Bundesbahnstrecke Bahn testet Lärmschutzwand in Rhöndorf

Siebengebirge · Es ist eine Weltpremiere: An der Bundesbahnstrecke in Rhöndorf wird erstmals eine neue Schallschutzwand getestet. Entwickelt hat sie ein polnisches Unternehmen. In Zukunft könnte sie vielen lärmgeplagten Anwohnern von Bahnstrecken zugutekommen.

 Lärmschutz dicht an der Quelle: Am Rhöndorfer Bahnhof entsteht zurzeit die neue Wand.

Lärmschutz dicht an der Quelle: Am Rhöndorfer Bahnhof entsteht zurzeit die neue Wand.

Foto: Frank Homann

Zuerst glaubte Gerd Kirchhoff seinen Augen nicht trauen zu können. Die Lärmschutzwand, die zurzeit am Rhöndorfer Bahnhof gebaut wird, entsteht auf der Rheinseite, "wo keiner wohnt". Inzwischen sieht der Vorsitzende des Vereins "BIN gegen Bahnlärm" das anders. "Wir stehen der Sache sehr positiv gegenüber", sagte er am Mittwoch dem General-Anzeiger. Inzwischen weiß Kirchhoff, dass die Wand lediglich eine Testschutzwand ist, die - wenn sie sich bewährt - demnächst vielen lärmgeplagten Anwohnern von Bahnstrecken zugutekommen könnte.

Was momentan zwischen Kilometer 101,017 und Kilometer 101,287 auf einer Länge von 270 Metern gebaut wird, ist eine echte Weltpremiere. Im Auftrag der Deutschen Bahn baut die polnische Firma Ekobel Schallschutz dort im Rahmen des Konjunkturprogramms II - Lärm- und Erschütterungsminderung eine niedrige Schallschutzwand. Das Unternehmen hat die Wand entwickelt und installiert sie jetzt auch. In Rhöndorf wird sie erstmals getestet.

Die einseitige Wand aus Aluminium- und Stahlelementen mit einer inneliegenden Mineralfaserdämmplatte ist nur 70 Zentimeter hoch und hochabsorbierend. "Unser Ziel ist es, alle anderen Systeme zu übertrumpfen", sagt Lukas Sucharski, der Projektmanager der polnischen Firma.

Das Besondere an der Wand. Sie kann einfach hydraulisch hochgeklappt werden, wenn zum Beispiel Gleisbauarbeiten erforderlich sind. Alle anderen Systeme müssen in einem solchen Fall bisher abgebaut werden. Dadurch dass die Wand niedrig ist, versperrt sie zudem weder Zugreisenden noch Anwohnern den Blick. Bisher müssen Züge noch durch einen "Tunnel" aus hohen Lärmschutzwänden fahren. "In Unkel haben die Bürger eine Lärmschutzwand abgelehnt, weil sie sonst den Rhein nicht mehr hätten sehen können", berichtet Kirchhoff.

Durch ihre gekrümmte Form und weil sie den durch den Kontakt zwischen Rad und Schiene entstehenden Schall unmittelbar an seiner Quelle aufnehmen, sind die Wände nach Aussage der Herstellerfirma besonders wirksam. "Das Interesse an der Wand ist sehr groß", sagt Sucharski. Seine Firma baute in der Vergangenheit vor allem Schallschutzwände an Straßen .

"Wir hoffen, dass die Wände auch an anderen Stellen eingebaut werden können", sagt Kirchhoff. Bisher haben Anwohner von Bahnstrecken allerdings keinen Rechtsanspruch auf Lärmschutz. Alle Maßnahmen der Bahn seien freiwillig. "Und es heißt, dass bei uns die Lärmschutzmaßnahmen bereits abgeschlossen sind", sagt er. Seine Befürchtung: Wenn 2017 der neue Gotthard-Tunnel fertiggestellt ist, werden noch mehr Güterzüge durch das Mittelrheintal rollen.

Informationen zur Bürgerinitiative im Internet unter www.bingegenbahnlaerm.de

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