"Bei diesen Beträgen stellt man keine Fragen"

Trienekens-Geldkurier Ulrich Eisermann sagt im Meys-Prozess als Zeuge vor dem Bonner Landgericht aus

  Als Zeuge  sagte Ulrich Eisermann am Mittwoch im Meys-Prozess aus.

Als Zeuge sagte Ulrich Eisermann am Mittwoch im Meys-Prozess aus.

Foto: dpa

Rhein-Sieg-Kreis. "Bei diesen Beträgen, um die es hier geht, stellt man keine Fragen", sagte Ulrich Eisermann am Mittwoch im Schmiergeldprozess gegen Karl-Heinz Meys. Der 60-jährige Ex-Geschäftsführer der Kölner Abfallverwertungsgesellschaft (AVG), der vom Landgericht Köln bereits wegen Untreue, Steuerhinterziehung und Angestelltenbestechung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde ( der GA berichtete), trat in Bonn als Zeuge vors Landgericht.

Eisermann hatte in den 90er Jahren als Geldkurier für den Müllzaren Hellmut Trienekens mehrfach die Schweiz besucht. Er hatte die Aufgabe, aus der Briefkastenfirma Stenna-Umwelt AG möglichst viel Geld abzuleiten, hegte Trienekens doch inzwischen Misstrauen gegen den Stenna-Chef Arthur Hofmann.

"Das war ein smarter, geschäftstüchtiger Mann, der viele Geschäfte macht", meinte Eisermann am Mittwoch. Aber auch er selbst war offenbar nicht ganz ohne. Denn er musste auf die Frage des Gerichts, wieviel Geld er wann wohin gebracht habe, einräumen: "An die ersten Millionen erinnere ich mich noch, aber die vielen Millionen, die man dann bekommen und verteilt hat, prägen sich nicht mehr ein."

Tatsache ist aber, dass Eisermann Millionenbeträge zwischengelagert hatte. Das veranlasste Staatsanwalt Florian Geßler zu der Frage: "Und was ist mit den Zinsen passiert?" Antwort Eisermann: "Die Bank hat mich beschissen. Es gab keinen Pfennig Zinsen, der Betrag ging eher noch etwas nach unten."

Kammervorsitzender Hinrich de Vries hatte am Mittwoch vornehmlich zu klären, ob Eisermann etwas von 800 000 Mark weiß, die Ex-RSAG-Geschäftsführer Meys im Jahre 1998 auf seinem Konto verbucht hatte. Dieser Betrag könnte - so die These des Gerichts - möglicherweise Schmiergeld für die Anbahnung des Verkaufs der Sperrmüllsortierfirma Care an das Trienekens-Imperium sein ( der GA berichtete). Bisher ist unklar, ob das Geld tatsächlich von Trienekens kam.

An die Abbuchung gut einer Million Mark im Jahre 1998 am Züricher Flughafen vermochte sich Eisermann nicht zu erinnern. Das Gericht geht davon aus, dass der zweite Trienekens-Geldbote, Kurt Schneider, das Geld abgeholt und in Deutschland an Trienekens übergeben hat. Der könnte es als Dankeschönprovision für das Care-Geschäft an Meys weitergegeben haben.

Und ein weiterer Betrag gibt dem Gericht zu denken. Meys hatte im Jahre 1999 600 000 Mark in bar auf sein Konto eingezahlt. Laut Verteidigung ist das ein Teilbetrag der vom Angeklagten eingeräumten Trienekens-Provisionen für das Kompostgeschäft. Das Gericht will nun beweisen, dass das Geld für eine andere Leistung geflossen ist - möglicherweise als weiterer Abschlag für das Care-Geschäft.

Meys selbst schweigt weiter zu der Herkunft der 800 000 Mark und bleibt bei seiner Version, für die Hintergrundinformationen, die zum Abschluss des Kompostvertrages zwischen Trienekens und Toni Klein führten, rund 1,6 Millionen Euro als Provision erhalten zu haben. Erhellung soll die Vernehmung von Geldkurier Kurt Schneider am 4. Oktober bringen.

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