Auf dem Bunker wächst ein Doppelhaus

Ungewöhnliches Bauvorhaben an der Trierer Straße in Poppelsdorf - Direkt nebenan entstehen zehn Eigentumswohnungen - Der Bagger sichert derzeit den Hang

  Der hässliche Bunker  wird bald sandfarben gestrichen.

Der hässliche Bunker wird bald sandfarben gestrichen.

Foto: Malsch

Bonn. Auf einen Keller müssen die neuen Hausbesitzer verzichten, obwohl sich genügend Räume direkt unter ihnen befinden. Dafür werden sie sich über die tolle Aussicht von ihrer Terrasse aus auf Poppelsdorf freuen. Der Kran steht schon, um das Doppelhaus zu bauen. Das Besondere daran: Es wächst ganz oben auf einem Bunker, und zwar an der Trierer Straße.

Der mächtige Kran steht bereits vor dem Betonklotz. Raimund Restle von Scherf Architekten in Bonn wartet nur auf den Startschuss des Bauherrn Rhegio.Vest. Die beiden Doppelhaushälften mit jeweils 180 Quadratmeter Wohnfläche werden von der Trierer Straße aus gebaut.

Ihre Erschließung erfolgt später aber über den Wallfahrtsweg, der direkt hinter dem Bunker liegt. Die Haustüre befindet sich dann aber - wegen der Hanglage - im Obergeschoss. Das etwas größere Untergeschoss steht direkt auf dem Bunker. Der Abstand zum Rand beträgt an der Seite dann 2,5 Meter, nach vorne hin vier Meter, so dass genügend Platz für eine Terrasse bleibt. Ein Garten soll zum Wallfahrtsweg hin entstehen. Nach Angaben von Architekt Restle gibt es schon einen Interessenten.

"An dem Projekt waren schon drei Architekten gescheitert", sagt Restle. "Wir haben dann das Bauordnungsamt und das Denkmalamt überzeugt." Der Bunker selbst steht unter Denkmalschutz. Doch wie fing es an? Der Bauherr hatte das Grundstück samt Bunker gekauft. Die Stadt hat laut Restle aber ein lebenslanges Nutzungsrecht für die Schutzräume. "Das war eine Auflage. Die Zivilschutzfunktion muss erhalten bleiben." Solche Bedingungen gelten aber nicht für die Fassade: Der Bunker wird sein schmieriges Blau nicht behalten, sondern bekommt einen sandfarbenen Anstrich.

Als "meine Lieblingsbaustelle" bezeichnet Bauunternehmer Karl-Josef Reinartz aus Niederkassel das Projekt. Er hat den ersten Bagger schon vor ei eineinhalb Wochen dorthin geschickt, da sich rechts neben dem Bunker noch eine Baulücke befindet. Dort baut Rhegio.Vest in den Hang ein Haus mit zehn Eigentumswohnungen, die zwischen 40 und 100 Quadratmeter groß sind.

Die beiden Männer des Neuwieder Tiefbauers S+H bohren derzeit zwischen 6,50 und acht Meter tiefe Löcher in den Boden, in die dann senkrecht Eisenträger gesetzt werden. Waagerecht werden Kanthölzer angebracht. "Wir machen gerade die Hangsicherung", sagt Reinartz. Die Methode nennt sich Berliner Verbau. Das Haus hat später fünf Geschosse, wobei der Keller zur Trierer Straße als Parterre fungiert.

Oben drauf kommt noch ein Staffelgeschoss. So passt sich die Bauweise an die der Nummer 16 nebenan an. Wenn alles nach Plan geht, steht das Haus am Ende des Jahres, sagt Restle.

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