Beim Nachschlag kocht der Kursaal in Bad Neuenahr über

Bei der Gourmet- und Wein-Gala werden die Gäste unter dem Motto "Terroir" verwöhnt

Beim Nachschlag kocht der Kursaal in Bad Neuenahr über
Foto: Martin Gausmann

Bad Neuenahr. Wenn's noch etwas auf den Teller gibt, heißt das Nachschlag. Wenn eine Band noch Musik nachliefert, wird es Zugabe genannt: Dererlei Extras gab es in der Nacht zum Sonntag im Kursaal reichlich. Abba-Hits rissen die rund 300 Gäste der Gourmet- und Wein-Gala nach ausgiebigem Kosten von den Stühlen, es wurde geklatscht, getanzt, gejubelt: Das Vergnügen war offensichtlich riesig.

Das Motto des Abends hieß "Terroir", und Köche wie Winzer hatten das Beste aus Küche und Keller geholt, um mit der bekannten Auftaktveranstaltung eine Initialzündung zu einer Reihe von Genuss-Erlebnissen zu geben. Und so kamen überwiegend heimische Produkte aus Eifel, Grafschaft oder Westerwald zum Einsatz.

Terroir bezeichnet - grob gesagt - die Aromen, die die Früchte einer Region liefern. Jean-Marie Dumaine, Patron des Vieux Sinzig, nennt es "die unverwechselbaren Eigenschaften eines Produktes, wobei besonders die Geologie und das Klima einer Region eine Rolle spielen". Piment d´Espellete, spezielles Paprika aus dem Baskenland, sei etwa ein solch besonderes Produkt. Oder sein Hecht aus dem Westerwald und Gemüse aus der Region.

Bürgermeister Achim Haag, stellvertretender Aufsichtsrat der Ahr-Rhein-Eifel Tourismus und Service GmbH, geht sogar noch weiter: "Zum Terroir gehören auch Menschen und Emotionen. Ohne Emotionen wird menschliches Handeln zu rein mechanischem Handeln, dann gibt es keinen Wein und keine kulinarischen Höhepunkte."

Den ersten Höhepunkt brachte dann in der Vorspeise Hans Stefan Steinheuer, Gallionsfigur der Ahr-Köche, auf den Tisch. Er verband die Aromen der Nordsee in seiner Vorspeise. "Terroir kann auch das sein, was aus dem Wasser kommt, die deutsche Nordsee ist für ihre besonderen Meeresbiotope bekannt", erklärt der Zwei-Sterne-Koch. Büsumer Krabben auf einer Hummermousse, Sylter Austern und Tartar vom Nordsee-Taschenkrebs stimmten die Gästeschar auf weitere Gaumengenüsse ein.

Zum Beispiel auf besondere Kartoffeln aus der Eifel, auf die Jörg Münsterberg, Küchenchef im Seehotel Maria Laach, schwört. Eine Sorte "Nicola", die auf den Bimsböden ihren Geschmack gewinnt. Roger Müller, Patron des Prümer Gang, bekannte sich zu Fenchel von der Grafschaft. Der wurde klein geschnitten, in Rapsöl angeschwitzt, mit Champagneressig abgelöscht und ordentlich abgeschmeckt und sorgte für manches Ah und Oh. Winterzeit ist Eintopfzeit. Eine vielgefragte Interpretation vom Grünkohl gab es am Stand des Sternerestaurants Sanct Peter.

Der Grünkohl hatte Biß und ertrank nicht in Fett. Wir lüften das Geheimnis: Grünkohl zupfen, also Stiele und Blattrippen weglassen, in Speckfond blanchieren, mit Kartoffelwürfelchen verfeinern und abschmecken, dazu Keulen von Eifeler Kaninchen und Sauce vom Monschauer Senf, da kam mancher Gast gerne zum Nachschlag.

Überhaupt Wild: Christian Storch vom Gasthaus Assenmacher brachte Damwild aus heimischer Jagd auf den Tisch, im Niedrigtemperaturverfahren gegart und unvergleichlich zart.

Ein Schnäpschen in Ehren: Eifelgeist-Brenner Peter-Josef Schütz nahm den Gedanken von Achim Haag auf und betonte, dass der Himbeergeist seiner Destillerie seinen besonderen Geschmack von Grafschafter Himbeeren erhalte. "Die Bauern haben die besten Erfahrungen mit der Frucht, wir bekommen nirgendwo bessere."

Dem will auch Winzer Markus Kriechel nicht widersprechen: "Es sind eben die Leidenschaft der Menschen, unsere Böden, unsere Steillagen und das besondere Klima an der Ahr, die so wunderbare Weine hervorbringen."

Da wundert es nicht, dass soviele Gäste weit angereist sind. Und Maternus Fiedler, Vorsitzender der Vereins Ahrtal-Tourismus, freute sich, "dass wir mit den Gourmet- und Wein-Veranstaltungen richtige Zugpferdnummern haben, die das Image der Region hochhalten und unserer Heimat ein unverwechselbares Gesicht geben."

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