Treffen der Kinderunfallkommissionen Auf dem Weg zur sicheren Stadt

BRÜHL · Wenn Eltern ihre Kinder guten Gewissens alleine zur Schule und zum Spielen auf die Straße schicken können, dann hat eine Kommune in den Augen von Bernhard Meyer ihren öffentlichen Raum sinnvoll gestaltet.

 Vorbildlich: In Alfter befassten sich Schüler damit, wie eine Kreuzung in ihren Augen sicherer und schöner aussehen könnte.

Vorbildlich: In Alfter befassten sich Schüler damit, wie eine Kreuzung in ihren Augen sicherer und schöner aussehen könnte.

Foto: Gemeinde Alfter

Und wenn dann Balken an der Straßenecke zum Balancieren und bunte Tupfer auf dem Pflaster zum Hüpfen verleiten, ruft sogar der Sonntagsspaziergang keine gähnende Langeweile mehr hervor, sagt der Fachmann für städtische Spielräume.

Der Sozialpädagogik-Professor der Evangelischen Hochschule Darmstadt engagiert sich für die Beteiligung der Langsamen - Kinder, Menschen mit Behinderung und Senioren - an einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Er war gestern einer der Referenten beim bundesweiten Treffen der Kinderunfallkommissionen in Brühl. In diesen befassen sich Mitarbeiter von Stadtverwaltungen und externe Partner wie Polizei, Schulen oder Verkehrsunternehmen mit Fragen der sicheren Mobilität von Kindern. Dabei geht es nicht nur darum, Unfälle zu verhindern, sondern auch zu fördern, dass Kinder sich selbstständig und sicher in ihrer Umgebung bewegen können.

In vielen Städten seien die Verkehrswege "vom Autofahrer her gedacht", nicht aus Sicht der Kinder, der Gefährdetsten im öffentlichen Raum, kritisierte Winfried Pudenz, Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium. "Wir brauchen einen Perspektivwechsel", pflichtete ihm Meyer bei: "Wir brauchen nicht nur Parkplätze für Autos, wir brauchen auch Plätze für Menschen." Dabei gehe es nicht um Spielgeräte, betonte er, sondern um "definitionsoffene Objekte" im Straßenraum, um eine Stadt "bespielbar" und "besitzbar" zu machen - wie es im hessischen Griesheim umgesetzt wurde.

So könne zum Beispiel ein Findling Kindern zum Klettern dienen und Senioren zum Sitzen. Auf diesem Weg schaffe eine Kommune mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und damit auch einen weichen Standortfaktor für den Zuzug junger Familien.

Bundesweit gebe es 40 Kinderunfallkommissionen, sagte Theo Jansen, Leiter für Mobilitätsmanagement beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), allein 25 sind es in NRW. Auf Einladung des VRS tauschen sie sich, gefördert unter anderem vom Landesverkehrsministerium, einmal im Jahr an wechselnden Orten aus. Beim Treffen gestern und heute in Brühl sind unter den 35 teilnehmenden Kommunen auch Bonn, Alfter und Köln vertreten. Brühl ist laut VRS insofern Vorreiter, als sich dort 1998 die erste Kommission im Gebiet des Verkehrsverbundes gründete, nachdem es zu zahlreichen Unfällen mit Kindern gekommen war.

Die Mitglieder analysieren seitdem zum Beispiel kritische Verkehrssituationen und versuchen mittels Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen und besseren Sichtverhältnissen, das Risiko von Unfällen zu mindern. Das sind nicht immer populäre Entscheidungen, weshalb das Motto des bundesweiten Treffens "Chefsache: Kinder sicher unterwegs" darauf zielt, vor allem Bürgermeister für das Thema zu gewinnen und es zugleich in Kommunalverwaltungen und -politik zu verankern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort