ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt Brand im Rottbitze-Tunnel: Großübung in Bad Honnef

Bad Honnef · Die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis und Deutsche Bahn haben Freitagnacht einen Großeinsatz im Rottbitzetunnel der ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt simuliert.

 Groß-Übung auf der ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt

Groß-Übung auf der ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt

Foto: Alf Kaufmann

Ein ICE brennt, Fahrgäste wählen den Notruf, während der Zug unverzüglich anhalten muss und dies in der Mitte des 990 Meter langen Rottbitzetunnel tut. Die bis zu 400 Fahrgäste des 200 Meter langen Zuges können sich weitestgehend in Sicherheit bringen. Fünf Verletzte bleiben zurück – die Feuerwehr wird sie im verrauchten Tunnel neben und im brennenden Zug suchen und retten müssen.

So die Theorie, denn die Großschadenslage, die am frühen Samstagmorgen um 00:45 Uhr per Funkmelder den Feuerwehren aus Bad Honnef, Königswinter, Sankt Augustin, Siegburg und Troisdorf mitgeteilt wurde, war eine seit langem geplante Großübung. Ein Szenario, das auch vor dem Hintergrund des ICE-Brandes am 12. Oktober 2018 im Luftlinie 25 Kilometer entfernten Dierdorf keineswegs unrealistisch erschien.

Und ein Szenario, dass die Einsatzkräfte in der Region jederzeit unerwartet ereilen könnte – plötzlich, aber nicht unvorbereitet, wie Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg als Einsatz- und Übungsleiter vor Ort erklärte. Bereits seit der Bauphase der 180 Kilometer langen ICE-Schnellfahrtstrecke zwischen Köln und Frankfurt probten Einsatzkräfte immer wieder den Ernstfall in verschiedenen Szenarien und auch den verschiedenen Tunnelanlagen, zu denen der 627 Meter lange Tunnel Troisdorf, der 2.502 Meter lange Siegauentunnel, der 1.145 Meter lange Ittenbachtunnel, der 1.240 Meter lange Aegidienbergtunnel sowie der 990 Meter lange Rottbitzetunnel gehören.

Groß-Übung auf der ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt
28 Bilder

Groß-Übung auf der ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt

28 Bilder

Für 29,2 der rund 180 Bahnkilometer sind im Ernstfall die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis zuständig, die im Ernstfall gemeinsam anrücken würden. Die Wahl des Übungsortes am Rottbitzentunnel kurz vor der Rheinland-Pfälzischen Landesgrenze sei kein Zufall gewesen, so Kreisbrandmeister Dirk Enstenberg: „Der Tunnel liegt im Außenbereich des Kreisgebietes und wir möchten die entsprechenden Fahrzeiten der Feuerwehreinheiten dokumentieren, um sie im Einsatzkonzept berücksichtigen zu können.“ Jenes Einsatzkonzept wurde im vergangenen Jahr überarbeitet und für jeden der 20 Abschnitte entlang der Strecke einzelne Detailplänen zur Anfahrt und Zugängen zur Strecke erarbeitet. Eine Theorie, die es mit der Großübung zu erproben galt, erklärte Engstenberg, während die ersten Einsatzkräfte mit Blaulicht und Martinhorn auf den großen Rettungsplatz am südlichen Portal des Rottbitzetunnel eintrafen.

Hinter einem Sicherheitstor führt eine lange, befahrbare Rampe zur Tunnelöffnung. „Die Bahn informiert uns nach wie vor per Fax, ob die Strecke für Einsatzkräfte freigegeben ist“, erklärt der Königswinterer Feuerwehrsprecher Lutz Schumacher das Bahneinsätzen übliche Verfahren: „In einem zweiten Fax wird mitgeteilt, ob der Streckenabschnitt stromlos geschaltet wurde. Vorher könnten wir nicht löschen.“ Dann ging alles ganz schnell: Mit zwei Loren, zwei auf den Schienen rollenden Podesten, die jeweils an jeder Tunnelöffnung vorgehalten werden, brachten die Einsatzkräfte Leitern, Klapptragen, Schläuche und Werkzeug zum rund 400 Meter entfernt stehenden Zug.

Dabei trugen sie ihre schwere Schutzausrüstung und spezielle Atemschutzgeräte, sogenannte Langzeitatmer mit zwei leichten Compositflaschen, um mehr Pressluft für die lange Laufstrecke im Tank zu haben. Insgesamt fünf mannsgroße und –schwere Puppen wurden von den insgesamt 10 Angriffsstaffeln im und neben dem Zug gesucht und gerettet. Rauch oder gar Feuer gab es freilich nicht, aber auch keinen künstlichen Nebel – die Nebelmaschine war defekt. Im Ernstfall stünde der Feuerwehr alle 120 Meter ein Anschluss für ihre Schläuche zur Verfügung, die von zwei jeweils 96.000 Liter umfassenden Löschwassertanks gespeist werden.

Auf die Erprobung der Löschtechnik verzichtete die Wehr in der Nacht ebenso wie auf Mimen, die bei anderen Großübungen flüchtende oder verletzte Bahnreisende spielten: In erster Linie gehe es darum, das Einsatzkonzept mit den Detailplänen sowie die Zusammenarbeit zu überprüfen, zeigte Einsatzleiter Dirk Engstenberg, während in der spärlich beleuchteten, grauen Tunnelröhre zügig und konzentriert die Aufgaben abgearbeitet wurden. Und das geschah derart schnell und routiniert, sodass die Übung bereits eine halbe Stunde früher als geplant beendet werden konnte.

Der Feuerwehrchef zeigte sich hochzufrieden von seinen ehrenamtlichen Helfern. Eine detaillierte Bewertung der Übung werde erst nach der Nachbesprechung in 14 Tagen erfolgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort