Umzug in altes Hotel Bewohner der Lebenshilfe finden vorübergehende Heimat

Rolandseck · Das Haus der Lebenshilfe in Sinzig wurde in der Flutnacht überschwemmt. Zwölf Bewohner starben. 20 Männer und Frauen haben jetzt in einem ehemaligen Hotel in Rolandseck eine neue Heimat gefunden - vorübergehen.

 Die von der Lebenshilfe betreuten Menschen stehen vor ihrer neuen Unterkunft in Rolandseck. Links im Bild: Vorsitzender Uli van Bebber.

Die von der Lebenshilfe betreuten Menschen stehen vor ihrer neuen Unterkunft in Rolandseck. Links im Bild: Vorsitzender Uli van Bebber.

Foto: Martin Gausmann

Die Bewohner des bei der Naturkatastrophe im vergangenen Sommer überfluteten Lebenshilfe-Hauses in Sinzig haben eine neue, vorübergehende Heimat gefunden. In Rolandseck bezogen sie nun das neue Domizil. Der Vorsitzende des Vereins, der sich für Menschen mit Behinderung einsetzt, Uli van Bebber: „Wir sind sehr froh, diese Möglichkeit hier gefunden zu haben.“

Bis zum vergangenen Oktober wurde die Immobilie neben dem Arp Museum als Hotel betrieben. Dann schloss der „Düsseldorfer Hof“ für immer seine Pforten. Der Besitzer verkaufte das Gebäude an eine Remagener Baufirma, die nun Vermieter des Lebenshilfevereins ist. Zunächst für zwei Jahre und mit Option auf Verlängerung kann das Haus mit seinem mehr als 20 Zimmern von den neuen Bewohnern genutzt werden. Van Bebber: „Es ist eine Interimslösung, mit der wir sehr zufrieden sind.“ Langfristig suche man allerdings ein neues Zuhause für die behinderten Menschen und deren Betreuer.

In der Flutnacht waren zwölf Bewohner im an der Ahr gelegenen Lebenshilfe-Wohnheim in Sinzig unter dramatischen Umständen ums Leben gekommen. Auch neun Stunden nach Ausbruch der Katastrophe im 40 Kilometer entfernten Schuld hatte es offenbar keine geeigneten Warnungen für die Menschen an der Ahrmündung gegeben. Kurz nach Mitternacht wurden sie von den Wassermassen völlig überrascht und eingeschlossen. Keller und Parterre standen bis unter die Decke im ins Gebäude eingedrungenen Wasser. Für zwölf Bewohner gab es kein Entrinnen mehr.

Im Zuge der staatsanwaltlichen Ermittlungen, die von der Koblenzer Oberstaatsanwaltschaft gegen den früheren Landrat des Kreises Ahrweiler und gegen den von ihm eingesetzten Leiter des Krisenstabes betrieben werden, spielt gerade das Drama im Sinziger Lebenshilfehaus eine große Rolle.

In Notunterkünften konnten die behinderten Bewohner des Hauses zunächst untergebracht werden. So beispielsweise in Mendig. Dort fand der Verein Platz in einem ehemaligen Caritas-Wohnheim, das von 16 Bewohnern genutzt wird. In Rolandseck können nun weitere 20 Behinderte ein vorläufiges neues Zuhause finden.

Zunächst galt es allerdings, zwei neue Fluchttreppen im ehemaligen „Düsseldorfer Hof“ zu bauen. Außerdem mussten neue Brandschutztüren beschafft werden, um alle notwendigen Auflagen zu erfüllen. 120 000 Euro hat der Verein Lebenshilfe hierfür aufbringen müssen. Da kam eine Spende des Fanclubs des FSV Mainz 05 gerade recht. Am Samstag übergaben die Freunde des Fußball-Bundesligisten mehr als 5000 Euro, die sie bei jüngsten Partien ihres Vereins von den wegen der Corona-Pandemie nur wenigen zugelassenen Zuschauern gesammelt hatten.

„Für uns ist das nun der erste Schritt, wieder neuen Wohnraum zu schaffen“, sagte Uli van Bebber, der seit 2015 Vorsitzender des Lebenshilfevereins ist. Der 60-Jährige arbeitet als Ministerialdirigent in einem Bundesministerium, ist außerdem Vorsitzender der FDP im Kreis Ahrweiler und Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Kreistag. Er sei optimistisch, so van Bebber, in den nächsten Jahren eine dauerhafte Lösung für die Bewohner der Häuser in Mendig und in Rolandseck zu finden.

Neben 20 Einzelzimmern stehen im ehemaligen „Düsseldorfer Hof“ ein großer Küchentrakt, ein Speiseraum und auch ein großer Gemeinschaftsraum für Spieleabende zur Verfügung. Tagsüber gehen alle Bewohner einer Beschäftigung nach. Beispielsweise in einer der Caritaswerkstätten.

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