Akademie wird Zentrum für Krisenmanagement

"Konzept zur Fortentwicklung der Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz (AkNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler" erarbeitet

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Terroranschläge in den USA haben deutlich gemacht, wie verwundbar westliche Industriegesellschaften sind. So herrscht bei den deutschen Sicherheitsbehörden seit dem 11. September geschäftiges Treiben, um Bedrohungspotenziale zu analysieren und das Gefahrenabwehrsystem auf seine Wirksamkeit hin zu überprüfen. Ins Kalkül gezogen wird dabei die Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz (AkNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Basierend auf einem Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums hat das Bundesverwaltungsamt ein "Konzept zur Fortentwicklung der AkNZ" erarbeitet, das dem General-Anzeiger vorliegt.

Einführend stellen die Verfasser fest, dass sich der Zivil- und Katastrophenschutz - auch im internationalen Vergleich - auf einem vorbildlichen qualitativen und quantitativen Niveau befindet. Allerdings machten es neue technische und politische Entwicklungen erforderlich, bestehende Konzepte auf dem Gebiet ABC-Gefahren, Gesundheitsvorsorge und Selbsthilfe der Bevölkerung zu aktualisieren oder gar zu erneuern. Neben strukturellen Maßnahmen betreffe dies vor allem die Aus- und Fortbildung.

Auf diesem Gebiet komme insbesondere der AkNZ eine bedeutende Rolle zu. Erst im Juli hatte Bundesinnenminister Otto Schily eine Reihe von Vorgaben erlassen, um die Akademie an die "aktuellen Erfordernisse anzupassen". Die Dimensionen der personellen und materiellen Schäden, die der Terroranschlag in den Vereinigten Staaten verursacht hat, überstiegen jedoch "das frühere Vorstellungsvermögen in außergewöhnlichem Umfang". Dies lasse erwarten, so heißt es in dem Papier, dass die Nachfrage nach den Ausbildungsangeboten der AkNZ - insbesondere für Führungs- und Leitungsaufgaben - sprunghaft ansteigen werde.

So bedürfe es kurzfristig erheblicher Anstrengungen, "um ein wenigstens einigermaßen Nachfrage-orientiertes Seminarprogramm anbieten zu können". Die AkNZ soll federführend bei der Auswertung der Ereignisse in den USA wirken. Parallel dazu soll die Akademie ausarbeiten, welche Folgen vergleichbare Anschläge in Deutschland auslösen würden und welche vorbeugenden, planerischen und Gefahrenabwehrmaßnahmen zu ergreifen wären. In engem Verbund mit dem BMI, Ländern, Polizei, Bundeswehr und Hilfsorganisationen gelte es eine Reihe von Bedrohungszenarien der Zukunft zu entwickeln.

Diese sollten schließlich als Basis für die an der AkNZ selbst, aber auch an anderen Bildungseinrichtungen des Bundes und der Länder durchgeführten Ausbildungsprogramme sein. Bisher habe sich die Ausbildung der Stäbe und Technischen Einsatzleitungen der Kreise und kreisfreien Städte an kleinräumigen Szenarien mit relativ geringen Opferzahlen orientiert. Dies müsse bei künftigen Seminaren erweitert werden. Insbesondere kommen Themen wie "Gesundheitsvorsorge/Katatsrophenmedizin", "Zivil-militärisch-polizeiliche Zusammenarbeit" sowie "ABC-Vorsorge und -Abwehr" in den Vordergrund.

Weil die AkNZ die einzige Einrichtung in Deutschland sei, an der Fachkompetenz der verschiedensten Aufgabenbereiche gebündelt sei, käme ihr nicht zuletzt bei der Beratung der obersten Bundesbehörden hinsichtlich einer einheitlichen Zivilschutz- und Krisenvorsorgeplanung eine bedeutende Rolle zu. Um den künftigen Aufgaben gerecht zu werden, soll das dreistufige Ausbildungsprogramm der AkNZ für Landesfeuerwehrschulen beibehalten, aber inhaltlich angepasst werden. In Zukunft wird davon ausgegangen, dass das Angebot von derzeit 100 auf etwa 330 Seminare erhöht werden muss.

Hinzu kommen 34 Seminare zur Ausbildung der Krisenstäbe der Innenministerien und der interministeriellen Koordinierungs- und Krisenstäbe. Dringender Ausbildungsbedarf zur Organisation der Behandlung und Versorgung eines Massenunfalles bestehe für die 440 Gesundheitsämter und 2 000 Krankenhäuser der Erstversorgung in Deutschland. Hier ist noch einmal von 50 Seminaren pro Jahr die Rede. Alles in allem ergibt sich danach für die Akademie ein Jahresausbildungsbedarf von jährlich 730 Seminaren.

Zur Abdeckung des dringendsten Bedarfs soll die Kapazität so schnell wie möglich von derzeit 400 auf 500 Seminare gesteigert werden.

Desweiteren ist geplant, die entsprechende Zahl von Übungsbefehlsstellen und Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Vorgesehen ist, noch im Haushaltsjahr 2002 weitere zehn Dozenten-Stellen zu schaffen. Und um die neuen Aufgaben der AkNZ zu verdeutlichen, soll sie künftig in Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz umbenannt werden.

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