Fränkische Siedlung Archäologie zum Anfassen in Nierendorf

BENGEN · Archäologie zum Anfassen soll es künftig in Nierendorf geben. Das jedenfalls hat der Verein Frankensiedlung Nithrindorp vor. Das Team um Mathias Heeb will eine fränkische Siedlung aus dem sechsten bis achten Jahrhundert in Zusammenarbeit mit Historikern, dem Landesamt für Archäologie und freiwilligen Helfern aus der Region entstehen lassen.

Darüber informierte der 20 Mitglieder zählende Verein in der Bengener Mehrzweckhalle mit Vorträgen und der Ausstellung von Gebrauchsgegenständen aus der damaligen Zeit.

Nierendorf ist fränkischen Ursprungs. Doch es gibt viele Fragen. Wie haben die Vorfahren gelebt, wie sahen ihre Gebäude aus, wie haben sie sich ernährt und welche Möglichkeiten des Handwerks wurden entwickelt? Dem soll das Projekt "Nithrindorp" nachgehen. "Wir machen uns auf den Weg, diese Zeit wieder aufleben zu lassen", erklärt Heeb. Aus diesem Grund soll langfristig eine fränkische Siedlung nach historischem Vorbild auf der Grafschaft errichtet werden.

Herzstück dieser Siedlung wird laut Heeb ein fränkisches Gehöft, das exemplarisch die Grafschafter Siedlungsgeschichte im Frühmittelalter darstellen soll. "Ein solches hat es in der Nierendorfer Gemarkung gegeben. Es ist zwar noch auf alten Flurkarten eingezeichnet, inzwischen aber restlos untergegangen", so Heeb. Dieser Hof habe ursprünglich zur Abtei Corbie (bei Amiens/Frankreich) gehört, bevor er 1311 an die Eigentümer der Burg Landskrone abgetreten worden sei.

Gemeinsam mit der Gemeinde Grafschaft werde im Moment nach einem geeigneten Grundstück gesucht. "Noch in diesem Jahr soll darüber eine Entscheidung fallen", hofft Vereins-Vize Markus Frankreiter. Darauf soll zunächst ein fränkisches Langhaus komplett aus Holz und Lehm errichtet werden. Dort sollen die Besucher dann Geschichte erleben und in eine andere Zeit abtauchen können, so die Planung.

Dafür sollen Elemente wie Archäologie zum Anfassen, das Erlernen alter Handwerkstechniken, das Erleben des Alltags der damaligen Zeit sowie letztlich das Kennenlernen der eigenen Wurzeln sorgen. In Workshops und Seminaren sollen zudem Leben, Brauchtum und Handwerk jener Zeit den Besuchern nahegebracht werden. Wie die geplante Siedlung einmal aussehen könnte, das erklärte der Verein anhand eines Tonmodells den Gästen der Info-Veranstaltung.

Das Logo des Vereins zeigt übrigens einen fränkischen Grabstein, der in Niederdollendorf gefunden wurde und dessen Nachbildung ebenfalls in Bengen zu sehen war. Abgebildet ist ein bis auf die Füße frontal wiedergegebener Krieger. Dieser hält in der rechten Hand einen einreihigen Kamm mit flachem dreieckigen Rücken, womit er sich kämmt, während seine linke das quer über seinem Becken liegende fränkische Kurzschwert, den Sax, fasst. Er trägt ein hosenartiges Gewand. Vor seinem rechten Bein ist eine Feldflasche dargestellt. Die rechte Hand und die linke Schulter berührt eine zweiköpfige "Schlange", ein ähnliches Tier berührt das Schwert.

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