Aus dem Traum vom Sternekoch wird vorerst wohl nichts

Nach Streit muss Lehrling während der Probezeit gehen - Richter rügt Verhalten des Vaters vor dem Bonner Arbeitsgericht

Bonn. Koch will er werden, vielleicht sogar einmal in die Fußstapfen seines berühmten Namensvetters Paul Bocuse treten: Diesen Traum hat Paul Bäcker (Name geändert) noch nicht ausgeträumt, auch wenn er gerade seine Lehrstelle in der Kantine der Deutschen Welle verloren hat. Unverschuldet, wie der 20-Jährige glaubt, deshalb will er von seinem einstigen Arbeitgeber wenigstens das Geld zurück, das er wegen des Umzugs von seinem Heimatdorf in der Eifel nach Bonn auslegen musste.

Jetzt trafen sich beide Parteien zum Gütetermin im Arbeitsgericht Bonn vor der ersten Kammer unter Vorsitz von Richter Peter Friedhofen. Während der Anwalt des Senders zunächst schweigt, redet der Vater des jungen Mannes umso mehr. Laut Ausbildungsvertrag hätte sein Junge drei Jahre lang bei der Deutschen Welle lernen müssen, doch aufgrund seines Schulabschlusses hätte die Ausbildung nur zwei Jahre dauern dürfen, berichtet er den Hintergrund des Streits.

Der Vertrag sei für ihn damit rechtsunwirksam. "Das hätten Sie doch schon bei der Unterzeichnung des Vertrags anmerken können", meldet sich der Anwalt des Senders zu Wort. Doch dann stellt sich heraus: Nicht der Sohn, sondern dessen Mutter hatte den Vertrag mit dem Namenszug Pauls unterschrieben.

Das nimmt auch Friedhofen mit Erstaunen zur Kenntnis und anders, als es der Vater darstellt, glaubt der Richter, dass es durchaus eine Bereitschaft seitens der Ausbildungsstelle gegeben habe, den Vertrag zu korrigieren. Doch dazu kam es nicht mehr, der Sohn wurde noch während der Probezeit entlassen.

Unter anderem war es zu einem heftigen Streit im Betrieb zwischen der Familie und der Personalleitung gekommen, und dafür sei wohl vor allem der Vater aufgrund seines massiven Auftretens verantwortlich, weiß Friedhofen. Sogar eine Strafanzeige hatten er und sein Sohn gegen den Sender erstattet. "Man kann Konflikte auch anders lösen als mit dem Zaunpfahl", gibt er Vater und Sohn mit auf den Weg.

Denn entscheiden kann der Richter an dem Morgen nichts mehr, da zwischen Paul Bäcker und dem Sender kein Vertragsverhältnis mehr besteht. "Ich bin halt ein robuster Mensch", versucht im Anschluss Pauls Vater sein Verhalten zu entschuldigen. Und Sohn Paul ist zuversichtlich, dass er bald woanders seine Lehre fortsetzen kann, auch wenn für ihn die Stelle bei der Deutschen Welle ein Traumjob gewesen wäre, seufzt er.

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