Region Köln/Bonn Behörden starteten Großrazzia gegen Einbrecher- und Diebesbanden

KÖLN/BONN · Sie schlagen blitzschnell zu, oft an mehreren Orten binnen kurzer Zeit, um dann ebenso schnell wieder abzutauchen. Überregionale und internationale Banden von Kriminellen brechen in Wohnungen ein, stehlen in großem Stil Metall oder überfallen Fußgänger auf offener Straße, um ihnen ihr Hab und Gut zu rauben.

Da ihr Aktionsradius regelmäßig über die Zuständigkeitsgrenzen der Polizeibehörden hinausreicht, die meist straff organisierten Kriminellen zudem eine gut ausgebaute Infrastruktur vorfinden und die offenen innereuropäischen Grenzen für ihre Zwecke nutzen können, machen sie Polizei und Behörden das Leben schwer.

Um den Druck auf diese "mobilen Intensivtäter" zu erhöhen, war die Polizei im Großraum Köln/Bonn gestern mit einem internationalen Großaufgebot von rund 2000 Beamten im Einsatz, kontrollierte in einer ganztägigen Aktion rund 3800 Personen und knapp 2800 Fahrzeuge. Es kam zu insgesamt 30 Festnahmen, davon 13 aufgrund vorliegenden Haftbefehls. Den Schwerpunkt bildeten Kontrollen in Städten und an Ausfallstraßen.

Auf der Autobahn wurden knapp 130 Fahrzeuge und 280 Personen kontrolliert. Zu Einheiten aller Kreispolizeibehörden im Regierungsbezirk Köln und Beamten aus Rheinland-Pfalz gesellten sich bei der Operation "Motiv" die Bundespolizei, der Zoll, das Landes- und das Bundeskriminalamt, schließlich die belgische und die niederländische Polizei.

Neben einer Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit ging es vor allem darum, Erkenntnisse über die kriminellen Strukturen der Täter zu gewinnen, die internationale Zusammenarbeit der Polizei zu erproben und mögliche Schwachstellen zu verbessern. "Die vernetzte und internationale Zusammenarbeit macht die Polizei schneller und effizienter", hieß es dazu aus dem Kölner Präsidium.

Um den mobilen Banden schneller auf die Spur zu kommen, haben die Ermittlungsbehörden dazu unter anderem eine neue Datenbank geschaffen. In einem "Kompetenzzentrum" laufen nach Polizeiangaben sämtliche Einsatz- und Ermittlungsdaten zusammen, werden binnen weniger Minuten mit Bestandsdaten zu bereits aufgefallenen Verdächtigen in Datenbanken abgeglichen und können so innerhalb kurzer Zeit an die kontrollierenden Beamten zurückgemeldet werden.

Das System bietet nach Angaben der Polizei europaweit Zugriff auf Datensätze zu Führerscheinen, Vorstrafen über Täterprofile, Tatortanalysen oder erbeuteten beziehungsweise sichergestellten Diebesgut und möglicher Absatzmärkte der Kriminellen. Auch im Ausland lassen sich diese binnen weniger Minuten abfragen und so rasch mit eigenen Informationen abgleichen.

Rund 30 Beamte werteten die im Kölner Polizeipräsidium zusammenlaufenden Daten am gestrigen Aktionstag aus. Mit Großrazzien wie dieser wollen die Behörden Banden verdrängen, die in den vergangenen Monaten reihenweise Taten im Großraum Köln/Bonn verübt haben.

"Wir geben auch ein klares Warnsignal an die Intensivtäter", sagte eine Sprecherin. "Mit jeder Kontrolle erfahren wir mehr über sie." Vor allem die Zahl von Einbrüchen und Taschendiebstählen hatte zuletzt drastisch zugenommen. Kölns Polizeisprecherin Cathrine Maus sagte: "Wir kontrollieren auch auf den Autobahnen, denn viele Verdächtige setzen sich sofort nach den Taten ab."

Im Zuständigkeitsbereich der Siegburger Kreispolizeibehörde wurde an zwei Stellen kontrolliert: In Troisdorf an der Uckendorfer Straße auf Höhe der Reitanlage Haus Rott und an der Autobahnausfahrt Hennef-Ost (A560). Es wurden 100 Personen in 58 Autos kontrolliert. Es gab keine Festnahmen. Zivile Fahnder waren in den Innenstädten von Hennef, Troisdorf und Siegburg den Taschendieben auf der Spur. Im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei - Bonn, linksrheinischer Rhein-Sieg-Kreis, Königswinter und Bad Honnef - waren rund 200 Beamte im Einsatz. Beamte kontrollierten an der Ausfahrt Siebengebirge der A3 (Ittenbach) insgesamt 47 Fahrzeuge beziehungsweise 81 Personen. In einem Wagen wurden die Beamten fündig: Ein 44-Jähriger hatte einen sogenannten Totschläger dabei.

In Pulheim konnte die Polizei einen Ermittlungserfolg im Einsatz gegen "mobile Täter" zuletzt in der Nacht auf Dienstag erzielen, als vier Männer bei einem Einbruch auf der Anlage des Golf und County Clubs Velderhof festgenommen wurden. Nach Angaben der Kölner Polizei wurden sie von den Beamten auf frischer Tat bei dem Versuch ertappt, hochwertige Golfausrüstung zu stehlen. Nähere Details, wie die Festnahme zustandekam, wollte die Polizei nicht nennen. Es hieß lediglich, die Täter zählten zu einer Gruppe, die ins Profil der Ermittler passe, und die die Polizei "im Blick habe", erklärte eine Sprecherin.

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