Bonner Studenten legen in Walberberg Grabstätte frei
Archäologie-Studenten der Uni Bonn suchen und finden auf der 2 500 Quadratmeter großen Brachwiese in Walberberg Belege dafür, dass schon in merowingischer und karolingischer Zeit auf dieser Wiese gesiedelt wurde.
Bornheim-Walberberg. Für die Walberberger ist es fast schon ein gewohnter Anblick in der Sommerzeit: Von Weitem sieht man einen alten Bauwagen, einen blauen Container und ein großes Zelt auf der Wiese am Franz-von-Kempis-Weg.
Zum fünften Mal in Folge verbrachten Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn einen Großteil ihrer Semesterferien auf der Weide im Süden von Walberberg. Die angehenden Archäologen suchen und finden auf der 2 500 Quadratmeter großen Brachwiese Belege dafür, dass schon in merowingischer (5. bis 8. Jahrhundert) und karolingischer (8. bis 10. Jahrhundert) Zeit auf dieser Wiese gesiedelt wurde.
Die Vorauasetzungen waren gut: Der Boden ist fruchtbar, die Hanglage war strategisch günstig, nahe der ehemaligen Siedlung liegt der kleine Siebenbach, der zwischen Walberberg und Merten entspringt und bei Sechtem in den Mühlenbach mündet. Im nahen Wald war ausreichend Brennholz für das Töpferhandwerk, das auch in Pingsdorf und Badorf betrieben wurde, vorhanden.
Nach dem im vergangenen Jahr geborgenen Sarkophag haben die Forscher dieses Jahr in rund einem Meter Tiefe ein Grab mit einer Keramik-Urne aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. gefunden. Neben der Urne befand sich in dem Grab ein weiteres kleineres Keramikgefäß, das Grabungsleiter Michael Schneider als Grabbeigabe einordnet.
In der darüber liegenden Schicht, die die Überreste des Scheiterhaufens enthielt, wurden verschiedene Bronzegegenstände gefunden, die im Bonner Institut in den nächsten Monaten untersucht werden. "Es ist schon toll, Archäologie in der Praxis zu erleben, aber ich bin nach sechs Wochen reichlich k.o.", sagt Thomas Welz, der Archäologie studiert.
Thomas Kitzel steht in der Grube neben ihm und zeichnet akribisch die Verfärbungen der Erdstiche auf Millimeterpapier ab, damit sie später im Bonner Institut als wichtige Grundlage für eine Bachelorarbeit dienen können. Die beiden bearbeiten den zweiten größeren Fund der Grabung: eine 13 Meter lange, 2,10 Meter tiefe dunkle Erdverfärbung, von der die Archäologen annehmen, dass es sich um eine Lehmentnahmegrube für den Ziegelbrand handelte.
Michael Schneider ist begeistert von diesem Projekt, das in Kooperation mit dem Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland stattfindet, weil die Studenten so alles von der Pike auf lernen können. "Hier bekommen die Studenten schnell einen Blick dafür, was ein verschüttetes Mauseloch und was der Rest einer Siedlung ist."
Mit dem großen Zelt hat die Forschergruppe die Fundamente eines Grubenhauses gesichert. Zunächst wurde an dieser Stelle die obere Erdschicht mit einem Bagger abgetragen, anschließend wurden die Löcher für die Dachpfosten des Vorzeithauses lokalisiert. Mit einer Maurerkelle, die bei Michael Schneider schon sehr abgenutzt aussieht, werden der Grundriss und die verschiedenen Ebenen der Grube sorgfältig "geputzt".
Immer wieder dokumentieren Fotografien und Zeichnungen den Stand der Arbeiten. Der regenreiche Sommer machte auch den Forschern zu schaffen. Ein Stich war nach einem nächtlichen Unwetter mit Wasser vollgelaufen und musste morgens erst einmal trockengelegt werden. Oft wird bei Regen auch die Zeit genutzt, um die Fundstücke, meist handelt es sich um Tonscherben oder Knochen frühzeitlicher Mahlzeiten, von Erde frei zu waschen.
Das in Körben und Plastiktüten nach Farbe und Material vorsortierte Ergebnis der Exkursion gleicht einem gigantischen Puzzle, von dem man weder weiß, wie viele Teile es hat, noch ob es vollständig ist. Nach achtwöchiger Arbeit auf der Wiese wurden die Ausgrabungsstellen Ende letzter Woche wieder zugeschüttet.