Beethoven, Bröckemännche und die Rattenplage

Sprühende Künstler verschönern Außenwände der Beueler "Rheinlust"

Das Vorbild entstand 1898:  Graffiti-Künstler Markus Salgert (23) hat die Rheinlust-Fassade mit einem "Bröckemännche" besprüht.

Das Vorbild entstand 1898: Graffiti-Künstler Markus Salgert (23) hat die Rheinlust-Fassade mit einem "Bröckemännche" besprüht.

Foto: Malsch

Bonn. Es gibt nicht viele Leute, die sich über Graffiti an der eigenen Hauswand freuen. Andreas Jolig und Wilfried Dung schon. Der Geschäftsführer und der Betreiber der Gastronomie "Rheinlust" sind vollends zufrieden mit dem Ergebnis der beiden Graffiti-Künstler Markus Salgert (23) und Thomas Klukas (23). Und das hat seinen Grund: Schließlich sind die beiden die Auftraggeber der Farbsprayer. Das kommt nicht oft vor, und deshalb haben sich die jungen Künstler auch mächtig ins Zeug gelegt.

Die beiden haben in Absprache mit den Betreibern typische Bonner Themen aufgegriffen und bildlich umgesetzt: Konrad Adenauer, die Uni, das Bröckemännche - und natürlich Beethoven. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt auch kleine Gimmicks, etwa kleine Porträts der Künstler und Auftraggeber. Und dazwischen immer wieder jede Menge Ratten.

Wie das zusammenpasst? Dazu Andreas Jolig: "Uns war es wichtig, auch kritische Themen anzusprechen, etwa die städtische Rattenplage. So sollen die Bürger zum nachdenken animiert werden." Und das werden sie auch. Schon viele hätten ihre Begeisterung spontan zum Ausdruck gebracht, so Markus Salgert.

Gut 50 Spraydosen haben die beiden Künstler, die im wahren Leben Abiturient und Grafiker sind, verbraucht. Vorbereitet haben sie sich auf die anspruchsvolle Aufgabe nicht, wie sie sagen: "Wir sprühen schon seit mehreren Jahren, da haben wir genug Routine. Außerdem hat die Farbe eine hohe Pigmentierung, so dass wir Fehler leicht übersprühen können", erklärt Salgert.

Reich sind Salgert und Klukas mit der Aktion übrigens nicht geworden, lediglich das Material haben ihnen die Auftraggeber bezahlt. Finanzieller Gewinn war aber auch nicht erklärtes Ziel: "Wir wollten mit der Aktion Werbung in eigener Sache machen", so Salgert, "und das ist uns gelungen."

Aber auch die Bürger dürften zufrieden sein, schließlich können sie sich über dekorative Wandgemälde freuen. Und die Auftraggeber? Die bleiben wahrscheinlich zukünftig von unliebsamen Schmierereien verschont. Denn in Sprayerkreisen gilt: Sprühe niemals auf bestehende Graffitis. Bleibt jetzt nur zu hoffen, dass sich die Sprayer auch an diesen Ehrenkodex halten.

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