Anklage wirft Oster Vergewaltigung und Körperverletzung vor

Siegburger Ex-NPD-Kreistags-Politiker ist wegen Kinderpornografie, Volksverhetzung, Beleidigung und Betrug vorbestraft

Siegburg/Bonn. Seit vier Wochen sitzt der rechtsgerichtete Siegburger Ex-Kreistagspolitiker Dominique Oster wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft.

Wenn es nach der Bonner Staatsanwaltschaft geht, soll er dort auch erst einmal bleiben. Denn die Behörde ist überzeugt, dass der 31-Jährige am 14. April einer 19-jährigen Frau sexuelle Gewalt angetan hat und klagt ihn jetzt wegen Vergewaltigung in Tateinheit mit Körperverletzung an. Das bestätigte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, am Montag auf Anfrage.

Laut Anklage soll die 19-Jährige an jenem Tag in die Wohnung des 31-Jährigen, der für die NPD im Kreistag gesessen hatte, gegangen sein, um ihn wegen seiner pädophilen Neigungen auszuhorchen. Ob sie aus eigenem Antrieb oder auf Geheiß ihres Freundes, des stellvertretenden NPD-Kreisvorsitzenden, handelte, sagte Apostel nicht. Oster war 1999 wegen der Verbreitung kinderpornografischer Schriften zu 1 000 Mark Geldstrafe verurteilt worden.

Den Ermittlungen zufolge zeigte Oster der jungen Frau auch bereitwillig kinderpornografische Film- und Bilddateien. Das soll ihn so erregt haben, dass er die 19-Jährige aufforderte, sich auf seinen Schoß zu setzen. Als sie ablehnte, soll er sie an sich gerissen haben. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, schlug die 19-Jährige seine Arme weg und rannte zur Tür, wo sie von ihm jedoch wieder eingefangen worden sein soll.

Er soll sie zu seinem Bett gezerrt, ihr die Kleider vom Leib gerissen und ihr gedroht haben, sie zu fesseln, wenn sie nicht still halte. Dann soll er sie vergewaltigt haben.

Schließlich gelang es der Frau laut Anklage, den 31-Jährigen mit einem Schlag gegen den Kehlkopf vorübergehend auszuschalten, so dass sie fliehen konnte. Laut Staatsanwaltschaft ging es der jungen Frau anschließend so schlecht, dass sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Erst während der Behandlung habe sie sich im Mai entschlossen, Anzeige gegen den 31-Jährigen zu erstatten.

Oster bestreitet die Vorwürfe und bezeichnet sie als Kampagne seiner früheren NPD-Kollegen, nachdem er zum rechtsgerichteten Bündnis für Deutschland gewechselt war. Er begann laut Staatsanwaltschaft, die junge Frau massiv unter Druck zu setzen. Mehrfach soll Oster der 19-Jährigen gedroht haben: Wenn sie ihre Anzeige nicht zurückziehe, werde er ihr ein paar Freunde vorbei schicken, die ihr mal so richtig weh tun würden. Diese Drohungen brachten ihn am 23. September in Untersuchungshaft, nachdem sich der Siegburger Ermittlungsrichter - in Kenntnis der politischen Hintergründe - ein Bild von der 19-Jährigen gemacht hatte. Mittlerweile steht die Frau unter Polizeischutz.

Oster ist für die Justiz kein unbeschriebenes Blatt: Vier Mal ist er vorbestraft - wegen Verbreitung von Kinderpornografie, Volksverhetzung, Beleidigung und Betruges. Bisher kam er mit Geldstrafen davon. Sollte ihn die 3. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts, vor der er sich demnächst verantworten soll, für schuldig befinden, muss er mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Sein Bonner Verteidiger Claus Plantiko steht demnächst ebenfalls in eigener Sache vor Gericht: Er ist wegen Richterbeleidigung angeklagt.

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