Beim GA-Ortstermin in Rheinbach üben Lehrer Kritik

Die Lebensqualität ist gut, die Sicherheitslage im grünen Bereich. Von außen betrachtet ist in Rheinbach alles in bester Ordnung.

Beim GA-Ortstermin in Rheinbach üben Lehrer Kritik
Foto: Wolfgang Henry

Die Frage, ob die Hauptstraße zur Fußgängerzone werden soll, ist so eines, ebenso wie die Zukunft der weiterführenden Schulen. Das wurde am Dienstagabend beim GA-Ortstermin mit rund 130 Besuchern im Raiffeisenhaus deutlich.

Viele nutzten die Gelegenheit, unter Moderation von GA-Redakteur Dominik Pieper mit den Podiumsgästen Bürgermeister Stefan Raetz, Paul Nelles (Vorsitzender Gewerbeverein), Andrea Kaminski (Vorsitzende Stadt-Schulpflegschaft), Gerd Wiendieck (Arbeitskreis Stadtmarketing) und Polizeidirektor Dieter Weigel zu diskutierten. Im Vorfeld hatte der GA eine Umfrage zu Lebensqualität, Einkaufen, Fußgängerzone und Sicherheit durchgeführt, 1 091 Bürger hatten sich beteiligt. Die Hauptthemen bei der Diskussion:

  • Sicherheit: Laut GA-Umfrage fühlen sich 71 Prozent der Befragten sicher in Rheinbach, 27,4 Prozent "nicht immer". Polizeidirektor Weigel machte mit Blick auf die Statistik deutlich, dass Rheinbach "rein zahlenmäßig" ein größeres Problem habe als Meckenheim, dass das subjektive Sicherheitsgefühl in Rheinbach aber größer sei. Er betonte die "Garantie", dass für jeden Wachbereich mindestens ein Streifenwagen vorgehalten werde. Zudem sei die Polizei "auch mit verdeckten Kräften" unterwegs in Rheinbach, wenn es dafür einen Anlass gebe, erklärte der Inspektionsleiter. Bürgern, die sich im Rodderfeld wegen Wohnungseinbrüchen unsicher fühlen, bot er ebenso persönliche Gespräche an wie der Gemeinschaftsgrundschule Sürster Weg, wo ein erst wenige Wochen alter Seilgarten zerstört worden war.
  • Schulen: Das emotionalste Thema des Abends. Raetz bekannte, dass es ihm angesichts des "sehr, sehr guten Schulangebots" am liebsten wäre, wenn alles genauso bleibe, wie es ist. Das sei aber angesichts des "Riesenproblems" der Hauptschule mit zurückgehenden Anmeldezahlen sowie der demografischen Entwicklung mit sinkenden Schülerzahlen nicht möglich.Heikel: Wird die Hauptschule abgeschafft, wird auch die Realschule als Schultyp nicht weiter existieren. Beides würde wohl in einer neuen Schulform aufgehen, etwa in einer Gemeinschafts- oder in einer Gesamtschule. Zahlreiche Lehrer der Tomburg-Realschule und Elternvertreterin Birgit Schwegmann waren gekommen, um dagegen Stellung zu beziehen. "Es gibt zurzeit keine Notwendigkeit, etwas an den Schulformen zu ändern.

Das behauptet die Politik, aber der Elternwille sagt was anderes", so die ehemalige Schulleiterin Hedwig Schmitt-Wojcik. Die Lehrer fühlten sich übergangen, so Martin Blome: "Es werden Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg gefällt. Wir sind richtig grantig darüber, dass so etwas in der Schulstadt Rheinbach gemacht wird." Raetz konterte, dass über die künftige Schulstruktur noch nichts entschieden sei und dass im laufenden "offenen Diskussionsprozess" der Elternwille ernst genommen werde. Als "relativ zweifelhaft" bezeichnete jedoch Andrea Kaminski von der Stadt-Schulpflegschaft das Ergebnis der Umfrage, die die Stadt im vergangenen Jahr unter Eltern durchgeführt hat.

Das Ergebnis ist die Grundlage für die Diskussion zur künftigen Schulstruktur. Die Eltern sollten ankreuzen, welchen Schultyp sie generell für ihre Kinder bevorzugen. "Eltern von Kindergartenkindern oder Grundschülern würden wohl kaum die Hauptschule ankreuzen", so Kaminski. Eltern im Publikum bemängelten zudem Probleme rund um den Schulbusverkehr aus den Rheinbacher Höhenorten. Der Bürgermeister sah darin "noch eine Aufgabe" für die Stadt.

  • Hauptstraße: Ein langjähriges Streitthema. Bei der GA-Umfrage hatten sich 58 Prozent der Teilnehmer für eine Fußgängerzone ausgesprochen, 33 Prozent dagegen. "Mir fehlt es, in Rheinbach in Ruhe an den Geschäften vorbei zu schlendern", sagte Klaus Pühl. "Zum Einkaufen fahre ich deshalb oft in Städte mit Fußgängerzone, nach Euskirchen oder Bonn."Der Vorsitzende des Gewerbevereins Nelles ist jedoch der Ansicht: "Die Hauptstraße ist ohne den Verkehr tot." Das habe man bei deren Vollsperrung im Jahr 2001 erlebt. Damals wurde der Versuch frühzeitig abgebrochen. "Weil dort zu wenig Passanten unterwegs waren, mussten manche Geschäfte sogar schließen", so Nelles.

Doris Zimmer meinte aber: "Als Mutter von vier Kindern fahren für mich auf der Hauptstraße zu viele Autos." Der Bürgermeister sprach sich nur für eine weitere Beruhigung der Tempo-30-Zone aus. Man habe schon einen Zebrastreifen angelegt, einen weiteren solle es an der Kirche geben. Auch Wiendieck, der eine Dissertation über Innenstädte zitierte, warnte vor einer reinen Fußgängerzone.

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