Bei Ziegenhaltern kommt nie Langweile auf

Vor der Andreas-Hermann-Akademie in Röttgen weidet eine kleine Herde - Bundesverband der Deutschen Ziegenzüchter befasst sich mit der Zukunft seltener Rassen - Immer häufiger Landschaftspfleger

Bei Ziegenhaltern kommt nie Langweile auf
Foto: Lannert

Röttgen. Am Freitagmorgen vor der Andreas-Hermann-Akademie: Ein ungewöhnliches Bild bietet sich dem Besucher. Zelte sind aufgebaut, auf dem Boden liegt Stroh, sechs Ziegen grasen, ohne sich von staunenden Besuchern stören zu lassen. Grund für diese Miniatur-Ziegenherde ist die Fachtagung des Bundesverbandes Deutscher Ziegenzüchter, die bis Samtagabend in Röttgen stattfindet.

Die Tagung, die im ganzen Bundesgebiet wandert und auch Privatpersonen anspricht, findet alle zwei Jahre statt. Dieses Jahr sind rund 100 Vertreter aus Landwirtschaft, Politik und Wirtschaft nach Bonn gekommen, um an einer Vortragsreihe über die Zukunft der Ziege teilzunehmen.

Zu den zentralen Themen der Tagung gehört die Landschaftspflege mit Ziegen. Wie Christian Brüne, Geschäftsführer des Landesverbandes Rheinischer Ziegenzüchter, sagt, haben schon viele Naturschutzbehörden die Ziege als Helfer für sich entdeckt. In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben setzen sie Ziegenherden auf großen Gebieten ein, um den Baumwuchs zu kontrollieren. "Schafe fressen Gras, und Ziegen mögen am liebsten Bäume. Wenn wir die Landschaft nicht bearbeiten würden, hätten wir nur noch Wald", so Brüne.

Die vierbeinigen Landschaftspfleger werden auch im Bonner Raum eingesetzt. Im Sommer sind in der Wahner Heide rund um den Konrad-Adenauer-Flughafen an die 600 Ziegen unterwegs und fressen überschüssige Triebe und Jungbäume.

Es gibt mehr als 30 Ziegenrassen in Deutschland. Die meisten davon werden für die Milch-, Käse- und Fleischproduktion gezüchtet. In Deutschland gibt es ungefähr 300 Betriebe, die auf Ziegenhaltung und Milchproduktion spezialisiert sind. Eine Ziege kann bis zu 100 Liter Milch pro Jahr produzieren. In Bonn gibt es bislang noch keinen Melkbetrieb.

Die Ziege als Nutztier ist auf dem Vormarsch, die Zahl der Zuchttiere steigt. Diese Entwicklung bringt aber auch Nachteile mit sich. "Die intensive Landwirtschaft mit Ziegen hat die nicht so leistungsfähigen Rassen verdrängt", so Brüne. Allein Hobbyzüchter bemühten sich, die seltenen Rassen zu erhalten. "Immer mehr Privatpersonen halten sich Tiere", freut sich Brüne, "ich selber habe Hühner, Kaninchen, und auch Ziegen."

Aber auch als Liebhaber dieses bärtigen Tieres räumt er ein, dass Ziegen nicht ganz einfach zu halten sind. Es seien sehr intelligente Tiere und deshalb sehr frech und lebendig, demnach würde es aber auch nie langweilig.

Genauso wie bei anderen Tierarten, zum Beispiel Hund oder Katze, komme es nur auf die richtigen Kenntnisse an, die sich jeder mit Hilfe von Fachliteratur aneignen könne. Eine einfache Regel gibt es allerdings, so Brüne: Ziegen sollten zu zweit gehalten werden. "Sie müssen sich auch mal unterhalten, das ist genau wie bei uns Menschen", sagt er lachend.

Die kleine Ziegenherde kann am Samstag bis 13 Uhr besichtigt werden, und zwar vor der Andreas-Hermann-Akademie, In der Wehrhecke 1.

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