbreiten“. Klar, dass er zunächst einmal Publikum, Location und Bühne unter die Lupe nahm.

Da fiel ihm als erstes der „kinnhohe Stehtisch aus dem Moulin Rouge“ ins Auge, an dem stehend er auf rotes Tischtusch schauend sein aktuelles Programm „Schnee, der auf Ceran fällt" spielen wollte. Wie gesagt: wollte.

Torsten Sträter hat ein Problem mit dem Plural

Denn Torsten Sträter kam irgendwie nicht dazu anzufangen und seine angekündigten epischen Exkursionen über Moral und Verstand unters Volk zu bringen. Zu viel passierte links und rechts. Der rote Faden durchs Programm, das nur so heißt, weil seiner Agentin der Programmname „Bonusprogramm für Wanderhuren“ nicht zusagte, bestand vor allem im Fehlen eines roten Fadens.

Der Poetry Slammer diskutierte lieber mit dem Publikum darüber, ob Tempo 120 auf den Straßen ausreiche und schien mit seinem Pro für ein Tempolimit ziemlich allein auf weiter Flur zu sein. „Hier können Sie mit Tempo 120 ja eh nichts anfangen“, ging er recht locker auf die Straßensituation im Flutgebiet ein, drückte aber ob der Witze übers Publikum seine Angst darüber aus, noch vor Ort dem Erntegott geopfert zu werden.

Dass im aktuellen Programm sein Vater und sein Sohn nicht mehr vorkommen sollten, tat er gefühlt ein Dutzend Mal kund, sodass die Familie schließlich doch in den Mittelpunkt rückte. Das Publikum erfuhr etwa, dass der Junior am Tag des 18. Geburtstags den Führerschein bestanden hatte. „Ich habe ihm dann einen Corsa mit null PS aus mehreren Corsaren ausgesucht“, machte Sträter keinen Hehl daraus, dass er Schwierigkeiten mit der Mehrzahl von Plural habe. Mit Plurälen also. Und Alkohol mag der Kabarettist auch nicht: „Ein Mon Chéri und ich hab nen Filmriss.“ Und irgendwie kam der Mann in schwarz schließlich nach Abarbeitung der Themen Sanifair-Mafia oder häusliche Gewalt dann doch nach dazu, sein Programm zu starten.

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