Bei der Tempokontrolle staunt selbst die Polizei

Bei Geschwindigkeitsmessungen an Unfallschwerpunkten werden mehr und mehr traurige Rekorde aufgestellt - 2003 starben auf Bonner Straßen acht Menschen durch zu hohes Tempo

  Kelle raus:  Bei Tempoverstößen will die Bonner Polizei keine Nachsicht walten lassen. Am Donnerstag kontrollierte sie an der B 9.

Kelle raus: Bei Tempoverstößen will die Bonner Polizei keine Nachsicht walten lassen. Am Donnerstag kontrollierte sie an der B 9.

Foto: Malsch

Bonn. Die rote Kelle blinkt an der B 9. Auf GA-Anfrage teilte ein Sprecher der Bonner Polizei die Ergebnisse einer Geschwindigkeitskontrolle mit, die Mitglieder der Motorradgruppe der Polizeiinspektion Mitte am Donnerstagmorgen an der Ecke Friedrich-Ebert-Allee (B 9)/Franz-Josef-Strauss-Allee durchgeführt hatte.

Das Resultat der knapp zweistündigen Messung war selbst für erfahrene Beamte alarmierend: 13 Verwarngelder und neun Ordnungswidrigkeitsanzeigen, die sieben Fahrverbote zur Folge haben werden. 50 Stundenkilometer sind dort erlaubt, gemessen wurde erst ab 65. Der "Tagesschnellste" war mit 97 km/h unterwegs. Den 40-Jährigen erwartet ein einmonatiges Fahrverbot, außerdem muss er 125 Euro zahlen.

Die Tempokontrolle gerade an dieser Stelle erschien sinnvoll, nachdem sich dort am 9. August ein schwerer Unfall ereignet hatte ( der GA berichtete). Damals war eine 35-jährige Radfahrerin auf dem dort querenden Radweg von einem Auto erfasst und lebensgefährlich verletzt worden.

Dass ihr vierjähriger Sohn, der sie in einem Anhänger hinter dem Fahrrad begleitete, dabei mit leichten Blessuren davonkam, wurde von ermittelnden Polizeibeamten am Unfallort als "unglaubliches Glück" geschildert. Nur einen Tag später ereignete sich an derselben Stelle erneut ein Unfall. Der ging mit Sachschaden in Höhe von 6 500 Euro vergleichsweise glimpflich ab.

Der Bonner Polizeipräsident Wolfgang Albers weiß um die Problematik und versichert, dass seine Behörde am Ball bleiben wird: "Raser sind potenzielle Unfallverursacher. Deshalb kontrollieren wir sie und ahnden ihr Fehlverhalten unnachgiebig." Überhöhte Geschwindigkeit: Dieses Fehlverhalten steht in den Statistiken als Hauptunfallursache Nummer 2, weit vor Alkohol auf Platz Nummer 5.

2003 ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Bonn 598 Unfälle mit dieser Ursache. Acht Menschen verloren dabei ihr Leben. Wie nötig konsequente Kontrollen sind, zeigen noch ein paar andere, ganz frische Zahlen: Am Mittwoch wurde in der Zeit von 22.30 bis 24 Uhr auf der Kreisstraße 12 von Bonn nach Alfter gemessen, an der Stelle, an der am 8. August eine 19-Jährige ihr Leben bei einem Unfall verlor.

Von 25 Fahrern waren 15 zu schnell, der "Spitzenreiter" war mit 116 km/h unterwegs, was für ihn zwei Monate Fahrverbot und 275 Euro Bußgeld bedeutet. Vier Anzeigen und 15 Verwarngelder waren zwischen 20 und 22 Uhr, ebenfalls am Mittwoch auf dem Lievelingsweg fällig. Und am Donnerstag war bei einer Kontrolle auf der Thomasstraße jemand mit 96 km/h unterwegs. Das kostet ihn 125 Euro und er darf jetzt einen Monat lang Bus oder Bahn fahren.

Dazu auch der Kommentar: "Regeln der Vernunft"

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