Bad Honnefs Freiwillige Feuerwehr zieht Bilanz: Großbrände und Wassermassen

Erst einer. Und eine Sekunde später gingen plötzlich die Piepser aller Feuerwehrmänner los. Alarm. So schnell kann eine Wehrversammlung platzen.

 Großeinsatz bei der Firma Jass am 14. Oktober: Das Feuer trieb dunkle Rauchschwaden in Richtung Stadt.

Großeinsatz bei der Firma Jass am 14. Oktober: Das Feuer trieb dunkle Rauchschwaden in Richtung Stadt.

Foto: Holger Handt

Bad Honnef. Erst einer. Und eine Sekunde später gingen plötzlich die Piepser aller Feuerwehrmänner los. Alarm. So schnell kann eine Wehrversammlung platzen. "Davon habe ich geträumt", stöhnte Bürgermeisterin Wally Feiden im Ratssaal, wo die Honnefer Freiwillige Feuerwehr um Wehrführer Torsten Budde gerade Bilanz zog, Beförderungen und Ehrungen vornahm.

Glücklicherweise war der von aufmerksamen Nachbarn gemeldete Dachstuhlbrand nur der Lichtschein eines Kamins. Nach 20 Minuten saßen die Feuerwehrleute, die vom Rathausplatz aus mit Tatütata gestartet waren, wieder adrett auf ihren Plätzen.

Ein Einsatz, wie er öfter vorkommt. Häufig sind es Brandmeldeanlagen, die einen Fehlalarm verursachen. 2010 rückten die Wehrleute deshalb bisher 36 Mal aus. Zweimal wurde sogar böswillig Alarm geschlagen. 362 Einsätze registrierte die Feuerwehr bereits in den ersten zehn Monaten des Jahres. "Nur" 240 waren es im gesamten Vorjahr.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Allzeit bereit"55 Brände, davon drei Großbrände, hat Stadtbrandinspektor Torsten Budde in der Statistik 2010; damit liegt sie schon jetzt 13 Brände über dem Gesamtjahr 2009. Gravierend auch die Steigerung bei den technischen Hilfeleistungen. Hier liegt das Verhältnis 159 zu 268. Allein 147 Mal wurden die Feuerwehrleute zu Wasser- und Sturmschäden gerufen. Dabei schlug das Unwetter im Juli stark zu Buche. Härtester Brocken dabei das Cura-Krankenhaus. Hier hatten einbrechende Wassermassen für einen Notstand gesorgt.

"Es war kurz davor, das Krankenhaus evakuieren zu müssen", ging auch Kreisbrandmeister Walter Jonas auf diese "spektakuläre Herausforderung" ein. Überhaupt zog er den Hut: "Eine beeindruckende Einsatzstatistik." 15 Feuerwehrleute arbeiten in der Honnefer Stadtverwaltung.

"Das ist vorbildlich", sagte Jonas. Mehr Personal aus dem Feuerwehrbereich müsse bei den Kommunalverwaltungen beschäftigt sein, das dann jederzeit zum Einsatz ausrücken kann, betonte er. Da auch die Jugendfeuerwehr im Kreis eine rückläufige Entwicklung nähme, hoffte Walter Jonas nur, "dass wir nicht irgendwann auf eine hauptamtliche Feuerwehr umstellen müssen". Feiden unterstrich: "Ich bin absolut kompromisslos. Bei der Wiederbesetzung einer Stelle spielt die Zugehörigkeit zur Wehr eine deutliche Rolle."

Die Bürgermeisterin sprach den Kameraden "das tief empfundene Dankeschön von Verwaltung und Bürgern" für ihren Einsatz aus. Auch Stadtbrandinspektor Torsten Budde sagte allen Dank: "Ein Lob, dass wir immer noch so schlagkräftig sind, dass Ihr alle soviel Zeit opfert. Wenn alle bei der Stange bleiben, wird es auch weitergehen."

