Sankt Augustin Arabische Frauen kommen zum Karvenal

SANKT AUGUSTIN · Mit einem "Riesenkoffer voller Emotionen" kehrte eine Augustiner Delegation von ihrer Reise aus Mewasseret Zion zurück.

 Eine feste Freundschaft: Die Augustiner Israelreisenden mit ihren Freunden in Mewasseret Zion.

Eine feste Freundschaft: Die Augustiner Israelreisenden mit ihren Freunden in Mewasseret Zion.

Foto: Repro: ga

Die Reise liegt schon ein paar Tage zurück. Doch die Eindrücke sind noch ganz frisch. "Wir sind mit einem Riesenkoffer voller Emotionen zurück gekommen", sagte Anke Riefers, Vorsitzende des Freundeskreises Mewasseret Zion. Eine Woche war eine 15-köpfige Delegation aus Sankt Augustin an der Spitze mit Bürgermeister Klaus Schumacher in der israelischen Partnerstadt, um dort das zehnjährige Bestehen der besonderen Städtepartnerschaft feiern.

"Wir sind in Israel mit einer Herzlichkeit und Fürsorge aufgenommen worden, die ihresgleichen sucht in der Geschichte der Partnerschaft", berichtete Riefers. Was Klaus Schumacher nur bestätigen kann. "Wir haben dort nicht mehr das Gefühl, als die Gäste aus Deutschland beäugt zu werden. Das ist anders und selbstverständlicher geworden", so der Bürgermeister.

Viel Mühe haben sich die Gastgeber gegeben, um ihren deutschen Freunden interessante und spannende Ausflüge zu bieten. Ein Programm, das den deutschen Besuchern aber auch vergegenwärtigte, dass Krieg, Gewalt und Angst allgegenwärtig sind im israelischen Alltag. Besonders deutlich wurde das bei einem Besuch in Sderot, einer Stadt, die zwei Kilometer entfernt vom Gaza-Streifen liegt.

"Dort erhalten fünfstöckige Häuser für jede Etage Luftschutzbunker, in die sich die Bewohner flüchten können, sollten Raketen abgeschossen werden", berichtet Schumacher. "Die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, wollen aber eigentlich nur friedlich miteinander leben." Sie seien sich so nah und doch so weit weg, ergänzte Riefers.

Dass Araber und Israelis friedvoll miteinander umgehen und Freunde werden können, zeigt das Bespiel der so genannten Friedensoase Abu Gosh, eine kleine arabische Stadt nahe Mewasseret Zion, deren Bürgermeister Salim Jaber gute Kontakte zu seinem Kollegen Arie Shamam aus Mewasseret Zion pflegt. Die Menschen besuchen sich gegenseitig, es gibt sogar eine gemeinsame Fußballmannschaft, und die Restaurants in Abu Gosh sind ein beliebtes Ziel am Abend.

Und irgendwie gehört das palästinensische Abu Gosh fast schon dazu zur Partnerschaft der beiden Städte. "Die Wege haben sich sogar schon vor 30 Jahren gekreuzt", sagte Schumacher. Kulturamtsleiter Bert Stroß hatte ein Bild einer israelischen Künstlerin entdeckt, die vor 30 Jahren in Sankt Augustin ausgestellt hat. Das zeigt eine Straßenszene in Abu Gosh. Einen Abdruck schenkte Schumacher seinem Bürgermeisterkollegen von Abu Gosh.

Dass dort auch modern gedacht wird, belegt das neue Kommunikationszentrum für Frauen, die sogar schwimmen gehen. "Das war vor einigen Jahren noch unvorstellbar. Da durften Frauen ihr Haus nicht alleine ohne Mann verlassen", sagt Riefers, die für die arabischen Freunde eine dicke Überraschung im Gepäck hatte.

Sie lud die Frauen zur Weiberfastnacht 2013 nach Sankt Augustin ein. "Bürgermeister Jaber hat uns seine Unterstützung zugesagt. Es ist ja nicht so einfach, die Männer zu überzeugen, dass Karneval kein Teufelswerk ist", sagte Schumacher. "Die freuen sich schon alle", ergänzte Riefers. Feiern können die Israelis. "Das offizielle Fest zum runden Geburtstag bescherte uns ein unvergessliches Gefühl der Gemeinsamkeit", resümiert Riefers eine Woche in Israel, die den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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