Auch der Psychiater fand die Antwort nicht

Gutachter hält Zdenek H. für schuldfähig

Bonn. (rik) Auf die Frage nach dem Grund für die Tat fand auch der psychiatrische Gutachter keine befriedigende Antwort. Wie der erfahrene Sachverständige Dr. Wolf Gerlich dem Schwurgericht erklärt, habe er auch in langen Gesprächen mit dem Angeklagten nicht wirklich ergründen könne, warum der 25-jährige Zdenek H. an jenem Abend den Plan gefasst habe, eine junge Frau zu vergewaltigen. "Vielleicht war es eine sexuelle Identitätskrise, die den Boden für seine Idee lieferte und damit zu der Tat führte."

Was der Gutachter jedoch mit Sicherheit sagen kann: "Ich habe ihn in den Gesprächen mit mir viel bewegter und emotionaler erlebt als hier im Verfahren." Der Angeklagte, da ist der Psychiater sicher, bedauert die Tat ehrlich - und zwar nicht aus Selbstmitleid, sondern aus Mitgefühl mit seinem Opfer und seiner Familie. "Er ist sich darüber im Klaren, dass er eine sehr lange Strafe verbüßen muss und dass auch gerecht ist."

Zdenek H., so der Gutachter, sei bei der Tat weder in seiner Einsicht- noch Steuerungsfähigkeit eingeschränkt und damit voll schuldfähig gewesen. Allerdings habe der 25-Jährige ein Reifedefizit: Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Slowakei sei er mit 18 nach dem Diebstahl von zwei Schachteln Zigaretten aus Scham nach Prag geflüchtet, dort im Strichermilieu gelandet und wenig später von dem bedeutend älteren Deutschen nach Königswinter geholt worden, für ihn eine "große und reiche Stadt". Und in der Beziehung mit diesem dominanten Partner sei er "zwar älter geworden, aber nicht wirklich gereift".

Einen Hinweis für Gewaltbereitschaft hat der Psychiater bei Zdenek H. nicht feststellen können. Gerlich ist sicher: "Die Tat, so unverständlich sie auch erscheinen mag, ist eine Einzeltat." Dass der 25-Jährige nach seiner Haftentlassung in vielen Jahren weiterhin eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, glaubt der Gutachter nicht.

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