Beförderungen, Ehrungen, Einsatzstunden Dominik Tix und Julia Felsch wurden in die aktive Feuerwehr überstellt und zum Feuerwehrmann beziehungsweise zur Feuerwehrfrau befördert. Carmen Fey, Martina Leven und Astrid Stang sind jetzt Oberfeuerwehrfrauen. Tim Bausch, Antonio Chaves Ferreira, Christian Diepenseifen, Daniel Gutsch, Jan Kurtenbach und Oliver Tix sind nun Oberfeuerwehrmänner.

Hans Werner John und Jörg Boscher sind Unterbrandmeister, Markus Ziegert und Thomas Brodeßer Brandmeister. Andreas Fey wird Oberbrandmeister, Volkmar Blech ist Hauptbrandmeister. Wilfried Hommen, Gerd Troullier und Friedrich Reitemeyer wechseln in die Ehrenabteilung.

Die Ehrungen: Das Feuerwehrehrenzeichen NRW in Gold empfing Stadtbrandinspektor Franz Josef Tix für 35 Jahre aktive Mitgliedschaft. Das Feuerwehrehrenzeichen NRW in Silber erhielt Oberbrandmeister Udo Schultheis nach 25 Jahren. Die Sonderauszeichnung des Landesfeuerwehrverbandes in Gold erhielten Oberfeuerwehrmann Anton Hülder und Unterbrandmeister Johannes Leven für 60 Jahre Mitgliedschaft; Oberfeuerwehrmann Josef Faßbender und Oberbrandmeister Walter Boltersdorf für 50 Jahre.

2 377 Stunden und 49 Minuten investierten die 106 Aktiven und 21 Jugendfeuerwehrleute bis Ende Oktober für Ausbildung, Einsätze und Sicherheitswachen. Mit 38 Aktiven ist die Aegidienberger Löschgruppe die stärkste vor Selhof (26), Honnef-Mitte (22) und Rhöndorf (20). Der Ehrenabteilung gehören 31 Mitglieder an.

Kurz gefragt:Mit Honnefs Wehrchef Torsten Budde sprach Roswitha Oschmann.

General-Anzeiger: Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes klagte kürzlich über zunehmende Schwierigkeiten durch Arbeitgeber bei der Freistellung von Feuerwehrleuten für den Einsatz. Machen Sie diese Erfahrung auch in Honnef?

Torsten Budde: Die 15 bei der Stadt angestellten Kameraden sind jederzeit abrufbar. Ein neues Konzept mit ABB stellen wir demnächst vor. Wir haben in dem Unternehmen einen ausgemusterten Mannschaftswagen stationiert. ABB hat eine kleine Betriebsfeuerwehr von 21 Leuten. Neun davon sind aus dem Stadtgebiet von Bad Honnef. Diese Kameraden können tagsüber jederzeit von uns alarmiert werden. Wir haben bei ABB da jegliche Unterstützung und schon immer eine sehr gute Zusammenarbeit.

GA: Die Einsatzzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Ist das noch zu schaffen?

Budde: Es muss Zeit aufgebracht werden. Das verlangt Opfer ab. Die Belastungen sind groß. Unsere Kameraden stecken sie weg. Aber es ist schwer. Wir haben zum Beispiel auch einen immensen Anstieg von Fällen mit hilflosen Personen hinter verschlossener Tür.

GA: Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Bad Honnef aus?

Torsten Budde: Fast 90 Prozent unserer Jugendlichen machen mit 18 Jahren in der aktiven Wehr weiter. Aber es müssen neue her. Wir wollen uns beim nächsten Frühlingsfest vorstellen und wir möchten in den Schulen Werbung für uns machen. Aber auch Seiteneinsteiger sind willkommen. Bis 58 Jahren nehme ich jeden. Warum soll nicht ein 58-Jähriger noch ein paar Jahre Dienst in der Feuerwehr leisten.

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