Bad Honnefer Jugendamt hält sich nach Annas Tod weiter bedeckt

Warum die Behörden nicht gegen die Pflegeeltern einschritten, ist auch am vierten Tag ungeklärt.

 Die Rollladen in der Wohnung, in der die neunjährige Anna starb, sind herunter gelassen.

Die Rollladen in der Wohnung, in der die neunjährige Anna starb, sind herunter gelassen.

Foto: Holger Handt

Bad Honnef. "Wenn nur der leiseste Verdacht bestanden hätte, dass Annas Wohl akut bedroht war, wäre jemand hinausgefahren." Indizien, dass die Neunjährige sich in unmittelbarer Gefahr befand, habe der Anruf einer Bürgerin am Donnerstag im Bad Honnefer Jugendamt aber nicht enthalten, wiederholte Bad Honnefs Erste Beigeordnete Monika Oestreich gestern die Stellungnahme von Bürgermeisterin Wally Feiden.

Am Donnerstagabend war die neunjährige Anna nach Gewalteinwirkung durch ihre Pflegeeltern während des Badens in der Wohnung in Bad Honnef ertrunken. Die festgenommenen Pflegeeltern befinden sich weiter in Haft.

Der Pflegevater wurde am Montag erneut vernommen, nachdem er widersprüchliche Angaben dazu gemacht hatte, wie es zu dem Tod des Kindes gekommen war.

Die Aufarbeitung der Geschehnisse habe bei aller Tragik ergeben, dass die Honnefer Jugendamtsmitarbeiter sich keine Versäumnisse hätten zu schulden kommen lassen, so Oestreich.

Die Erklärung der Stadt
Königswinter im Wortlaut Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Königswinter sind erschüttert über die Umstände des Todes der Neunjährigen Anna nach dem derzeitigen Stand der staatsanwaltlichen Ermittlungen. Anna war durch das städtische Jugendamt in einer auswärtigen Pflegefamilie untergebracht. Die verwaltungsinternen Prüfungen zur Aufarbeitung des Sachverhaltes in Zusammenhang mit dem Tod der neunjährigen Anna befinden sich derzeit noch in vollem Gange und sind noch nicht abgeschlossen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Erkenntnisse, die auf ein Fehlverhalten des Jugendamtes schließen lassen. Die Stadt Königswinter hat zudem heute der Staatsanwaltschaft Bonn sämtliche den Fall betreffenden Unterlagen des Jugendamtes zur Verfügung gestellt und wird die Ermittlungen weiterhin nach besten Kräften unterstützen. Die Stadt wird die Öffentlichkeit auch weiterhin im Rahmen der Möglichkeiten informieren.Man habe nach den im Fall möglicher Kindeswohlgefährdung geltenden "Regeln" gehandelt. "Unsere Betroffenheit ist groß. Wir werden den Fall aufarbeiten und schauen, welche Lehren wir für die künftige Arbeit unseres Jugendamtes ziehen. Die Frage ist: Wie kann unser Netz fester geknüpft werden?"

Laut Oestreich registrierte das Bad Honnefer Jugendamt zwei Anrufe mit Hinweisen auf merkwürdige Vorgänge in der Pflegefamilie von Anna: einen im November und besagten am Donnerstag. Ob die nach Königswinter verwiesene Anruferin sich tatsächlich dorthin wandte, ließ Oestreich am Montag offen. "Das möchte ich nicht an die Presse geben", es sei Königswinterer Angelegenheit, dazu Stellung zu nehmen.

Aus der Nachbarstadt gab es jedoch keine Auskünfte - bis auf nebenstehende Presseerklärung. Man wolle den "Untersuchungen nicht vorgreifen", so Rechtsrat Holger Jung. Wandte sich nun besagte Anruferin am Donnerstag wie ihr in Honnef geraten ans Königswinterer Jugendamt? Wenn ja, wie wurde sie dort beschieden?

Das alles sei "Gegenstand der laufenden internen und externen Untersuchungen", zu denen die Stadt keine Angaben mache, so Jung. Die Staatsanwaltschaft Bonn sah am Montag keine Veranlassung, von Amts wegen gegen Mitarbeiter der Jugendämter zu ermitteln.

"Bislang liegen uns keine Anhaltspunkte für strafwürdiges Verhalten vor", so Oberstaatsanwalt Robin Faßbender.

Das Honnefer Jugendamt bestätigte, dass Annas Pflegemutter auch als Tagespflegeperson registriert sei und aktuell zwei Tageskinder im Kindergartenalter betreut habe. Sie habe gebeten, ihr einen Platz in einem "Auffrischungskursus" zur Qualifizierung als Tagesmutter zu reservieren.

Diese Betreuung hat aber nichts mit der Tätigkeit als Pflegemutter zu tun. Honnefs Jugendamt arbeite, wie andere Jugendämter auch, "unter Anspannung", es gebe aber "keine akute Überarbeitung", sagte Oestreich. Drei Bezirkssozialarbeiter und die Fachdienstleiterin kümmern sich um Beratung und Hilfen.

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