Vermisste nach fünfeinhalb Jahren tot aufgefunden Kriminaltechniker untersuchen Tod von Birgit A. aus Lohmar

Büchenbeuren/Lohmar · Fünfeinhalb Jahre nach ihrem Verschwinden hat ein Pilzsammler die sterblichen Überreste der 54-jährigen Birgit A. aus Lohmar in einem Wald im Rhein-Hunsrück-Kreis entdeckt. Die Frau war 2015 nicht von der Arbeit am Hunsrück-Flughafen Hahn zurückgekehrt.

Birgit A. hatte am 4. April 2015 ihren Dienst am Flughafen Hahn/Hunsrück beendet und ist danach nicht nach Hause zurückgekehrt.

Birgit A. hatte am 4. April 2015 ihren Dienst am Flughafen Hahn/Hunsrück beendet und ist danach nicht nach Hause zurückgekehrt.

Foto: dpa/Thomas Frey

Nach mehr als fünf Jahren ist es traurige Gewissheit: Die seit Ostern 2015 vermisste Birgit A. aus Lohmar ist tot. Ein Pilzsammler hatte am vergangenen Donnerstag in einem Wald bei Büchenbeuren im Rhein-Hunsrück-Kreis menschliche Knochen gefunden. Wie die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach auf Anfrage mitteilte, konnten in der Nähe gefundene Gegenstände Birgit A. zugeordnet werden. Über einen Zahnabgleich habe man die Tote „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ identifiziert. Bislang gebe es noch keine Erkenntnisse darüber, ob die Lohmarerin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sei oder einen tödlichen Unfall erlitten habe. Klarheit sollen weitere kriminaltechnische und rechtsmedizinische Untersuchungen bringen. Mehr wollte auch das zuständige Polizeipräsidium Koblenz auf Anfrage aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Mit dem Leichenfund endet die Suche nach Birgit A. unweit der Stelle, an der sie im April 2015 zuletzt lebend gesehen worden war. Die damals 54-Jährige arbeitete beim Deutschen Wetterdienst im Tower des Flughafens Frankfurt-Hahn. Am Morgen des Karsamstags beendete sie dort ihren Dienst – kam aber nie im heimischen Lohmar an. Wie berichtet, meldete ihr Mann sie am nächsten Tag bei der Siegburger Polizei als vermisst. Die Familie startete zudem einen Suchaufruf über Facebook, unter Freunden und in den Vereinen, in denen Birgit A. auch in Siegburg aktiv war. Eine Woche später entdeckte ein Postbote das Auto der Vermissten nicht weit vom Flughafen entfernt in Lautzenhausen. Der rote Renault parkte auf einem der Stellplätze hinter dem Gemeindehaus. Dort soll er laut Zeugenaussagen seit dem Morgen des Ostersamstags gestanden haben.

In der Folge übernahm die Kriminaldirektion Koblenz die Ermittlungen, die Sonderkommission „Hahn“ wurde gegründet. Unterstützt von Feuerwehrleuten suchten Polizisten den Flughafen und seine Umgebung ab. Der Chef der Mordkommission, Bernd Kreuter, berichtete im Oktober 2016 im Gespräch mit dem Magazin Stern vom Ausmaß der Suche: Hundertschaften durchkämmten tagelang die Gegend, auch schwer zugängliches Waldgebiet. Taucher suchten neun Wasserbecken ab. Bereitschaftspolizisten durchforsteten sämtliche Gebäude auf dem ehemaligen Militärgelände. Hubschrauber mit Wärmekamera waren ebenso im Einsatz wie Spürhunde und Mantrailer. Vergeblich. Von Birgit A. fehlte jede Spur.

Auch eine Umfrage unter den mehr als 2000 Flugpassagieren, die am Karsamstag vom Flughafen Hahn aus gestartet oder dort gelandet waren, sowie unter den Gästen der umliegenden Hotels und Pensionen brachte keine Erkenntnisse. Polizisten verteilten Handzettel, klebten Plakate in mehreren Sprachen, gingen in den umliegenden Dörfern von Haus zu Haus - ohne Erfolg. Ebenso erfolglos blieb ein Suchaufruf in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“. Im Auto der Vermissten fanden sie neben Walkingstöcken, drei Taschen und einem Trolley eine Umhängetasche mit Portemonnaie, Personalausweis und Handy.

Im Mai 2015 machte die Kriminalpolizei ihre Befürchtung öffentlich, „dass die 54-Jährige nicht freiwillig verschwunden ist, sondern ein Kapitaldelikt oder ein Unfall als Ursache immer wahrscheinlicher wird“. Ob Handyauswertung, Kalendereinträge oder Terminplanung mit ihren drei Kindern und Freunden, laut Polizei sprach schon zu diesem Zeitpunkt alles gegen ein freiwilliges Abtauchen. Am Ostersonntag wollte sie, so berichtete Mordkommissionschef Bernd Kreuter im Stern, mit ihrem Mann und den drei Kindern grillen, am Tag darauf mit einer Freundin walken. Die Polizisten konzentrierten sich in der Folge auf das Hobby der Vermissten. Sie fuhren etwa mit dem Mountainbike die Strecke Hahn-Bärenbach-Dill-Römerstraße/Römerturm-Büchenbeuren ab, wo Birgit A. im März noch gewandert war. Sie versuchten so herauszufinden, ob sie in einem Gasthaus oder beim Wandern vielleicht jemanden kennengelernt hatte. Vergeblich.

„Wir hoffen immer noch, den Fall aufklären zu können, wir werden nicht aufgeben“, hatte Bernd Kreuter im Oktober 2016 erklärt. Vier Jahre später ist er nun einen Schritt weiter. Birgit A. wurde gefunden. Was mit ihr am Ostersamstag 2015 geschehen ist, steht damit aber noch immer nicht fest. Die Ermittlung geht weiter.

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