Kommentar Armes reiches Bad Honnef

Das Verfahren hat erst begonnen. Was im Planungsausschuss zum geplanten Baugebiet am Lichweg zur Debatte stand, war ein Vorentwurf zum Vorentwurf. Vor allem die Erschließung durch Selhofs Sträßchen dürfte noch für hitzige Diskussionen sorgen, bei denen unzweifelhaft die Anwohner ein Wörtchen mitreden werden.

Trotzdem bleibt schon jetzt ein fader Beigeschmack, was die erst grob skizzierte planerische Ausgestaltung der Bauplätze angeht: Freistehende Einfamilienhäuser, so hieß es am Mittwoch mehrfach, sind gewollt. Doppel- und Reihenhäuser gebe es in Bad Honnef genug, klang durch.

Man höre und staune. Derlei Bekundungen sind ein Schlag ins Gesicht junger Familien, die oft händeringend nach bezahlbaren Immobilien oder Bauplätzen für sich und ihre Kinder suchen. Der Immobilienmarkt ist leer gefegt, die Preise sind hoch - zu hoch für die allermeisten Interessenten. Zum Zuge kommt in der Regel nur, wer über reichlich Eigenkapital verfügt - diese Tendenz hat nicht zuletzt die Stadtsparkasse festgestellt, die aufs Kreditgeschäft angewiesen ist. Und die an Stadt und Gemeinwesen in guten Jahren Geld ausschüttet.

Wer den Immobilienmarkt beobachtet, weiß: Selbst kleine Eigenheime wie die offenbar zum Damoklesschwert erhobenen Reihenhäuschen gehen weg für teils schwindelerregende Preise. Der Mittelstand, das viel gelobte Rückgrat der Gesellschaft, siedelt anderswo, zum Beispiel in Rheinbreitbach.

Welche diffuse Angst treibt Teile der Politik hier um? Es geht nicht um anonyme Wohnblocks. Es geht um überschaubare Eigenheime für Familien, die sich für ihren Traum vom Haus über viele Jahre zur Decke strecken müssen, die im Idealfall am Ort wohnen und arbeiten, die ihre Kinder hier zur Schule schicken, die in der Hauptsache hier einkaufen. Kurzum: die in Bad Honnef ihren Lebensmittelpunkt haben. Die Kommunalpolitiker sollten sich sehr genau überlegen, ob sie diese Klientel verprellen wollen. Armes reiches Bad Honnef.

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