Rösberger Wahrzeichen Broschüre erzählt Geschichte des Wasserturms

Bornheim-Rösberg · Willi Hermann zeichnet in einer Broschüre die Geschichte des 100 Jahre alten Wasserturms in Rösberg nach. Öffentlich präsentiert wird diese am Samstag, 17. August.

 Aus dem Jahr 1955 stammt diese Aufnahme des Rösbergers Hans Schmitz. Im Vordergrund gut zu erkennen ist die „Dränk“, eine damalige Viehtränke.

Aus dem Jahr 1955 stammt diese Aufnahme des Rösbergers Hans Schmitz. Im Vordergrund gut zu erkennen ist die „Dränk“, eine damalige Viehtränke.

Foto: Hans Schmitz, Rösberg

Wenn Marita Lang schon von Weitem den Wasserturm sieht, fühlt sie sich zu Hause. „Die Leute hier identifizieren sich weitaus mehr mit dem Wasserturm als mit der Kirche“, sagt die Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rösberg. Gemeinsam mit Kirche und Schloss stellt er eines der drei Wahrzeichen des Ortes dar. Ganz groß hat die Dorfgemeinschaft denn auch den 100. Geburtstag des Bauwerks im Juni gefeiert.

Damit nicht genug, hat der Rösberger Willi Hermann zum Jubiläum nun eine lesenswerte, 40 Seiten starke Broschüre unter dem Titel „100 Jahre Rösberger Wasserturm“ herausgebracht. Vorgestellt wird diese am kommenden Samstag, 17. August, 14.30 Uhr, im Haus am Turm, wo sie zum Selbstkostenpreis gekauft werden kann.

Für seine Recherche ist Hermann tief in die Geschichte des Vorgebirgsorts eingestiegen. Seit Februar hat er unter anderem im Stadtarchiv Bornheim in Akten der Bürgermeistereien Waldorf und Sechtem gestöbert und Dokumente zur Besatzung des Dorfes nach dem Ersten Weltkrieg gesichtet. Im Rösberger Pfarrarchiv fand der Hobbyhistoriker dabei unter anderem Aufzeichnungen der Pfarrer Karl Pfeifer und Jakob Flamm.

So ist in der Broschüre zu erfahren, dass der Wasserturm auf Betreiben der englischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg errichtet wurde – und das nicht ganz uneigennützig. Die britischen Soldaten nämlich „beschlagnahmten die Quellen unterhalb der Rösberger Burg, die auf dem Gebiet des Barons (von Weichs) liegen, erbauten die Pumpstation, ließen durch ihre Soldaten von da aufwärts in der dortigen Schlucht bis zum Kirchweg der Burg, dann auf diesem über die Steinstraße und Weberstraße bis zum Wasserturm einen Graben zur Lagerung der Eisenrohre aufwerfen“, zitiert Hermann Pfarrer Pfeifer. Eine Aufnahme von 1922 zeigt, wie sich der Turm in der „Dränk“, einer heute nicht mehr existierenden Viehtränke, spiegelt.

Recherche im Stadt- und Pfarrarchiv

Zurückgreifen konnten die Briten auf den Plan der Rheinischen Wasserwerks-Gesellschaft Cöln-Deutz aus der Zeit vor 1914. Danach sollte der Wasserturm baulich in die Landschaft und zu Schloss und Kirche passen. Laut Hermann errichteten die Briten zur Wasserversorgung – angeschlossen werden sollten ebenfalls die Nachbarorte Hemmerich-Kardorf (damals eine Gemarkung), Merten-Heide und Trippelsdorf – fünf Brunnen, aus denen das Wasser mithilfe von Saugleitungen entnommen und über das neu errichtete Pumpenhäuschen am Nonnenholz, einem Gewässer beziehungsweise einer Quelle unterhalb der Burg, in den Wasserturm hochgepumpt wurde.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Wasserturm als Beobachtungsstand für die Flakstellung der Wehrmacht genutzt. Aber auch als „Friedensbote“ spielte er eine Rolle. So schildert Hermann eine Begebenheit vom März 1945, als es kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner zu Auseinandersetzungen zwischen einem Landwirt, der auf dem Turm eine weiße Fahne hissen wollte, und einem deutschen Oberleutnant kam.

Bis 1975 in Betrieb

Störungen in der Wasserversorgung traten in Rösberg und den Nachbarorten wegen der veralteten Technik zusehends ab Anfang 1960 auf. Mit der Errichtung der beiden Hochbehälter auf der Mertener Heide und dem Wasserwerk der Stadt Bornheim hatte der Wasserturm 1975 endgültig ausgedient. Obwohl die Stadt 1981 den Turm an einen Privatmann verkaufte, der diesen 1991 an eine Werbeagentur weiter veräußerte, nagte der Zahn der Zeit an dem Gebäude.

Das änderte sich, als 1992 die Familie Eiden den 1986 unter Denkmalschutz gestellten Wasserturm erwarb und 1995 die Restaurierung startete. Über jeweils mehrere Etagen entstanden zwei Wohnungen. Außen am Turm wurde eine Wendeltreppe, die auch als Fluchtleiter dient, angebracht. Der alte Wasserkessel wird jetzt als Schlafzimmer benutzt.

Wenn Willi Hermann von seinem Dorf erzählt, schwingt immer ein wenig Stolz mit. „Wir haben aus drei Epochen unterschiedliche Wahrzeichen: Die Kirche verkörpert den Glauben, das Schloss das herrschaftliche Verhältnis und der Wasserturm die Moderne.“

Der Vortrag „100 Jahre Rösberger Wasserturm“ findet am Samstag, 17. August, um 14.30 Uhr (bei Bedarf auch um 17 Uhr) im Haus am Turm, Fürchespfad 27, statt. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine verbindliche Anmeldung unter 0 22 27/61 77 oder per E-Mail an dorfgemeinschaft-roesberg@gmx.de gebeten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort