Am Freitag darf das Federvieh wieder ins Freie

Die Stallpflicht für Geflügel endet - Gleichzeitig tritt eine neue Verordnung in Kraft - Der Rhein-Sieg-Kreis kontrollierte rund 200 Halter - Sie waren überwiegend einsichtig

Am Freitag darf das Federvieh wieder ins Freie
Foto: ap

Rhein-Sieg-Kreis. Endlich geht die Tür auf, die Schutzhaft ist vorbei, und die Hühner und Gänse sind auf freiem Fuß. Ab Freitag darf wieder munter draußen gegackert und geschnattert werden, weil eine neue Verordnung für Geflügelhaltung in Kraft tritt. Bis einschließlich Donnerstag gilt seit Mitte Oktober als Vorsichtsmaßnahme wegen der drohenden Geflügelpest noch die Stallpflicht für das Federvieh.

Nach draußen durften die Tiere bislang nur unter strengen Auflagen oder, so wie es Kreistierarzt Hanns von den Driesch formulierte, "um mal frische Luft zu schnappen, wenn der Stall ausgemistet wurde." Im Großen und Ganzen sei er mit den Geflügelhaltern "sehr zufrieden" gewesen. Von den Driesch: "Letztendlich waren alle einsichtig und diszipliniert."

Zwar habe es von Nachbarn rund 200 Anzeigen gegeben, weil Hühner trotz Stallpflicht noch im Freien waren. Nach Kontrollen durch das Kreisveterinäramt sei aber auf Anzeigen verzichtet und stattdessen gemeinsam nach Lösungen gesucht worden.

"Die Probleme gab es fast nur bei den Kleinsthaltern, die sich für den Eigenbedarf ein paar Hühner halten. Nach ihrer Meinung verstieß die Stallpflicht gegen ihren Sinn für Tierschutz." Von den Driesch hat "großes Verständnis" für sie: "Ist doch klar, wenn ich mir Hühner halte, um eigene Frühstückseier zu bekommen, dann will ich die Tiere auch nicht im Stall halten." Schwierig sei für einige die Umsetzung gewesen, da es oft keinen Stall gab. "Da wurde dann improvisiert: mit Pavillons und Bauzäunen gearbeitet. Irgendwie ging das schon."

Aber nicht alle hätten es geschafft. Von den Driesch: "Ich weiß von einigen, die ihre Gänse früher geschlachtet haben, um ihnen die Ställe zu ersparen." Auch Drohungen, die Tiere abzuschaffen, habe es gegeben. "Getan hat es aber niemand." Viele Anfragen bezogen sich auf die Gesundheit der Tiere: Seit dem Tag, an dem sie im Stall hockten, legten sie deutlich weniger Eier. "Für Tageslicht muss natürlich gesorgt werden, entweder durch ein Fenster oder eine UV-Lampe." Auch Vitamine seien ratsam.

Deutlich weniger Eier gab es etwa bei der Familie von Scherenberg, die auf Burg Kriegshoven bei Swisttal-Heimerzheim lebt. Denn für ihre 15 Hühner blieb die Klappe zu. Sonst gab es um die Jahreszeit etwa zehn Eier, derzeit sind es höchstens drei. "Sie drin zu lassen, war für uns räumlich kein Problem, sie haben einen großen Stall mit Fenstern", sagt Alice von Scherenberg. Trotzdem sei das Eingesperrtsein den Hühnern sehr schwer gefallen. Deshalb werde die Freude groß sein, wenn die Klappe am Freitag endlich wieder aufgehe, so von Scherenberg.

Ganz vom Tisch wird das Thema Stallpflicht jedoch nicht sein, fürchtet von den Driesch. Zwar sei die Stallpflicht mit der neuen Verordnung aufgehoben. " Aber die Geflügelpest ist ja nicht aus der Welt." Er schließt nicht aus, dass die Tiere in den nächsten Jahren zur Zugvogelzeit vorübergehend in den Stall müssten.

Dieser Gefahr wurde bei der neuen Geflügelverordnung mit Vorsichtsmaßnahmen Rechnung getragen. Von den Driesch: "Die Tiere dürfen zwar raus, aber sie dürfen keinen Zugang zu Oberflächenwasser bekommen und auch nicht an Stellen gefüttert werden, wo Zugvögel landen und fressen können." Impfungen bleiben verboten, Ausnahmen sind nur durch Anträge bei der EU möglich. Untersagt bleiben zudem Geflügelschauen aller Art.

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