Am Samstag wird der Westerwaldsteig eröffnet

Die Landesregierung macht das Wandern zu einem Schwerpunkt ihrer Tourismusstrategie - Minister Hering: Wir sichern damit 190 000 Arbeitsplätze

Am Samstag wird der Westerwaldsteig eröffnet
Foto: dpa

Rheinbrohl. Die drei Wanderer sind ein wenig enttäuscht. Oberhalb von Rheinbrohl haben sie an diesem Freitagmorgen ihr Auto abgestellt und wollen das erste Stück des neuen Westerwaldsteigs in Angriff nehmen. Doch einen Hinweis auf den Startpunkt finden sie nicht.

Auch unten im Ort, am Rhein, am Bahnhof oder im Ortszentrum gibt es zwar jede Menge Wegweiser zum Rheinsteig, aber keinen einzigen zum Westerwaldsteig. "Das ist doch sehr verwirrend und stark verbesserungsbedürftig", sagt Udo Jettkant.

Gemeinsam mit seinen Freunden Ferdinand Wienand und Helge Müller wandert der 55-Jährige aus Bergheim an diesem langen Wochenende auf dem neuen Weg. "Eine wunderschöne Gegend", sagen die drei unisono, nachdem sie bereits ein Teilstück bei Neustadt/Wied hinter sich gebracht haben. Doch bis es ein perfekter Wanderweg ist, haben die Touristiker offenbar noch einiges zu tun.

Dabei findet schon am Samstag die Eröffnung des neuen Weges statt - auf dem höchsten Westerwald-Berg, der 657 Meter hohen Fuchskaute östlich von Bad Marienberg und mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Hendrik Hering. "Wer in Deutschland wandern will, soll künftig an Rheinland-Pfalz nicht vorbeikommen", sagt Hering im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Sein Bundesland will er zum Wanderland Nummer eins machen. So steht es auch in der Tourismusstrategie 2015, die Hering jüngst vorgestellt hat.

Das Wandern ist neben dem Wein, dem Gesundheitstourismus und dem Radwandern einer der Schwerpunkte. Kern dabei sind die Wandersteige - Weitwanderwege, die möglichst naturbelassen sind, wenig asphaltierte Strecken aufweisen und besondere Erlebnisse bieten. Vorbild für alle Wege dieser Art ist der Rennsteig im Thüringer Wald. Dort sei alles perfekt, von der Internet-Beschreibung über die Ausweisung von Parkplätzen bis hin zur Beschilderung und den Übernachtungsmöglichkeiten, sagt Udo Jettkant, der den Rennsteig jüngst gewandert ist.

Aber auch in Rheinland-Pfalz gibt es mit dem Rhein- und dem Saar-Hunsrück-Steig bereits zwei dieser "Qualitätswanderwege". Der Westerwaldsteig soll der dritte sein. Folgen werden der Eifel- und der Ahrsteig sowie der Lahntalwanderweg und der Soonwaldsteig.

Bis 2010 will das Land ein Netz mit zehn dieser Weitwanderwege über Rheinland-Pfalz gesponnen haben, mit Verbindungswegen dazwischen. Schon für dieses Jahr plant das Wirtschaftsministerium einen Wanderroutenplaner im Internet. Für all das gibt das Land bis 2010 rund 3,9 Millionen Euro aus. "Wir sichern damit 190 000 Arbeitsplätze", sagt Hering.

Einen davon hat Heinz Dick, dessen Ehefrau das Café am Römerplatz in Rheinbrohl führt. 60 bis 70 Prozent mehr Gäste hat er gezählt, seitdem der Rheinsteig, der auch an Rheinbrohl vorbeiführt, 2005 eröffnet wurde. "Um drei, vier Uhr kommen die Wanderer vom Berg runter und sind dann müde und hungrig", weiß Dick zu berichten. Und wenn der Westerwaldsteig bekannter ist, so hofft er, kämen noch mehr Gäste.

Darauf bauen auch die Touristiker in den Westerwaldorten. Noch immer leidet man dort unter dem eher abträglichen Liedtext "Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt". Erst seit Herbst werben die Orte für den Westerwaldsteig "aber die Anfragen laufen schon sehr gut", sagt Westerwald-Touristik-Sprecherin Ursula Gerharz. Vor allem Wanderer aus dem Köln/Bonner Raum und aus dem Ruhrgebiet hätten bereits vielfach Interesse bekundet.

Kritik an der Ausweitung der Steige äußert der Linzer Stadtmanager Thomas Herschbach. Er sieht darin "auch ein Politikum", da strukturschwächere Orte ebenfalls etwas von der positiven Entwicklung des Wandertourismus abhaben wollten. Doch es werde kaum möglich sein, dass den Wanderern überall die hohen Ansprüche an Wege und Übernachtungsmöglichkeiten, die sie von den renommierten Steigen kennen, erfüllt würden.

Dietmar Haß, der Leiter der Bad Hönninger Tourismus-Information, die auch für Rheinbrohl zuständig ist, will sich jedenfalls so schnell wie möglich darum kümmern, dass Wanderer den Startpunkt des Westerwaldsteigs besser finden.

Der Westerwaldsteig

Der Westerwaldsteig ist 235 Kilometer lang - aufgeteilt in 16 Etappen zu sieben bis 20 Kilometern Länge. Der Weg führt etwa durch das romantische Nistertal, über die Westerwälder Seenplatte oder an der Abtei Marienstatt vorbei.

Internet: www.westerwaldsteig.de

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