Schulzentrum Menden Am Wochenende ziehen 150 Flüchtlinge in die Turnhalle

SANKT AUGUSTIN · Bis zu 150 Flüchtlinge bringt die Stadt am Wochenende im Sportzentrum Menden unter, bis dahin sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die bislang in der Alten Post untergebrachten Asylsuchenden ziehen in die Turnhalle um.

Die Kosten für den Umbau belaufen sich laut Stadt auf einen hohen fünfstelligen Betrag. Allein die Materialien kosten rund 30.000 Euro, die 75 Stockbetten 18.000 Euro. Am Dienstagabend informierte die Stadt die Bürger in der Aula der Gesamtschule über mögliche Auswirkungen. Mehr als 400 Teilnehmer waren der Einladung der Stadt gefolgt, Vorbehalte gab es kaum. So waren nach anderthalb Stunden alle von Moderator Marcus Bloser angeführten Themen besprochen.

Für Unmut unter den Bürgern sorgten einzig die Fragen einiger junger Frauen, die bereits vergangene Woche am Sportzentrum protestiert hatten. Insgesamt aber bringen die Bürger viel Verständnis für das Notquartier auf, dessen Dauer und Entwicklung in keiner Weise absehbar sei, resümierte Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher: "Derzeit sind bereits rund 700 Flüchtlinge in Sankt Augustin untergebracht." Die wichtigsten Fragen im Überblick:

  • Wie werden die Flüchtlinge untergebracht? Statt auf Bauzäune setzt die Stadt auf Holzkabinen für drei bis sechs Personen, die mehr Privatsphäre bieten. Sie sind zwischen zwölf und 20 Quadratmeter groß. Neben Schlaf- und Ruheräumen gibt es Gemeinschaftsräume. Weil das Zentrum sonst über bis zu fünf Sporthallen verfügt, ist die Zahl an Sanitärräumen mit einer Dusche je sechs Personen überdurchschnittlich hoch und besser als in vielen anderen Unterbringungen.
  • Was ändert sich für die Schulen? Gesamtschulleiterin Stephani Overhage erklärte, dass beim Schulsport auf Sporthallen des Rhein-Sieg-Gymnasiums und der Grundschule Mülldorf, die Mendener Aula sowie alternativen Bewegungsunterricht zurückgegriffen werde. Priorität habe dabei der vorgeschriebene Sportunterricht der versetzungsrelevanten Stufen 9 und 10. Schüler mit Wurzeln in 65 Nationen und viele Eltern wollen sich zudem ehrenamtlich in der Flüchtlingsunterstützung engagieren. Die Mensa ist nur für die Schüler geöffnet. Während der Schulzeit bis 16 Uhr bleibe das Schulgelände allein den Schülern vorbehalten, betonte Overhage.
  • Wo werden sich die Flüchtlinge tagsüber aufhalten? "Die Flüchtlinge gammeln nicht irgendwo rum", sagte der städtische Flüchtlingsbetreuer Peter Tielke: "Die haben auch ihren Tagesablauf." Einkaufen, kochen, Wäsche waschen - all das machten die Flüchtlinge selbst. Tielke sagte: "Und auch einen Zaun werden wir hier nicht ziehen, das sage ich ganz deutlich." Ein Sicherheitsdienst sei aber rund um die Uhr vor Ort.
  • Ist eine höhere Kriminalität zu erwarten? Keineswegs, sagen der für Ordnung zuständige Dezernent Marcus Lübken und Polizei-Wachleiter Thomas Mackenbach. Es gebe überhaupt keinen Grund, Polizeikräfte aufzustocken. Von den mehr als 8000 Polizeieinsätzen im Freien des Jahres 2014 sei ein verschwindend geringer Anteil im Zusammenhang mit Flüchtlingen gewesen. "In Sankt Augustin haben wir da deutlich mehr Ruhestörungen als Einsätze mit Flüchtlingen", unterstrich Mackenbach.
  • Was passiert mit dem Vereinssport in Menden? Die Vereine werden mit Unterstützung des Stadtsportverbandes nach Lösungen suchen. "Wir müssen enger zusammenrücken, haben aber noch Möglichkeiten dazu", sagte der Beigeordnete Marcus Lübken. Spontan stellte auf der Bürgerinformation eine Tanzschule ihre Räume zur Verfügung.

Ex-Medienzentrale

Laut Bürgermeister Klaus Schumacher will die Bezirksregierung Köln diese Woche einen Baukostenplan für die Ertüchtigung des Brandschutzes in der früheren Medienzentrale der Bundeswehr erstellen. Dort will das Land eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) einrichten. Die nicht funktionierende Brandmeldeanlage soll bereits zu Bundeswehrzeiten nie richtig funktioniert haben. Die schnelle Inbetriebnahme der ZUE ist laut Schumacher existenziell für die Stadt. Ein Umzug von bereits einmal der Stadt zugewiesenen Flüchtlingen in die ZUE ist nicht möglich.

Ab 2016 bringt die Stadt auf dem alten Sportplatz der Steyler Missionare 80 Flüchtlinge in Containern unter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Vorbild Natur
Cleveland Orchestra in der Kölner Philharmonie Vorbild Natur